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Magical Village 1 Zimt und Zauber

Magical Village 1 Zimt und Zauber

Titel: Magical Village 1 Zimt und Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Jones
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brachte, und schon waren sie in die Startlöcher getreten, dachte sie, hemmungslos Metaphern und Klischees durcheinanderwerfend.
    Der schneidende Wind ließ sie frösteln und wehte ihr einzelne Haarsträhnen in Augen und Mund. Mit der Schulter voran bahnte sie sich den Weg durch die wärmebedürftige Menge im Eingangsbereich der Dorfbücherei. Der Filzhutmann saß alleine am Tisch an der Heizung, hatte jedoch über jeden Stuhl ein mausgraues Kleidungsstück drapiert, um Eindringlinge abzuschrecken. Er winkte ihr gleich zu und faltete die Sun unordentlich zusammen. »Hallo, Mitzi. Schön, dass du vorbeischaust. Kommst genau richtig. Mann – dein Gesicht sieht ja übel aus. Was ist los? Weinst du?«
    Mitzi schniefte. Wahrscheinlich hatte sie sich bei Gavin irgendetwas eingefangen. »Es ist eiskalt draußen, und der Wind hat meine Augen zum Tränen gebracht, weiter nichts. Wahrscheinlich ist deshalb auch die Wimperntusche verschmiert.«
    »Ah.« Der Filzhutmann nickte erneut. »Verstehe. Du siehst aus wie dieser Rockmusiker – wie heißt er doch gleich? Ach ja, Gladys Cooper. Du musst dich ein bisschen frisch machen. Man lässt sich leicht gehen, wenn man nicht mehr in Lohn und Brot steht und nur noch der Sensenmann auf einen
wartet. Warum du dich in deinem Alter allerdings noch schminkst, ist mir schleierhaft.«
    Mitzi biss die Zähne zusammen, ließ die Kürbisse auf den Tisch poltern und rieb mit einem Finger an der verschmierten Wimperntusche. Plötzlich fiel ihr ein, dass in allen Frauenzeitschriften stand, man solle niemals grob mit der zarten Haut unter den Augen umgehen, und so hörte sie sofort wieder auf damit.
    Dank Gavin, Herbie und dem Filzhutmann hatte sie mittlerweile das Gefühl, als sei sie nur noch fürs Seniorenheim »Rauschende Zedern« zu gebrauchen.
    »Ich wollte mich eigentlich bloß nach den Fitten Fünfzigern umhören, aber da außer dir niemand hier ist, komme ich vielleicht später noch einmal oder schicke einfach heute Abend eine E-Mail an alle.«
    »Nicht nötig, Mitzi. Wir haben mehr oder weniger alles geklärt, aber wenn du dringende Neuigkeiten hast, gebe ich sie weiter. Die anderen kommen auch gleich. Wenn du magst, kannst du den Mirror haben, solange Ken noch nicht da ist. Nein? Na gut, wie du willst. Hör mal, tut mir leid, wenn ich vorhin ein bisschen zu deutlich geworden bin. Wahrscheinlich war ich deshalb nie verheiratet. Manche Frauen hören es halt nicht gern, wenn man die Dinge beim Namen nennt. Sie wollen, dass man ihnen schöntut – selbst wenn sie grottenhässlich sind, verstehst du …« Er strahlte sie an. »Jedenfalls hast du wenigstens eine hübsche neue Frisur, Mitzi. Hast du dir bei Pauline einen Rentnerschnitt machen lassen?«
    »Ich bin noch lange nicht im Rentenalter und – ach du lieber Gott!« Mitzi erhaschte einen Blick auf ihr Spiegelbild im Fenster. Sie sah aus wie Don King mit roter Tönung.
    »Es ist zwecklos, wenn du versuchst, es glatt zu drücken«,
wollte der Filzhutmann sie trösten. »Am Ende wird es platt wie ein Vogelnest und sieht noch blöder aus. Lass es einfach, wie es ist, bis du nach Hause kommst. Dich schaut doch sowieso keiner zweimal an, stimmt’s?«
    Obwohl sie gegen den heftigen Impuls ankämpfen musste, ihm die Faust ins Gesicht zu rammen, gestand sich Mitzi ein, dass er womöglich nicht einmal unrecht hatte. Nach Lulu drehten sich die Leute um. Doll war wunderhübsch. Sie selbst hatte ihre beste Zeit hinter sich, und zwar schon sehr, sehr lange. Niemand würde sie beachten, selbst wenn sie die windige Hauptstraße mit einem feuerroten Irokesenschnitt in Zickzackform entlangschritt. Wahrscheinlich würden die Leute es für einen Hut halten. Einen roten Hut. Einen geschmacklosen roten Altweiberhut. Guter Gott – war sie wirklich schon so alt? Wurde sie im Sauseschritt zu einer alten Schachtel, die lila Kleider und rote Hüte trug und sich unmöglich aufführte?
    Sie funkelte den Filzhutmann an. »Nein, ich will mich nicht setzen, vielen Dank. Keine Zeit. Ich muss zu meinem Rentner-Lunch im Gemeindesaal. Nein, natürlich nicht im Ernst – das war ein Witz. Ironie – oder vielleicht Sarkasmus. Ach, vergiss es … ich wollte nur wissen, ob ihr meinen letzten Rundbrief für den FFC bekommen habt.«
    »June und Sally ja. Wir anderen sind nicht so fit mit EMails. Klar ist es praktisch, dieses Internet-Zeugs hier in der Bücherei zu haben. Nicht dass ich es besonders toll fände. Es ist irgendwie unnatürlich. Aber du bist schon ein kleiner

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