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Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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werden, dann Bummbumm in den Fußspitzen fühlen, dann Stimmen hören, dann tanzen die Blumen und Blätter und dann hallo Ochsenzoll, da klingelte ich lieber, um die Sache zu verifizieren, ich klingelte und klingelte, aber keiner machte auf. In der Ferne lärmte eine Straßenbahn und oben auf dem Gehweg schlurften Leute vorbei, wahrscheinlich auf dem Weg zur Arbeit, aber hier unten, im Souterrain vor der Clubtür, tat sich gar nichts.
    Ich nahm Raimunds Telefon aus der Jackentasche, was einige Zeit dauerte, es war so groß und klobig, dass es sich in der Tasche verkantet und verklemmt hatte, ich fummelte und fummelte und meine Jacke ging auch ein bisschen kaputt dabei, aber dann hatte ich den Knochen in der Hand und aktivierte Ferdis Nummer im Kurzwahlspeicher. Es tutete zwei, drei, vier Mal, dann war plötzlich Bummbumm-Musik zu hören und Stimmengeschrei und jemand rief: »Wem gehört das Ding hier? Geil!«, und dann: »Hallo, hallo?!«
    »Ferdi?«
    »Gib mal her, Finger weg! Hallo?«
    »Ferdi?«
    »Hallo, hallo? Wer spricht?« Es war Sigi.
    »Charlie. Mach mal die Tür auf!«
    »Welche Tür?«
    »Die vom Club.«
    »Wo ist die denn?«
    »Wo du reingekommen bist, Sigi. Charlie hier. Wo ist Ferdi?«
    »Charlie, was machst du denn hier?«
    »Ich bin am Telefon, Sigi. Seid ihr im Club?«
    »Natürlich.«
    »Ich meine, seid ihr in dem Club, wo wir hinwollten?«
    »Hä? Wie bist du denn drauf?«
    »Mach mal die Tür auf, Sigi!«
    »Moment!«
    Die Tür ging auf und Sigi stand vor mir.
    »Charlie, da bist du ja!«
    »Hallo Sigi!«
    »Charlie!« Sie breitete die Arme aus und schlang sie um meinen Hals. »Guter alter Charlie!«
    Ich hob sie hoch und ging mit ihr in den Club. Als die Tür hinter uns zufiel, war es dunkel. Es gab eine zweite, dick gepolsterte Tür, die ich nur ertasten konnte, aber ich fand die Klinke nicht, diese Tür war mir zuvor auch gar nicht aufgefallen, wahrscheinlich hatte sie am Abend offengestanden, jetzt war sie verschlossen und wir standen im Dunkeln. Ich stellte Sigi ab, aber sie ließ meinen Hals nicht los und kicherte.
    »Sigi, lass los!«
    »Ach, Charlie! Du bist doch echt irgendwie ein ganz schön toller … – was weiß ich!«
    »Schon gut, Sigi.«
    »Kommst du jetzt, um uns abzuholen oder was?«
    »Ja. Ich hab’s doch versprochen!«
    »Ach, Charlie!« Sie seufzte. »Ich finde ja echt, dass du ein bisschen fett geworden bist, aber du siehst trotzdem noch ganz gut aus, auch dass du so groß bist!«
    »Groß war ich immer, Sigi«, sagte ich, während ich an der zweiten Tür, durch die leise die Musik drang, weiter die Klinke suchte. Schließlich nahm ich mein Feuerzeug zu Hilfe, während Sigi von hinten die Arme um meinen Bauch schlang und mich befummelte.
    »Überall Fett!« Sie kicherte. »Aber auch Muskeln.«
    »Sigi, hör auf mit dem Scheiß, wir sind hier nicht auf dem Viehmarkt!«
    Ich fand die Klinke und drückte die Tür auf. Heiße Luft und Geschrei und über allem fette Bummbumm-Musik schlugen mir in einem Riesenschwall entgegen. Der Laden war mir sehr klein vorgekommen, als er leer gewesen war, jetzt, proppenvoll, war er riesig, ich kam so langsam voran, dass alles unendlich weit weg war, ich versuchte in den hinteren Teil zu kommen, zum DJ-Pult, und das war eine Weltreise, Sigi behielt ich gleich bei mir, ich nahm sie in den Arm und trug sie durch die Leute. Hier war eindeutig Party und ich merkte, wie das dunkle Gefühl und der sentimentale Scheiß in dem Gedränge aus mir rausgedrückt wurden wie Zahnpasta aus der Tube, mit jedem Schritt durch das Gewühl kriegte ich bessere Laune, es war Party und ich war mittendrin, sogar mit Frau im Arm, auch wenn es Sigi war, die alte Quatschmadam, egal, ich hatte sie plötzlich sehr lieb, was soll man machen, wenn Party ist, dann darf man nicht wählerisch sein, und das dachte Sigi wohl auch, denn sie knabberte an meinem Ohr, während ich sie durch die Leute Richtung DJ-Pult schob, und dann sagte sie: »Karl Schmidt, was machst du mit mir?!« Ich stellte sie ab, bevor die Sache außer Kontrolle geriet, ich war ja schon leicht kontaktstoned. Bis zum Pult waren es noch etwa drei Meter und am Pult standen Basti und Holger und legten auf und warfen dazu die Arme in die Luft.
    »Komm, Charlie, wir trinken erstmal was!«, rief Sigi in mein Ohr.
    »Ja, bleib mal einen Moment hier, ich komme gleich wieder!«
    »Du alter Esel!«, rief sie und lachte.
    »Bis gleich, Sigi!«
    Unten an der Bühne stand Rosa.
    »Weißt du, wo Ferdi und Raimund

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