Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
irgendetwas zu bitten – aber du hast recht, dass ich Hilfe brauchen könnte. Ich habe mehr Aufträge, als ich bewältigen kann. Ich werde eine Anzeige aufgeben müssen – vor allem, wenn ich diesen Sommer auch noch das Essen für all eure Sternenfeten liefern soll.«
Zilla griff nach dem Eiskübel. Es freute sie, dass Mitzi mit ihrer Firma solchen Erfolg hatte; dass sie in ihrer neuen Beziehung so überschäumend glücklich war. Das bewies, dass es auch jenseits der fünfzig ein Leben – und Liebe – und Hoffnung gab. Vielleicht wäre sie selbst ja als Nächste an der Reihe?
Mitzi musterte sie. »Du siehst ein bisschen bedrückt aus. Wie geht es denn so? Mal ehrlich?«
»Mit St. Bedric?«
»Mit Timmy. Mit Lewis. Mit dem Leben ganz allgemein.«
»Der Erste versucht immer noch täglich sein Glück. Der Zweite geht mir überwiegend aus dem Weg, weil ich ja etwas sagen könnte, was er nicht hören will. Das Dritte ist ungefähr genauso eintönig wie immer.«
Mitzi kicherte.
»Du hast gut lachen.« Zilla sprühte fachmännisch Soda über einen Haufen Eiswürfel, während sie gleichzeitig mit der anderen Hand den Limettensaft dosierte. »Dein Leben könnte besser nicht sein.«
»Stimmt … ach, danke, Zil – das ist prima. Wie? Geht aufs Haus? Dann nochmals vielen Dank!« Mitzi nahm einen großen Schluck aus dem Glas. »Oh, das ist schon besser. Ich dachte schon, ich schmelze gleich. Und ja, jetzt ist mein Leben wunderbar – aber vor einem Jahr war ich echt schwer in der Krise: geschieden, alleinlebend, mit ein und demselben Job seit Ende meiner Schulzeit. Immer die gleiche alte Leier, keinerlei Chance in Sicht, dass sich je irgendwas davon ändern könnte … Aber man weiß nie, was alles geschehen kann – sieh mich nur jetzt an.«
»Hm.« Zilla stützte die Ellbogen auf den Tresen. »Vielleicht sollte ich ein paar von deinen ›Einen Mann finden, und zwar schnell‹ -Küchlein essen oder so.«
»Du brauchst es mir nur zu sagen.«
Zillas dunkle Augenbrauen schossen augenblicklich in die Höhe wie ein Paar heimwehkranke Engel. »Niemals! Das war nur ein Scherz. Während meiner Hippiejugend in den Siebzigern habe ich genug mit solchem Hokuspokus herumexperimentiert, nein danke. Und außerdem weißt du doch, dass ich an diesen Humbug nicht glaube.«
»Ach nein«, antwortete Mitzi lächelnd. »Stimmt, ich vergaß. Als Fiddlestickerin glaubst du ja, dass nur die Sterne Wünsche erfüllen und nur der Mond Magisches bewirkt, nicht wahr?«
»Ich glaub an überhaupt keine blöde Magie. Jeder ist seines Glückes Schmied. Es gibt keine Kräuter oder Naturgeister oder Beschwörungen, die mir bescheren könnten, was ich mir wünsche. Das Wünschen und Hoffen habe ich vor langer Zeit schon aufgegeben … Ach, kümmere dich nicht um mich. Die meiste Zeit ist das Leben rosig. Ich bin nur gerade mies drauf.«
»Irgendein besonderer Grund?«
Zilla ging davon aus, dass Mitzi bestimmt nichts über ihre nebulösen Befürchtungen wegen Ambers Ankunft im Dorf hören wollte. »Nicht wirklich. Nichts Wichtiges. Ich habe mich nur an Fehler erinnert, die ich vor langer Zeit gemacht habe … Sozusagen Befürchtungen, dass die Vergangenheit sich wiederholen könnte … Hat Erinnerungen in mir aufgewühlt, die ich lieber vergessen würde. Nur dummes Zeug.«
Mitzi sah sie besorgt an. »Möchtest du darüber reden? Ich meine, dich aussprechen? Bei einem Abend unter Frauen irgendwann?«
»Vielleicht«, sagte Zilla nickend. »Ja, das wär’ schön – auch wenn ich dich wahrscheinlich zu Tränen langweile, weil es wirklich so ist, wie ich vorhin gesagt habe. Die meiste Zeit meines Erwachsenenlebens habe ich damit zugebracht, mir etwas zu wünschen, was ich nicht kriegen kann – und nichts, was du zusammenbrauen könntest, auch nicht unter gleichzeitigen Anrufungen himmlischer Gottheiten, könnte es geschehen lassen. Eines Tages werde ich mich einfach damit abfinden, dass dies alles ist, was für mein restliches Leben zu haben ist, und das Beste daraus machen.«
»Würde dazu auch gehören, Timmys Heiratsantrag anzunehmen?«
»Wahrscheinlich.«
»Dann tu es nicht.« Mitzi trank ihr Glas aus und stellte es auf den Tresen. »Gib dich nie mit dem Zweitbesten zufrieden. Es wird nie gut genug sein. Und es wäre nicht fair – keinem von euch gegenüber.«
»Wir können nicht alle so ein Glück haben wie du.«
»Glück hat einen Scheiß damit zu tun«, antwortete Mitzi energisch und glitt vom Barhocker. »Wie du ganz richtig
Weitere Kostenlose Bücher