Magical Village 1 Zimt und Zauber
ausufernden Aktivitäten der Fitten Fünfziger, außerdem ihr künftiger Partyservice, das Weihnachtsessen für die Armen und Einsamen und natürlich Joel.
Mitzi sah auf die Uhr. Viertel vor zwölf. Nur noch eine Viertelstunde, dann würden die Türen aufgeschlossen. Draußen standen die Leute bereits Schlange, stampften im bitterkalten Nordwind mit den Füßen und hauchten gegen ihre Hände. Tarnia, die den Basar eröffnen würde, müsste jeden Moment eintreffen.
Joels Vorschlag, Tarnia als Ehrengast einzuladen, dachte Mitzi, war ein echter Geniestreich gewesen. Tarnia sah darin eine wunderbare Gelegenheit, die Großen und Mächtigen, die sie und Schnösel-Mark verzweifelt zu beeindrucken suchten, zu diesem anschaulichen Beispiel ihrer vielfältigen guten Taten im Dorf mitzuschleppen, und hatte bereitwillig
zugesagt. Und das hieß, dass der Gemeindesaal für alle Aktivitäten zur Verfügung stand, zumindest solange Tarnia auf eine Auszeichnung spitzte.
Joel hatte gesagt, dass die Ehrenempfänger des neuen Jahres schon einige Zeit vor der öffentlichen Bekanntgabe benachrichtigt würden, sodass dies vielleicht Tarnias letzte Gelegenheit war, um noch Eindruck zu schinden. Mitzi hoffte, dass Tarnia dies nicht wusste. Es wäre praktisch, mit Hair und dem Fressgelage am Weihnachtstag durchzukommen, bevor Tarnia und Schnösel-Mark wieder die schnippischen Snepps hervorkehrten und sich weigerten, das gemeine Volk den Saal benutzen zu lassen.
Die Bandings, denen nie gestattet wurde, einen Stand zu betreiben, halfen Mrs Elkins von Patsy’s Pantry am Secondhandshop die Kleidungsstücke mit Preisen auszuzeichnen. Da sie jedes einzelne Teil anprobierten – was wegen der Fahrradhelme sehr zeitraubend war – und einander mit entzückten Juchzern bewunderten, kamen sie nicht sonderlich schnell voran. Mrs Elkins warf immer wieder giftige Blicke in Mitzis Richtung.
Mrs Elkins war leider verstimmt über die Gerüchte, dass Mitzi für Partys im Ort kochen und backen würde. Wie ein Luchs wachte sie verbissen über den Lieferservice für Festtagskuchen und Gala-Torten von Patsy’s Pantry. Es hatte nicht das Geringste genützt, dass Mitzi Mrs Elkins bei einem Eisbecher und dem, was in Hazy Hassocks als Latte macchiato galt, versichert hatte, dass in diesem Gewerbe Platz für sie beide sei und Granny Westwards Gerichte für Patsy’s Pantrys sehr spezielle Klientel bestimmt keine Versuchung darstellten. Mrs Elkins war nicht zu überzeugen gewesen.
»Ach – die bitte nicht anfassen!« Mitzi wurde aus ihrem
gedanklichen Listenabhaken gerissen, als sie entsetzt sah, wie der Filzhutmann versuchte, den Deckel einer kleinen Tupperdose zu öffnen. »Das sind meine.«
Die Dose enthielt ein paar erste Prototypen der Grünen Gewänder und Schäumenden Träume. Mitzi wollte damit nach dem Basar bei Doll und Brett vorbeischauen und sie fragen, was sie davon hielten. Natürlich würde sie noch ein bisschen daran arbeiten müssen: die Schäumenden Träume sahen wie missgebildete, klumpige Schneebälle aus; die Grünen Gewänder erinnerten an quietschgrüne Windräder – Granny Westward hatte betont, die Färbung müsse natürlich sein und nur selbstgepresstes Chlorophyll aus frisch gepflückten saftigen Gräsern würde den Zweck erfüllen -, aber Mitzi hatte den Eindruck, als habe sie es mit dem Grün etwas übertrieben. Ganz sicher wollte sie nicht, dass der Filzhutmann eins davon probierte und anschließend mit der Dorfschlampe in die frostigen Auen hinausstürmte.
»Ach, du legst wohl ein paar ausgesuchte Teile für den eigenen Bedarf beiseite? Heimvorteil der Standbetreiber, nicht wahr? Kleine Geschenke für die Weihnachtsstrümpfe der Familie? Na ja, ich will nicht sagen, dass ich dir daraus einen Vorwurf mache, meine Gute.« Der Filzhutmann gab den Versuch, die Dose zu öffnen, auf und ließ die Fingergelenke knacken. »Tja, ich muss weiter. Wenn du es dir anders überlegst und nachher doch noch bei den Proben zusehen willst, bist du mehr als willkommen. Und« – er musterte sie -, »hast du wieder irgendwas mit dir angestellt?«
Mitzi schob die Tupperdose außer Sichtweite und schüttelte den Kopf, während sie versuchte, eine Literflasche mit leuchtend rotem Schaumbad namens Primitive Passion hinter einer Reihe von Puderdosen zu verstecken. »Nicht dass
ich wüsste. Ach Gott – das ist doch nicht etwa wieder eine deiner wohlwollenden Grausamkeiten?«
»Hä? Nö. Du hast nur so ein gewisses Leuchten an dir, falls du verstehst,
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