Magical Village 1 Zimt und Zauber
Bournemouth ist noch älter als ich.« Mick beugte sich vor. »Und er spielt in einer Fußballmannschaft für Männer über fünfzig. Sie haben sogar eine eigene Liga. Und im Sommer veranstalten sie Kricketturniere. Das fände ich toll …«
»Ein Filmclub oder eine Lesegruppe wären auch schön«, sagte Sally leise. »Aber das geht ja alles nicht.«
»Warum denn nicht?«, fragte Mitzi. »Das sind doch gute Ideen, damit Leute wie wir beschäftigt sind und fit und geistig rege bleiben. Bestimmt könnten wir so etwas hier im Ort organisieren. Es wundert mich, dass nicht schon früher jemand darauf gekommen ist.«
»Das ist nicht der Punkt«, wandte Mick ein. »Ideen hatten wir auch. Aber es kommt nie etwas dabei heraus.«
Mitzi runzelte die Stirn. »Warum denn nicht? Es muss doch irgendwo Geld aufzutreiben sein, falls es daran fehlt, und Räume auch – der Gemeindesaal wäre ideal -, und es
muss mehr als genug Leute geben, die etwas unternehmen wollen. Also, was hindert sie – ähm, euch?«
Die um den Tisch Versammelten sahen erst einander an und dann Mitzi, ehe sie unisono antworteten: »Tarnia Snepps.«
Mitzi holte hörbar Luft. Tarnia Snepps. Die selbsternannte Gutsherrin. Hazy Hassocks’ Antwort auf Margaret Thatcher, Joan Collins und Cruella de Vil in einem. »Was hat denn Tarnia damit zu tun?«
»Sie ist die Vorsitzende des Gemeinderats. Der Gemeindesaal steht auf ihrem Grund. Sie hat das Sagen im Dorf.«
»Ja, ja«, sagte Mitzi ungeduldig. »Ich weiß mehr als genug über die Botox-Queen. Aber ihr meint, sie erlaubt es nicht, dass man den Gemeindesaal für irgendeine dieser Aktivitäten benutzt? Sie lehnt alles ab, was auf Gemeinderatssitzungen beantragt wird? Warum denn?«
»Frag mich nicht«, sagte Mick. »Aber es ist so. Ich weiß, dass du und Tarnia schon des Öfteren die Klingen gekreuzt habt, Mitzi, aber wenn du dich noch mal mit der alten Schlange anlegen willst …«
Mitzi lachte. »Oh, das wäre mir ein großes Vergnügen – nein, im Ernst -, und ich mach es auch, aber hat fürs Erste vielleicht mal jemand Stift und Papier?«
Sofort wurde in Jacken und Taschen herumgekramt, bis schließlich ein Blatt Briefpapier und ein halb ausgetrockneter Filzstift gefunden waren. Beobachtet von acht Augenpaaren, fixierte Mitzi rasch ihren Text für den Aushang.
»So!« Sie hielt das Blatt in die Höhe. »Jetzt hänge ich es ans Schwarze Brett, und dann sehen wir ja, was für Reaktionen wir bekommen. Ich rufe auch Tarnia an und frage sie, was für ein Problem sie eigentlich hat. Nein, nein, danke« –
sie strahlte den Filzhutmann an – »ich will weder Mildreds Stuhl noch den Daily Telegraph. Ich bleibe nicht hier, aber ich melde mich wieder und sage euch Bescheid, was ich erreicht habe.«
Ehe sich irgendwelche Selbstzweifel einschleichen konnten, hüpfte sie regelrecht quer durch die Bücherei und hängte die spontan verfasste Notiz ans Schwarze Brett.
Aufruf an alle fitten Fünfziger von Hazy Hassocks!
Gelangweilt? Einsam? Zu viel Freizeit?
Angst, dass Ihre Talente verkümmern?
Möchten Sie etwas lernen oder lehren,
das wieder Schwung in Ihr Leben bringt?
Dann rufen Sie Mitzi Blessing unter HH 501 an und informieren Sie sich.
Nachdem sie sich beim Hinausgehen durch das gleiche Gedränge gekämpft hatte wie beim Betreten der Bücherei, stolperte Mitzi schließlich wieder auf die Hauptstraße und seufzte zufrieden. Gott allein wusste, ob ihr Aushang irgendwelche Reaktionen erbringen würde und was sie tun sollte, wenn tatsächlich welche kamen, aber zumindest hatte sie es versucht. Und ein Duell mit der schrecklichen Tarnia Snepps sehnte sie geradezu herbei. Jetzt konnte sie in aller Ruhe nach Hause gehen und mit der Entrümpelung ihres Lebens beginnen, dann hätte sie für diesen Tag mehr als genug geleistet.
Allmählich wurde es kalt auf dem Dachboden. Mitzi stand inmitten von unzähligen Erinnerungsstücken aus den Siebzigerjahren, die aus der ersten Zeit ihrer Ehe stammten und
sie im Lauf des Nachmittags immer wieder staunen und gelegentlich laut lachen ließen, war jedoch mit dem Ausmisten noch nicht weit gekommen. Richard und Judy hatten hinter ihr die Leiter zum Dachboden erklommen und ruhten nun schnurrend auf einem Berg aus Vorhängen mit orange-braunem geometrischem Muster, die einst das Wohnzimmer geziert hatten und nun auf dem unordentlichen Haufen von Sachen lagen, die für den Wohlfahrtsladen bestimmt waren.
Mitzi erhob sich, wischte Staub und Spinnweben von ihrer
Weitere Kostenlose Bücher