Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
wir?«
Amber hatte keine Ahnung.
»Vielleicht sollte ich einen kurzen Besichtigungs-Rundgang mit dir machen«, meinte Mitzi, »bevor wir den Lieferwagen für die heutige Veranstaltung beladen. Ach, und du trägst übrigens genau das Richtige. Tut mir leid – ich hätte dir sagen sollen, dass es um eine Trauerfeier geht.«
»Slo hat es mir gestern Abend im Weasel and Bucket erzählt. Machst du das oft?«
»Nicht allzu oft, wenn es sich machen lässt.« Mitzi zog eine Grimasse. »Natürlich lehne ich keine Aufträge ab, aber fröhlichere Feste sind mir lieber. Zum Glück habe ich Bertha Hopkins nie kennengelernt, von daher berührt es mich nicht so sehr. Wenn es um jemanden geht, den ich kenne, muss ich die ganze Zeit weinen – wirklich unprofessionell, ich weiß, aber …«
»Ich habe auch Sorge, dass ich weinen muss.«
Mitzi kicherte. »Ach wie gut. Noch eine Heulsuse. Dann können wir uns gegenseitig an unseren Schultern ausweinen, während wir die Trauer-Törtchen oder die Schnittlauch-Schluchzer herumreichen. Also, nun will ich dir mal zeigen, wie es bei Hubble Bubble so läuft …«
Die nächste halbe Stunde verstrich mit undeutlichen Bildern von Töpfen und Tüten und Päckchen und Tiegeln voller Kräuter, Samen, Nüssen, Beeren und Blüten – manche frisch, manche getrocknet, manche tiefgefroren -, alles katalogisiert
und beschriftet. Dann folgten Beschreibungen, womit welche Wirkung erzielt werden konnte, und eine rasche Durchsicht laminierter Rezepte und Menüvorschläge zu verschiedenen Anlässen.
Amber war noch immer reichlich befremdet und hegte nach wie vor große Zweifel. Altmodische Gerichte, ja; Kräuter, natürlich; aber magische Wirkung …?
»Ich hatte ja keine Vorstellung …« Amber schüttelte den Kopf. »Überhaupt keine Vorstellung. Und sind das alles – äh – magische Zutaten?«
»Bislang waren die Wirkungen immer sehr – öhm – zufriedenstellend.« Mitzi nickte. »Frag mich nur nicht, wie das sein kann, ich freue mich einfach, dass es so ist. Zum Beispiel bei Beerdigungen verwende ich Dinge, die Kummer trösten, Hoffnung aufkeimen lassen, Verzweiflung lindern – Borretsch, Kirsche, Kampfer, Baldrian, Basilikum, Brombeere, Piment – ach, da gibt es jede Menge. Alles aus dem Original-Rezeptbuch meiner Großmutter.«
»Und du glaubst daran?«
»Absolut.«
Da es für sie als Neuangestellte ganz sicher selbstmörderisch wäre, zu lachen, beherrschte sich Amber.
Mitzi machte den großen Kühlschrank zu. »Also, ich habe mir Folgendes überlegt: Wenn es dir hier gefällt und du Ende September noch in Fiddlesticks bist und bleiben möchtest, könnte ich dich an der Abendschule in Winterbrook für das Zertifikat in Lebensmittelhygiene einschreiben – das würde bedeuten, dass du auch kochen darfst. Wie fändest du es, bis dahin einige Partys allein zu übernehmen, wenn du erstmal den Bogen raus hast? Ich bin nämlich mit Aufträgen ganz schön eingedeckt. Wir könnten die kleineren Veranstaltungen aufteilen und die großen wie bei Tarnia gemeinsam machen. Wär’ dir das recht?«
»Das klingt prima«, sagte Amber. »Ich danke dir vielmals.«
»Fährst du Auto?«
»Den Führerschein habe ich schon lange und bin auch hin und wieder gefahren – aber den Wagen habe ich vor einigen Jahren verkauft, als ich aus meiner festen Anstellung entlassen wurde, und habe nie einen neuen angeschafft.« Amber starrte noch immer auf die Gläser und Schachteln und Ordner und Broschüren und fragte sich, ob sie sich je würde merken können, was welche Wirkung hatte. »Bei mir zu Hause sind wir überallhin mit dem Taxi oder der Straßenbahn gefahren.«
»Ich könnte dir den Lieferwagen ausleihen, wenn du möchtest«, sagte Mitzi. »Er ist ziemlich klein und wahrscheinlich brauchst du ein bisschen Übung, aber du wirst ihn brauchen, wenn du allein arbeitest. Ich hätte früher daran denken sollen. Ich fahre meinen Mini und habe den Van Anfang des Jahres gekauft, um Vorräte zu transportieren oder für Termine, bei denen ich verschiedene Gerichte zu verschiedenen Orten bringen muss. Die meiste Zeit steht er unbenutzt hier herum. Möchtest du ihn?«
»Sehr gerne! Vielen Dank!«
»Dann werde ich das mit der Versicherung für dich regeln.« Mitzi nickte. »Prima. Sieht so aus, als wären wir uns einig, meine liebe Amber.«
Der Auftrag von Hubble Bubble bestand glücklicherweise darin, während die Beerdigung im Gange war, im Haus der Verstorbenen bis zur Rückkehr der Trauernden die
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