Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
ich meine …«
»Zilla sagt mir nicht mal, wie er heißt«, antwortete Lewis kühl. »Vielleicht weiß sie es gar nicht. Sie hat sich immer geweigert, mir irgendetwas über ihn zu erzählen. Ich habe überhaupt
keine Familie außer Zilla. Jem kann denken, was er will, aber ich bin gar nicht daran interessiert, etwas über meine Verwandtschaft zu erfahren. Schon gar nicht über meinen Vater. Weder jetzt noch sonst jemals. Und ich hoffe, das merkst du dir, falls du vorhast, hierzubleiben und beim Dorfklatsch mitzureden.«
11. Kapitel
Midsummer Moon Madness
H eiß und dunstig, still und lautlos dämmerte der Morgen des Johannistages. Als sie die schlaffen Pflanzen in ihrem Vorgarten goss, bevor die Sonnenhitze sie noch weiter ausdörrte, erschien Fiddlesticks Zilla wie eine Filmkulisse.
Was für ein Jammer, dass ihr restliches Leben nicht nach einem passenden Drehbuch verlief: mit Wallungen von Leidenschaft, Momenten des Nervenkitzels und sich immer weiter steigernder Spannung bis zu einem letztlich befriedigenden Ausgang, in dem die Handlung, natürlich, zu einem märchenhaften Happyend führte.
Ach ja, dachte sie und spritzte einen letzten Silberbogen von Wassertropfen über die bunten sternförmigen Blüten des Eiskrauts, manches davon hatte sie ja schließlich schon erlebt. Auch wenn es schon Jahre her war. Das meiste, genau genommen. Alles in herrlichstem Technicolor mit Surround-Sound in Szene gesetzt.
Um ehrlich zu sein, war im Grunde das einzige fehlende Kapitel ihres persönlichen Filmepos das märchenhafte Happyend. Und wie vielen Leuten war so etwas denn schon wirklich vergönnt?
»Morgen, Zilla!« Bill Grinley beugte sich aus der Kabine seines Müllwagens heraus und warf ihr ein lüsternes Lächeln zu. »Heiß genug für dich? Gegen elf Uhr Vormittag bin ich fertig. Sehen wir uns im Pub?«
»Ooh, mal nachdenken – ja, wahrscheinlich – es sei denn, in der Zwischenzeit macht mir irgendein reicher, berühmter und hinreißend gutaussehender Mann ein besseres Angebot.«
»Berühmt kann ich nicht bieten«, schäkerte Bill, »aber ich hab einen hübschen Batzen bei der Nationwide Bank beiseitegelegt, und das mit dem guten Aussehen versteht sich ja von selbst. Bei mir hättest du ein schönes Leben, Zilla, Liebling. Ein Wort genügt.«
»Das Wort Nein vielleicht?«
»Ach, hör doch auf! Mit mir hättest du mehr Spaß als mit diesem langen Lulatsch Timmy Pluckrose! Überleg’s dir, Süße. Wenn du deine Karten richtig ausspielst, könntest du noch vor Kassiopeia die dritte Mrs Grinley werden.«
Zilla sah den Laster in einer Staubwolke davonbrausen. Mrs Grinley? Mrs Pluckrose? An Angeboten mangelte es ihr wahrlich nicht. Billy kam natürlich überhaupt nicht in Frage, aber vielleicht sollte sie trotz Mitzis gegenteiliger Ermahnungen wirklich in Erwägung ziehen, Timmy zu nehmen.
Nein … sie schüttelte den Kopf. Wie könnte sie? Wie könnte sie irgendwen heiraten? Überhaupt jemals?
Ihr langer Rock streifte die obersten Blüten der knallroten Geranien, als sie ins Cottage zurück- und an die erste langweilige Aufgabe der langweiligen vormittäglichen Hausarbeiten ging.
Rings um sie her gähnte Fiddlesticks, reckte sich und erwachte zum Leben, doch nebenan in Moth Cottage waren die Vorhänge von Ambers Schlafzimmer noch zugezogen, auch wenn Gwyneth wie üblich seit Tagesanbruch auf den Beinen war.
»Sie schläft wahrscheinlich noch, Liebes.« Big Ida ragte über die Buchsbaumhecke, in jeder Hand ein mit Schlamm und Stroh verkrustetes Ei. »Diese Stadtmädels haben einen anderen Tagesablauf als wir auf dem Land. Aber sie ist ein reizendes
Mädchen, findest du nicht? Auch wenn sie ein bisschen zu tief in die Schminktiegel greift. Hat gut zu unseren jungen Leuten gepasst, fand ich.«
Zilla nickte. So war es. Seit dem St.-Bedrics-Abend schien sich Amber in der Tat sehr gut ins Dorf einzufügen.
»Ich finde, du warst ein bisschen streng mit ihr, Zilla. Und du hast dich getäuscht, von wegen sie wäre jetzt gleich Lewis’ neue Flamme – er scheint gar kein Interesse an ihr zu haben.«
Nein, schien er nicht. Das war Zilla immerhin ein kleiner Trost. Und sie verkniff es sich, Big Ida daran zu erinnern, dass sie als Erste gesagt hatte, dass Amber wahrscheinlich im Umkreis einer Meile nicht sicher vor Lewis’ gierigen Grapschfingern wäre.
»Macht Timmy eine kleine Fete heute Abend? Im Pub? Zum Johannistag?« Big Ida wandte sich zum Rückweg. »Oder spart er sich das für den nächsten großen
Weitere Kostenlose Bücher