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Magical Village 1 Zimt und Zauber

Magical Village 1 Zimt und Zauber

Titel: Magical Village 1 Zimt und Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Jones
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zum Behandlungsraum ging auf, und das Häuflein Patienten drängte sich noch enger zusammen. Doll ignorierte sie mitsamt ihrem gemeinsamen Seufzer der Erleichterung und grinste ihre Schwester an. »So kommst du mir nicht in mein Auto. Dein Mantel stinkt ja zum Himmel. Warum investierst du nicht mal in einen Regenmantel?«
    »Ich schaue nach, was da ist, wenn ich im Laden bin«, sagte Lulu und musterte Doll rasch von Kopf bis Fuß. Zu ihrer Enttäuschung fand sie keinerlei Spuren eines leidenschaftlichen Wochenendes. Doll sah nicht einmal ansatzweise mitgenommen aus, sondern wie immer adrett, sauber und ein bisschen zu gepflegt.
    Doll zuckte die Achseln. »Du bist ein solcher Schmutzfink! Kannst du mal kurz warten? Ich muss noch ein paar Sachen wegräumen, ehe Tammy meinen Behandlungsraum übernimmt.«
    Das Wort »Behandlungsraum« erschütterte die Patienten noch heftiger. In ihrem makellosen hellblauen Schwesternkittel und den bequemen flachen Schuhen verschwand Doll im Handumdrehen wieder im innersten Heiligtum, aus dem jedoch ein Schwall desinfektionsmittelgeschwängerter Luft ins Wartezimmer entwich. Zwei der Patienten erhoben sich wie von der Tarantel gestochen und begaben sich eiligen Fußes zur Tür.
    Ihre Flucht wurde durch einen sehr großen, sehr nassen Mann vereitelt, der seinerseits in die Praxis hineinwollte. Lulu, die mittlerweile in My Weekly ausgiebig studiert hatte, wie man mit schwarzem Eyeliner und weißem Lippenstift dem Look von Dusty Springfield am nächsten kam, sah interessiert zu.
    Der Neuankömmling war allemal einen Blick wert.

    Mit seinem kurzen Haar, der feuchten Lederjacke, einem Diamantohrstecker und dem attraktiven, verwegen-markanten Gesicht, das an Hugh Laurie alias Dr. House erinnerte, überragte er sämtliche Zahnarztpatienten aus Hazy Hassocks in jeder Hinsicht um Längen. Einen Moment lang wäre Lulu beinahe Johnny Depp untreu geworden.
    Viv war immer noch in ihren Computer vertieft und kümmerte sich nicht um den Mann, der mit ratloser Miene auf den cremefarbenen Linoleumfliesen stand.
    Lulu lächelte ihn aufmunternd an. »Hi«, sagte sie und schüttelte sich die feuchten Zöpfe aus dem Gesicht, eine Geste, von der sie hoffte, dass sie möglichst anziehend wirkte. »Setzen Sie sich lieber und warten Sie, bis sie fertig ist. Hier herrschen reichlich merkwürdige Gepflogenheiten. Die Empfangsdame spricht erst mit den Patienten, wenn sie ihre Patience fertig hat.«
    Der Mann lachte verhalten über das Wortspiel, was Lulu sofort für ihn einnahm. Und er setzte sich neben sie, was wegen des Afghanenmantels regelrecht Seltenheitswert hatte – vor allem in öffentlichen Räumen.
    Viv beendete ihr Computerkartenspiel mit einer triumphierenden Fanfare und funkelte den Neuankömmling an. »Ja? Wie heißen Sie? Sie können nicht einfach hier reinschleichen und sich hinsetzen, wissen Sie. Sie müssen mir schon sagen, dass Sie da sind und wie Sie heißen.«
    »Okay«, sagte er nickend. »Klingt einleuchtend. Ich bin da, und ich heiße Joel Earnshaw.«
    Erneut musterte Lulu ihn verstohlen durch ihre dick getuschten Wimpern. Joel – ein schöner Name. Und er hatte eine schöne Stimme. Tief und mit nordenglischem Akzent. Da sie sich mit Dialekten nicht auskannte, vermochte sie allerdings
nicht zu sagen, ob er nun aus Lancashire, Yorkshire oder gar aus der Gegend von Newcastle stammte.
    »Sie haben keinen Termin!«, fauchte Viv, nachdem sie die entsprechende Seite hinuntergescrollt hatte. »Sind Sie ein Notfall?«
    Joel schüttelte den Kopf. »Ich bin ein bisschen zu früh dran. Eigentlich werde ich erst um zehn erwartet.«
    Viv kniff die schmalen schwarzen Brauen zusammen. »Also, ich kann Sie hier trotzdem nicht finden. Sie stehen nicht auf meiner Liste. Sie sind doch nicht vom staatlichen Gesundheitsdienst geschickt worden, oder? Wurden Sie von einer anderen Praxis an uns überwiesen? Oder sind Sie etwa ein Sozialfall? «
    »Nein«, erwiderte Joel fest. »Aber jetzt, wo Sie es erwähnen, muss ich sagen, dass meiner Meinung nach Zahnbehandlungen wieder für alle und jeden zugänglich sein müssten. Ich finde nicht, dass gute Zähne allein den Begüterten vorbehalten sein sollten.«
    Das Häufchen verschreckter Patienten nickte im Gleichtakt.
    Lulu klatschte in die Hände. »Hey, gut gebrüllt, Löwe! Das sag ich schon seit Urzeiten, aber auf mich hört ja niemand.«
    »Halt die Klappe«, zischte Viv sie an. »Und Sie« – sie funkelte Joel Earnshaw aus zusammengekniffenen Augen an –

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