Magical Village 1 Zimt und Zauber
aber nur, wenn ich mir vorher ansehen kann, was ihr dort treibt, und wenn eure schrecklichen Dorfgeschichten nicht meine Pläne durchkreuzen.«
Wahnsinn! Hatten die Überredungstörtchen etwa doch eine dauerhafte Wirkung? War Tarnias Gehirn nachhaltig umgepolt worden?
Als sie merkte, dass ihr der Mund offen stand, schloss Mitzi schnell die Lippen. »Oh, gut. Ja, das wäre super. Vielen
Dank. Dann will ich dich nicht länger aufhalten. Ruf mich an, wenn du mit deinem Anwalt gesprochen hast, dann treffen wir uns und leisten die nötigen Unterschriften. Aber – ähm – woher der Sinneswandel?«
Tarnia rechte sich mit goldglitzernden Krallen durch das stachlige schwarze Haar und lächelte selbstzufrieden. »Von wegen Sinneswandel, Herzchen. Freiwillig würde ich den Pöbel nicht im Umkreis von tausend Meilen um mein Zuhause dulden. Als du das erste Mal gekommen bist und mich darum gebeten hast – damals, als du mir diese leckeren Törtchen mitgebracht hast -, war ich total dagegen. Aber später, nachdem du mich überredet hattest und ich Marquis alles gestehen musste, hat mich der kluge Junge darauf hingewiesen, dass sich das auf unserer Liste der guten Taten sehr gut machen würde.«
»Gute Taten?«
Tarnia verzog die Miene. »Ach, mein Gott – du weißt schon. Wohltätigkeit. Großherzig sein. Spenden verteilen. Dienst an der Gemeinschaft tun. Soziales Engagement zeigen.«
» Du? Du und Schnösel-Mark? Gute Taten? «
»Marquis!« Tarnias Augen wurden schmal. »Und, ja, was soll daran so seltsam sein? Hör mal, jahrelang hat man bescheuerten Fußballspielern, Popstars und Leuten, die für dämliche Wohltätigkeitsorganisationen in die Kameras grinsen, Orden und Titel nachgeworfen – und wo bleiben wir? Wir geben großartige Partys und haben im Alleingang das Flair der ganzen Gegend angehoben – und was passiert regelmäßig, wenn die neue Liste rauskommt? Nichts, überhaupt nichts!«
Mitzi konzentrierte sich mit aller Kraft auf die pinkfarbenen
Fliesen unter ihren Stiefeln. Wenn sie jetzt laut herauslachte, war womöglich alles verloren.
Tarnias Stimme wurde noch schriller. »Deshalb arbeiten wir an unserem Profil. Euer billiger Tingeltangel im Gemeindesaal wirkt sich garantiert enorm zu unseren Gunsten aus – solange du das Gesindel fernhältst, wenn wir wichtige Leute hier zu Gast haben, verstanden?«
Mitzi hatte verstanden. Tarnia und Schnösel-Mark wollten die B-Promis von Hazy Hassocks werden. Einst geschmäht, arbeiteten sie nun sorgfältig an ihrem Image, und wenn sie auch nicht gerade die Heiligsprechung anstrebten, so hofften sie doch zumindest auf handfeste öffentliche Ehrungen.
Wäre es nicht so traurig gewesen, hätte sie gelacht.
»Das verstehe ich voll und ganz. Ich war schon immer der Meinung, dass der Zweck die Mittel heiligt. Danke … Ach, und wir planen einiges für Weihnachten, daher brauchen wir den Saal in den nächsten zwei Monaten praktisch rund um die Uhr. Bist du damit einverstanden? Tarnia? Tarnia? «
»Was? Ja, oh ja – wie du meinst …« Tarnia schmachtete mit unverhohlener Wonne einen groß gewachsenen schwarzhaarigen Mann mit sehr blauen Augen an, der soeben in der Tür erschienen war und von dem vielen Pink und Gold regelrecht geblendet zu sein schien.
Mitzi zog die Brauen hoch. Tarnias Lustknabe? Bestimmt nicht – er war viel, viel zu gut für die Botox-Queen. Natürlich nicht so umwerfend wie Joel Earnshaw, aber doch enorm attraktiv.
Tarnia war bereits zu ihm hinübergeschlendert und klammerte sich nun verspielt wie eine junge Raubkatze mit ihren goldenen Krallenfingern in den Ärmel seiner Lederjacke.
»Fertig?« Sie schlug die Augen zu ihm auf und löste dabei
mit ihren falschen Wimpern einen kleinen Wirbelsturm aus. »Keine Probleme?«
»Überhaupt keine.« Er sah sie eher verängstigt als verliebt an. »Es ist alles fertig. Wir können loslegen, sobald Ihre Gäste da sind, Mrs Snepps.«
Also war er doch kein Liebhaber, es sei denn, sie spielten Lady Chatterley.
Tarnia klimperte weiter mit den Wimpern, ehe ihr wieder einfiel, dass sie nicht allein waren.
»Ah, Mitzi«, sagte sie, während sie den schönen Mann praktisch quer durch den Flur zerrte. »Darf ich dir meinen ganz persönlichen Pyrotechniker vorstellen? Das ist Guy Devlin von The Gunpowder Plot. Er hat das Feuerwerk für meine heutige Party entworfen: ein einstündiges Event – mit aufeinander abgestimmten Farben, einer ausgeklügelten Choreographie und Begleitmusik. Es wird eines der
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