Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
nette Idee.« Gwyneth leckte sich feuchte Vanillecreme von den Fingern. »Die kleine Mitzi hat mit dieser traditionellen Landfrauenküche ein Marktmonopol. Sie wird da nichts falsch machen. Sie ist genau die Richtige für die erste unserer großen Sternenfeiern. Hoffentlich denkt sie dran, einen richtigen St.-Bedrics-Kuchen zu machen. Mit grünem Käse.«
Mitzi Blessing, dachte Zilla, war nicht nur in Sachen Verköstigung weit und breit marktführend, auch wenn es natürlich immer noch Leute gab, die ihren Hexenküche-Gerichten eher zurückhaltend gegenüberstanden, weil sie manche der, tja, ziemlich zauberhaften Auswirkungen nach deren Verzehr zu anrüchig und ketzerisch fanden; Mitzi war ebenso marktführend im Bereich »Leben über fünfzig«.
Zilla und Mitzi, die etwa gleichaltrig waren, waren gut befreundet, und Zilla beneidete sie nicht nur um ihre aufstrebende Kräuterküche, sondern auch um ihr Talent, das Leben anderer auf Trab zu bringen – ganz zu schweigen von ihrem hinreißenden und sehr viel jüngeren Liebhaber.
In Zillas Augen hatte Mitzi einfach alles.
»Wird sie bestimmt. Timmy sagt, sie hat alles im Griff.«
Zilla hakte trotzig nach: »Aber warum es letztes Jahr so einen
Aufruhr wegen seiner Kebabs gegeben hat, verstehe ich noch immer nicht.«
»Weil das kein traditionelles Essen war, darum.« Ida schlürfte den letzten Rest ihres Tees. »Wir hatten immer grünen Käse an St. Bedric. Es gehört sich nicht, die alten Bräuche zu verfälschen. Und wenn man den Leuten Zeugs auf Spießen in die Hand drückt, nachdem sie schon ein oder zwei Bier intus haben, dann ist die Katastrophe doch vorprogrammiert. Es überrascht mich, dass niemandem ein Auge ausgestochen wurde. So kann man nicht mit den alten Traditionen herummurksen. Aber das verstehst du wahrscheinlich nicht als Zugezogene.«
»Ich bin keine verdammte Zugezogene. Ich wohne schon seit 1976 in Fiddlesticks!«
»Sag ich ja, Zugezogene«, schniefte Ida. »Erst wenn du deine Vorfahren bis ins dreizehnte Jahrhundert zurückverfolgen kannst, so wie wir, kannst du behaupten, dass du wirklich dazugehörst.«
»Ida!«, rief Gwyneth kopfschüttelnd. »Zil gehört genauso zur Dorfgemeinschaft wie wir. Niemand interessiert sich heutzutage mehr für diesen alten Feudalkram.«
»Sollte man aber«, schnaubte Ida. »Der Mond und die Sterne ändern sich schließlich auch nie! Jahrein, jahraus bleiben sie immer gleich. St. Bedric war der Erste, der hierzulande darauf hingewiesen hat. Und am Samstag ist Vollmond, genau, wie es sein soll. Darum geht es doch schließlich am St.-Bedrics-Abend.«
»Ach ja?« Zilla hob die Augenbrauen. »Ich dachte, es wäre wie bei all den anderen Partys, die wir hier unter dem Etikett von Himmelsfeiern veranstalten – einfach eine Gelegenheit, sich sinnlos zu betrinken und mal so richtig die Sau rauszulassen. Und auch wenn ich meine Ahnen nicht groß in den Kirchenbüchern von Fiddlesticks zurückverfolgen kann, habe ich trotzdem auf jeden Fall vor, mich am Samstagabend prächtig zu amüsieren.«
Nun, sofern Amber möglichst großen Abstand zu Lewis hielt.
Big Ida stellte ihre Tasse auf das Tablett zurück. »Sicher wirst du das, meine Liebe. Werden wir alle. Und auch wenn du vielleicht nicht ganz so sehr dazugehörst, sind Gwyneth und ich doch von Herzen froh, dich als Nachbarin zu haben … Jetzt geh ich mal los, meine Hühner füttern und nachschauen, ob sie mir zum Abendessen ein Ei gelegt haben.«
Sie sahen Ida durch den Rittersporn trampeln und schwerfällig über den baufälligen Zaun in ihren eigenen Garten steigen.
»War das etwa eine Entschuldigung dafür, dass sie mich Zugezogene genannt hat?«, fragte Zilla blinzelnd.
»Schätze schon, soweit es Ida möglich ist, sich zu entschuldigen. Sie sollte wirklich erst nachdenken, bevor sie den Mund aufmacht – aber genauso wie bei ihrer Zurückhaltung in Sachen Geld wird sie sich auch darin wohl nicht mehr ändern. Sie hat das Herz am rechten Fleck.«
»Und du auch. Ich bin froh, dass ich euch beide habe. Ich wüsste gar nicht, was ich ohne euch getan hätte, als ich damals hierherkam.«
Beide, Zilla und Gwyneth, saßen einen Moment lang schweigend da und hingen Erinnerungen nach.
»Ach ja, Liebes, aber seither hat sich so viel verändert, nicht wahr? Jetzt geht es dir gut. Und Lewis hat …«
Zilla wollte nicht über Lewis sprechen. Genug davon. Und noch weniger wollte sie über die Vergangenheit nachdenken und darüber, wie dreckig es ihr gegangen war,
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