Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
dermaßen bedingungslos. Nicht mit solcher Intensität. Nicht einmal Jamie – Jamie schon gar nicht.
»Aber – hat er denn überhaupt eine Ahnung, was du für ihn empfindest?«
»Natürlich nicht!« Fern seufzte schwer. »Wozu denn auch? Er ist in Zilla verliebt.«
Amber dachte einen Moment nach. »Aber ist denn der ganze Sternenzauber nicht gerade dafür gut? Um scheinbar unlösbares Durcheinander wie dieses zu entwirren? Und hast du nicht genau darum wieder und wieder gebeten? Und nichts ist passiert! Daran sieht man doch, dass es nicht funktioniert. Du musst dich auf die guten alten irdischen Methoden besinnen – du weißt schon, dich auftakeln, mit ihm flirten – ihn merken lassen, dass du ein viel besserer Fang wärst als Zilla.«
»Niemand hat je behauptet, die Sternenmagie würde sofort wirken.«
»Flirten ginge schneller.«
»Ich kann warten.«
»Aber …«
»Ich glaube, die Sterne werden alles ins Lot bringen.« Fern trank ihr Pint aus. »Ich setze nächstes Wochenende meine ganze Hoffnung auf Kassiopeia. Und selbst wenn du meine neue beste Freundin bist: Falls du irgendwem auch nur ein Sterbenswörtchen davon erzählst, rede ich nie wieder mit dir, solange ich lebe.«
Amber lächelte. »Bei mir ist dein Geheimnis sicher. Aber ich finde es doch ein bisschen einfältig, sich auf diesen Hokuspokus zu verlassen.«
»Das liegt nur daran, dass du in niemanden verliebst bist«, sagte Fern und stand auf. »Eines Tages wird es dir auch so gehen, und dann wirst du verstehen, dass man zu verzweifelten Mitteln greifen muss, wenn die Dinge nicht nach Wunsch laufen. Ich wünsch dir einen schönen Abend. Sehen wir uns morgen?«
Amber nickte. Sie würde am nächsten Tag wieder für Mitzi arbeiten, aber nur den Nachmittag über. »Morgen Abend? Hier?«
»Ja, prima.« Fern warf einen sehnsüchtigen Blick in Richtung Tresen. »Immerhin kann ich ihn anschauen, wenn auch nicht anfassen. Welch süße Qual …«
Amber sah Fern – Kurven und Locken und hübsches Kleid – zur Tür hinaus- und in die duftende Dämmerung hüpfen, dann sah sie wieder zu Timmy hinüber. Sie schüttelte den Kopf. Die Liebe war wirklich ein seltsames Spiel.
»Ist hier noch frei, Süße?«
Amber sah auf. Ein untersetzter Mann mit schwarzem Borstenschnurrbart grinste anzüglich zu ihr herab.
»Äh – nun, ja, aber ich warte auf jemanden.«
»Ach ja, Lewis. Nein, Süße, ich bin kein geheimnisvoller Fremder.« Er streckte ihr die wettergegerbte Hand entgegen. »Ich bin Billy Grinley. Müllmann, stets zu Diensten. Ich höre allen Klatsch und Tratsch in Fiddlesticks und Umgebung. Ein hübsches kleines Ding wie du sollte sich vor dem jungen Lewis in Acht nehmen – er ist ein arger Weiberheld.«
»Und du wohl gar nicht, Billy?« Goff Briggs kam zur anderen Seite von Ambers Tisch getorkelt und zwinkerte furchterregend mit seinem einen Auge. »Hör nicht auf ihn, junge Dame. Und auf gar keinen Fall darfst du ihn einladen, sich an deinen Tisch zu setzen. Denn dann wirst du ihn nie wieder los und – ach, hallo, Slo – gesellst du dich zu uns?«
»Wollte fragen, ob irgendwer eine Zigarette übrig hat.« Slo Motion, trotz der Hitze der Nacht in kariertem Hemd, Fair-Isle-Pullunder und gestreiften Hosenträgern darüber, lächelte mit fleckigen Zähnen. »Und dem kleinen Gör hier Hallo sagen.«
Gör? Amber kniff die Lippen zusammen.
»Sie macht morgen einen Empfang für uns«, fuhr Slo fort und befummelte Billy Grinleys Päckchen Bensons. »Mit Mitzi.«
»Ach ja? Ich weiß, dass wir für eine private Feier gebucht sind, aber mir war nicht klar, dass es in eurem Auftrag ist. Hast du Geburtstag?«
»Nein, meine Gute.« Slo zündete sich in Lichtgeschwindigkeit die Zigarette an, hustete ausgiebig in Goffs Richtung und blies schließlich eine dicke Rauchwolke in die Luft. »Ooooh, jetzt geht’s mir schon besser. Es ist eine Trauerfeier. Für die alte Bertha Hopkins.«
Eine Trauerfeier? Ein Leichenschmaus? Amber blinzelte.
»Ach ja«, fuhr Slo etwas ruhiger fort, da nun das Nikotin durch seine Adern zu fließen begann. »Mitzi macht all unsere Trauerfeiern – für die, wo nicht einfach bloß in den Pub rübergehen
wollen oder selber ein paar Brote schmieren. Du musst aber was Schwarzes anziehen, denk dran. Den Verwandten von der alten Bertha liegen traditionelle Werte sehr am knauserigen Herzen. Die wollen nicht, dass irgendwer in bunten Farben erscheint oder grinst oder nach dem Tamtam mit dem Sarg in der Kirche Polonaise
Weitere Kostenlose Bücher