Magical Village 1 Zimt und Zauber
ganzes Gespräch?«
Roger und Shay und die Tierpflegerinnen lachten alle. Lu war noch verwirrter als zuvor.
»Ihr junger Mann hier hat ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk für Sie organisiert, oder genau genommen mehrere«, sagte Roger strahlend und reichte ihr eine umfangreiche Broschüre. »Dies ist das erste … wir werben gerade Auszubildende an und …«
Lu besah sich blinzelnd die Broschüre. Dann schrie sie begeistert auf.
»Bewerbungsformulare für die Ausbildung zur Tierschutzinspektorin? ICH? Wow! Das ist ja spitze! Aber ich kann nicht! Ich meine, das ist eine richtige Berufslaufbahn und nie … ich meine – ach, und was ist mit Hed und Biff? Die kann ich doch nicht im Stich lassen … Ach, und aber – ich kann nicht Auto fahren und komm weder mit Handys noch mit Computern klar und -«
»Das ist alles geklärt, Liebste.« Shay küsste sie. Die Tierpflegerinnen funkelten neidisch. »Sofern du willst, natürlich.«
»Natürlich will ich!« Lulu strahlte überglücklich. »Mehr als alles andere. Ich meine, das wollte ich doch eigentlich schon immer, ich hätte bloß nie gedacht, dass ich es könnte, weißt du …«
»Du brauchst einfach nur etwas mehr Selbstvertrauen«, sagte Shay. »Du bist ein bisschen schusselig und chaotisch und so und hast dich in dieser Rolle bequem eingerichtet. Alle haben dich immer als das schwarze Schaf der Familie
behandelt – aber in Wirklichkeit hast du jede Menge auf dem Kasten und außerdem ein Herz aus Gold. Du wirst die beste Tierschutzinspektorin der Welt werden und -«
»Sie sind genau richtig«, unterbrach Roger die Lobeshymne. »Perfekt. Sie erfüllen alle Kriterien, ich weiß, dass Sie qualifiziert sind, Sie haben sich bereits für den Tierschutz engagiert und schon bei zahlreichen Gelegenheiten mit uns zusammengearbeitet. Sie brauchen nichts anderes zu tun, als die Formulare auszufüllen und auf das Vorstellungsgespräch zu warten.«
»Und mein anderes Weihnachtsgeschenk für dich ist ein Crashkurs – entschuldige den Wortwitz – in Sachen Autofahren«, fügte Shay hinzu.
»Fahrstunden kannst du dir nicht leisten, und ich mir auch nicht! Wir haben doch beide kein Geld.«
»Doch, ich habe im neuen Jahr einen netten kleinen Teilzeitjob als Barkeeper im Faery Glen, der sich gut mit meinen Schichten vereinbaren lässt.« Shay grinste. »Hedley und Biff werden dir mit Freuden die besten Referenzen ausstellen. Offen gesagt war es doch eine starke Belastung für sie, dein Gehalt zu bezahlen – so werden sie in der Lage sein, mehr Geld für die Tiere weiterzuleiten -, und du kannst nach wie vor im Laden aushelfen, wann immer du magst.«
»Oh.« Lu stiegen Freudentränen in die Augen. Sie war sonst eigentlich keine Heulsuse – sofern es nicht um Tiere ging, natürlich -, aber das war nun doch alles ein bisschen viel auf einmal. »Ich danke euch. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Vielen, vielen Dank.«
Sie küsste erst Shay und dann Roger, bei den Tierpflegerinnen ließ sie es allerdings gut sein.
»Aber ich werde mir doch nicht die Haare abschneiden müssen, oder? Ob sie wohl unter die Kappe passen?«
»Die Perlen und Zöpfe müssten vielleicht etwas gebändigt werden, aber ich bin sicher, das kriegst du hin.« Shay grinste immer noch. »Und da ist noch etwas. Noch ein Geschenk. Ich dachte, wir erledigen das alles vor Weihnachten, damit es uns nicht zu sehr von Dolls großem Tag ablenkt.«
Die Tierpflegerinnen bildeten eine Gasse wie Showgirls im Fernsehen.
Pip, Squeak und Wilfred, Lus heimliche Lieblingswelpen von der Hundefarm, kunterbunt, mit schlaksigen Beinen und glänzenden Augen, sprangen an ihr hoch und versuchten alle gleichzeitig, sie abzuschlecken.
»Die sind von deiner Rettungsaktion übrig geblieben. Irgendwie gehören sie wohl zu keiner bestimmten Rasse. Deshalb wurden sie noch nicht vermittelt, und ich weiß, die Liebe beruht auf Gegenseitigkeit, also gehören sie dir – na ja, eigentlich uns. Mein Weihnachtsgeschenk für dich.«
Lu befreite sich aus der Umarmung des Hunderudels, wischte sich über die Augen, wohl wissend, dass Kajal und Wimperntusche total verlaufen wären und sie wie eine Pierrot-Puppe aussähe, und schniefte glücklich. »Aber wo sollen sie wohnen? Richard und Judy regieren unser Haus mit eisernen Krallen, und -«
»Bei mir. So sind sie gleich nebenan. Lav und Lob haben bereits zugestimmt, sie aufzunehmen. Die beiden lieben Hunde und hatten selbst jede Menge, als sie noch jünger waren. Außerdem werden sie
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