Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
nun, meine liebe Amber, wollen wir uns mal an die Arbeit machen …«
Die Sandalen mussten nach einer Stunde schon abgelegt werden. In geborgten Turnschuhen aus einem Schrank unter Tarnias Küchentreppe, die nur eine Spur zu klein waren, versprach Amber Mitzi, für ihren nächsten Einsatz etwas Passenderes zu finden. Scharen hübscher Bediensteter beiderlei Geschlechts strömten in Tarnias weiträumiger, zum Kochen noch nie benutzter Küche ein und aus und schleppten hoch beladene Platten mit Mitzis Kreationen davon. Amber war, als befände sie sich bereits seit Stunden auf einem Tretmühlen-Rundlauf zwischen dem Tisch, den Kühlschränken und den Gefriertruhen. Ihre Füße in den zu engen Turnschuhen brachten sie fast um.
»Du musst Wochen gebraucht haben, um das alles zuzubereiten«, sagte sie während einer Flaute atemlos zu Mitzi. »Kochst du alles selbst?«
»Momentan ja. Hubble Bubble hat ja mehr oder weniger experimentell begonnen, nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum. Ich habe zu Hause damit angefangen, aber wegen der Bestimmungen der Gesundheitsbehörde und allen möglichen Hygieneregeln und EU-Richtlinien musste ich, als ich Hubble Bubble als Gewerbe angemeldet habe, entsprechende Räume
finden. Zurzeit operiere ich von einem kleinen Schuppen an der High Street in Hazy Hassocks aus. Neben der Bücherei.«
Amber betrachtete die zahlreichen, auf allen Flächen verstreuten leeren Tupperware-Dosen. Die Etiketten faszinierten sie: Sonnwend-Soufflé, Schäumende Träume, Sommer-Schmaus, Vollmond-Vesper, Tag-und-Nacht-Törtchen – und dann einige Speisen, die offenbar für die Bekanntgabe von Marquis’ Ehrenauszeichnung gedacht waren: Festtags-Freuden, Königliche Krapfen, Lobes-Lametta …
»Und diese Speisen haben alle magische Wirkung? Doch wohl kaum … ich meine, es sind doch einfach nur traditionelle Landfrauengerichte. Wie können die magisch sein?«
»Kommt drauf an, was du unter Magie verstehst«, entgegnete Mitzi schulterzuckend. »Stammt alles aus dem Kochbuch meiner Großmutter. Für jedes Rezept verwendet man Kräuter und natürliche Zutaten, die, wenn man sie richtig kombiniert, offenbar alles Mögliche bewirken können.«
»Und wenn man nicht daran glaubt?«
»Man muss nicht daran glauben. Die Wirkung bleibt sich gleich.«
Oh Mann … Amber schüttelte den Kopf. Ganz sicher würde ihr Lewis am Samstag über die Sterne dasselbe erzählen. Das war natürlich alles Unfug, aber dem Kreischen und Lachen und der allgemeinen Heiterkeit da draußen nach zu schließen, hatten Mitzis Leckereien die Party eindeutig mächtig angeheizt.
»Und?« Mitzi sah sie hoffnungsvoll an. »Hat dir die Arbeit bis jetzt gefallen?«
»Total!« Amber nickte. »Hab ich meine Sache gut gemacht?«
»Du warst klasse. Tüchtiger hätte niemand sein können. Und das hier war eine Art Feuertaufe – die meisten Aufträge, die ich habe, sind sehr viel kleiner. Also – kommen wir ins Geschäft?«
Amber strahlte. »Na und ob!«
13. Kapitel
Starlight and Sweet Dreams
A lso, welches der regionalen Biere kennst du noch nicht?« Im Weasel and Bucket beugte sich Fern über den Tisch und zählte die Namen an den Fingern ab. »Andromeda Ale? Hearty Hercules? Pegasus Pale?«
»Ich hab noch keines davon probiert, zumindest nicht bewusst und wissentlich«, antwortete Amber und verzog das Gesicht. »Ich hab dir doch gesagt, ich mach mir nicht viel aus Bier – zieh doch nicht so ein Gesicht. Ich fange auch ganz sicher nicht jetzt damit an, also bemüh dich nicht. Ich hätte gerne noch ein Glas Chardonnay, bitte. Ein kleines. Ganz kleines. Ich muss heute Abend einen klaren Kopf bewahren.«
Fern kicherte. »Wegen Lewis?«
»Wegen dem Sternenkram.«
»Ja, ja, wie du meinst …« Fern schob sich durch das Sonntagabendgedränge zum Tresen und sprach lachend mit Timmy, während er sie bediente.
Was für ein Segen, fand Amber, dass dies Zillas freier Sonntag war. Okay, sie war in letzter Zeit weitaus freundlicher gewesen, aber irgendwie wäre es doch gar zu peinlich, einen Abend mit Lewis zu verbringen – auch wenn es keine direkte Verabredung war – mit seiner Mutter im Publikum.
Sie hatte in ihren noch immer unausgepackten Taschen herumgekramt und ein hoffentlich passendes Outfit zum Vorschein gebracht. Ihre Jeans waren designergemäß abgenutzt
und zerrissen, ihr durchsichtiges Trägerhemdchen ein zarter Hauch aus rosa- und cremefarbenem Chiffon, der so gut wie gar nichts wog und sie im Winterschlussverkauf fast ein
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