Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
Emma und Kelly und Bex jetzt doch nur hier wären. Sie würden ihn weit oben auf ihrer Richterskala begehrenswerter Männlichkeit einordnen.
Sein T-Shirt war dünn und ausgewaschen und konnte seinen sagenhaften Körper kaum verbergen; seine ausgebleichten Jeans waren hauteng und vom vielen Tragen auf eine Art und Weise zerschlissen, wie es nicht einmal Topdesigner hinkriegten.
Noch mal Mannomann – war der sexy!
Es war tatsächlich so, als wäre das heißgeliebte Jim-Morrison-Poster ihrer Mutter mit Haut und Haar zu prachtvollem Leben erwacht.
Und noch mal Mannomann! Er steuerte direkt auf sie zu!
»Hi!«, sagte er grinsend und musterte sie gekonnt mit wenigen Blicken. »Du bist bestimmt Amber. Gwyneth hat gesagt, du wartest vor dem Kiosk. Himmel! Ist das alles dein Gepäck? Wie lange willst du denn hierbleiben?«
Amber machte den Mund auf, aber es kam kein Laut heraus. Seine Stimme klang tief und warm und humorvoll. Die Aussprache weich und südlich. Wie in aller Welt würde sie in seinen Ohren klingen? Fremd? Zickig? Nördlich und schrill?
»Ich bin Lewis Flanagan.« Er streckte ihr eine schlanke braune Hand entgegen. »Ich glaube, du erwartest mich.«
Oh nein. Sicher nicht. Weit gefehlt. Viel zu überwältigt von seiner Schönheit, um sich an Höflichkeitsformen zu erinnern, ignorierte Amber seine Hand und versuchte, ihr Gehirn wieder anzukurbeln. Ihr Akzent war im Moment das geringste ihrer Probleme.
»Äh – öhm – ja. Das ist … Nein … ich meine … Das ist mein Gepäck, äh, die schweren Sachen wie der Fernseher und so kommen extra und, äh, ja, ich bin Amber Parslowe.«
»Schön, dich kennenzulernen.« Lewis grinste wieder. Seine Zähne waren sehr weiß und – liebenswerterweise – ein klein wenig schief. »Die Koffer schaffe ich auf einmal – willst du hier warten, während ich für alles andere den Wagen hole?«
»Ich, äh, glaube, ich kann das tragen.«
»Gut. Es ist nicht weit. Wenn du die Reisetasche nimmst und diese Beutel da und all deine Zeitschriften und«, er lachte, »dieses monstergroße Kosmetikdings, dann übernehm ich die schweren Sachen. Okay?«
Amber nickte. Etwas Kluges zu sagen überstieg eindeutig
ihre Möglichkeiten. Stattdessen beobachtete sie, wie Lewis kurzerhand ihre vollgestopften Koffer die Rampe hochwuchtete, und das Herz sank ihr bis zu den Sohlen der rosa Wildleder-Knautschstiefel.
Auch wenn sie von Lewis vollkommen hin und weg war, hatte es in seinem Blick oder seinem Lächeln oder seiner Körpersprache keinerlei Anzeichen gegeben, dass dies auf Gegenseitigkeit beruhte.
Er war freundlich gewesen und höflich – aber absolut desinteressiert.
Vielleicht ist er schwul?, dachte Amber, als sie den Riemen der Reisetasche auf ihre Schulter hievte und ihm unter dem Gleißen der unbarmherzigen Sonne folgte. Aber vielleicht auch nicht.
Ach verdammt. Es gab ja wohl nichts Demütigenderes, als abzublitzen, bevor man einen Flirt überhaupt begonnen hatte.
Der Wagen, der am oberen Ende der Rampe im Halteverbot parkte, erwies sich als eine Art Kleinbus, leuchtend bunt bemalt und mit dem Schriftzug »Hayfields Tribe On Tour« auf beiden Seiten.
Amber betrachtete ihn ehrfürchtig. War das eine Art Tour-Bus? War Hayfields das provinzielle Gegenstück zu Cold Play ? Dass Lewis aussah wie Jim Morrison, war doch sicher kein reiner Zufall. Wahrscheinlich pflügten sie beim Einzug nach Fiddlesticks knietief durch Scharen abgelegter Groupies.
»Okay?« Lewis hatte ihre restlichen Habseligkeiten ruckzuck in den Kleinbus gepackt. »Dann hüpf schnell rein. Die Parkplatzwächter hier passen höllisch auf, und ich will nicht schon wieder einen Strafzettel kriegen.«
Amber hüpfte schnell rein und wäre beinahe gleich wieder rausgehüpft. Der Beifahrersitz versengte ihre bloßen Beine, und das Wageninnere glühte wie ein Backofen. Die Hoffnung auf eine Klimaanlage war sicher überzogen. Im Wagen war es
nicht nur heiß, sondern auch ausgesprochen schmuddelig, es lagen leere Coladosen herum und zusammengeknüllte Süßigkeitenverpackungen und mehrere schmutzige T-Shirts. Irgendwer hatte mit rotem Filzstift und ohne jegliche Rücksicht auf Klein- oder Großbuchstaben »haYFieLds rOCks« auf das Armaturenbrett gekritzelt und in einer ähnlichen Handschrift war darunter hinzugefügt worden »sO DoEs lEWis« mit zahlreichen Herzen und Kussmündern.
Vielleicht war ihre Vermutung in Sachen Groupies doch ganz richtig.
Während sie noch immer mit dem Anschnallgurt und ihrem
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