Magical Village 1 Zimt und Zauber
»Ach, verdammt. Dann muss ich meine Gesellschaft eben einfach von dieser Ecke des Saales fernhalten – und wag du bloß nicht, ein Wort zu sagen!«
»Ich?« Mitzi hob unschuldig die frei beweglichen Augenbrauen. »Als ob …«
»Man hat mich doch nicht etwa gesehen? Ich meine, das Gesindel?«
Mitzi schüttelte angewidert den Kopf. »Weiß ich nicht, interessiert mich auch nicht. Ich weiß nur, dass sie dich genauso verabscheuen wie du sie. Ich halte mich da raus. Und die da sind nicht zu verkaufen.«
Tarnia hatte die kleine Tupperdose vom Verkaufstisch genommen und versuchte, ihre Krallen unter den Deckel zu klemmen.
»Warum nicht? Wird denn von mir nicht erwartet, dass ich etwas kaufe, damit es so aussieht, als würde ich bei dieser trostlosen Veranstaltung irgendwie mitmachen? Oh!« Der Deckel flog ab, zusammen mit zwei von Tarnias falschen Fingernägeln. »Scheiße! Verfluchter Mist! Was ist das denn? Badekugeln?«
»Das ist eine Art Gebäck. Für Doll. Später. Nicht zum Verkauf.«
Tarnias Gesichtszüge dehnten sich zu etwas, das als mimischer Ausdruck gelten konnte. »Dein Gebäck? Wie diese kleinen Brownies, die du für mich gebacken hattest? Ich muss schon sagen, Mitzi, so mies du damals in der Schule in Hauswirtschaft warst, so sehr hast du dich in letzter Zeit doch gemausert. Die Brownies waren jedenfalls – ähm – sehr speziell. Hör mal, lass mir doch das hier für meine Leute. Ich habe versprochen, von dieser Müllhalde hier etwas zu kaufen, und dir vertraue ich mehr als dem Rest der Meute. Schau, bitte schön – fünfzig Pfund in deine Kasse – ein hübscher Preis für ein paar Süßigkeiten und dein Schweigen darüber, dass das Gesindel da hinten irgendwas mit mir zu tun hat … Abgemacht?«
»Nein … Ja … Ach ja, ist in Ordnung.« Mitzi nickte. Was machte es schon? Sie konnte ja jederzeit noch mehr Schäumende Träume und Grüne Gewänder für Doll zubereiten. Und fünfzig Pfund waren eine Menge Geld für die Aktivitäten im Gemeindesaal.
Tarnia verzog ihren Mund zu einem Lächeln. »Ich wusste, dass du vernünftig bist. Braves Mädchen. Jetzt will ich
mal los und die anderen suchen. Denk daran, was ich gesagt habe, und kümmere dich mal ein bisschen um dich. Atkins kannst du allerdings vergessen. Das ist von vorgestern. Ich schick dir ein Buch über die South-Beach-Diät. Die hilft dir vielleicht gegen den Wechseljahresspeck.«
»Ach, zisch doch ab!«, murmelte Mitzi, als Tarnia zu allgemeinem Bussi-Bussi mit ihrer Clique davontänzelte. »Oh Gott!«
Die Türen des Gemeindesaals waren geöffnet worden, und berauscht vor Begeisterung stürmten die einkaufslustigen Einwohner von Hazy Hassocks wie eine Flutwelle herein.
»Halt! Halt! Halt!« Der Filzhutmann, der sich zum Allroundregisseur aufgeschwungen hatte, schrie von der Bühne aus in sein Mikrofon. »Auch wenn ihr jetzt drin seid, könnt ihr noch nicht gleich einkaufen! Legt alles hin! Hinlegen! Sofort! Gut – ich möchte unsere freundliche Wohltäterin Mrs Tarnia Snepps für die offizielle Eröffnung begrüßen.«
»Puh«, murmelte Mitzi beim vergeblichen Kampf mit einem zerknautschten Karton voller Tweed. »Wenn es nach ihr ginge, dann hieße sie nächstes Jahr um diese Zeit Lady Snepps. Aber wenn die Leute auf diese Weise hier weiterhin den Saal nutzen dürfen, werde ich damit wohl leben können. Allerdings möchte ich doch nach wie vor gerne glauben, dass meine Überredungstörtchen zu diesem Sinneswandel nicht unwesentlich beigetragen haben.«
Tarnia stakste über die Bühne, entwand dem Filzhutmann das Mikrofon und strahlte ihre Clique holdselig an. Vereinzelt wurde ihr halbherzig zugejubelt. Der gesamte Tombolastand hingegen klatschte in langsamem Rhythmus provozierend in die Hände. Tarnia ignorierte das.
»Ich wollte nur sagen, wie schön es ist, euch alle heute hier
zu sehen«, säuselte sie. »Und wie sehr mein Mann und ich uns freuen, dass wir euch gestatten können, all diese netten kleinen Dorfveranstaltungen in unserem Saal durchzuführen. Wie ihr wisst, ist uns klar, wie wichtig die ländliche Gemeinschaft ist, und wir werden weiterhin alles in unserer Kraft Stehende tun, um dies zu fördern. Unser Heim ist auch euer Heim – na ja, nein … ich meine, der Gemeindesaal gehört zu unserem Grundbesitz, aber großzügigerweise sind wir damit einverstanden, dass ihr daran teil-«
»Das reicht schon, meine Gute«, unterbrach sie der Filzhutmann, während der Tombolastand sie auszubuhen drohte. »Das ist hier
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