Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
Speisen anzurichten. Amber hatte sich vor dem Anblick des Sarges und des Leichenwagens und der Blumen und des Herzeleids schrecklich gefürchtet.
»So.« Mitzi stand mit schief gelegtem Kopf in Bertha Hopkins’ hinterem Salon. »Wie sieht es aus?«
»Wunderbar«, bestätigte Amber. »Genau richtig.«
Auf weißen Tischdecken mit schwarzen Bändern standen die Delikatessen alle hübsch beschriftet auf schlichten weißen Platten, die Tische waren mit dunkelroten Rosen und Efeu und großen schwarzen Kerzen in silbernen Leuchtern dekoriert. Im Hintergrund erklang geschmackvoll gedämpfte Klaviermusik.
»Ich bringe meistens den CD-Spieler mit und lasse leise passende Musik laufen«, sagte Mitzi. »Das bricht das Eis, wenn sie vom Friedhof zurückkommen. Manchmal wünscht die Familie Lieblingsstücke des lieben Verstorbenen. Heute hatte ich glücklicherweise freie Hand, also halte ich mich an Brahms. Kürzlich hatte ich einen Empfang mit denkbar unpassender Hintergrundmusik von The Black and White Minstrels .«
Musik. Amber nickte. Gute Idee. Das war es, was ihrer Ansicht nach bei den Feten in Fiddlesticks noch fehlte. Bei den Himmelsfeiern auf der Gemeindewiese waren Zeit und Ort doch sicher ganz ideal für entsprechend mitreißende Musik? Und seit sie gestern Abend Zillas Soul-Sammlung entdeckt hatte, gingen ihr natürlich die großen Hits von Otis Redding nicht mehr aus dem Kopf. »Dock of the Bay« wurde langsam zum nervigen Ohrwurm. Musik vorzuschlagen kam für Kassiopeia natürlich zu spät, aber vielleicht könnte sie das Thema für eine der späteren Feiern ansprechen.
Da fiel ihr etwas ein.
»Äh – wie gut kennst du eigentlich Zilla Flanagan?«
»Wir sind Freundinnen – ich kenne sie schon seit einigen Jahren. Wir sind etwa im gleichen Alter. Ich mag sie sehr – wenn wir uns treffen, gibt es immer reichlich zu kichern. Warum? Ach, natürlich, sie ist ja deine Nachbarin.«
Amber nickte. »Ihr Cottage ist sagenhaft. Und sie ist nett – aber, na ja, ich glaube, sie ist einsam – und da mich nun alle davon zu überzeugen versuchen, dass euer Sternenzauber wirklich funktioniert, habe ich über Kassiopeia und die Sache mit verlorenem Liebesglück nachgedacht und …«
»Um Himmels willen, was auch immer du im Sinn hast, versuch bloß nicht, durch einen Sternenwunsch aus ihr und Timmy Pluckrose ein Paar zu machen!« Mitzi schauderte. »Das wäre die Hölle! Alle beide sind wunderbare Menschen, aber sie würden überhaupt nicht zusammenpassen. Ich habe Zilla auch schon ermahnt, dass sie sich bloß nicht mit dem Zweitbesten zufriedengeben soll.«
Amber verkniff sich die Bemerkung, dass sie ganz andere Pläne für Timmy Pluckrose hatte. »Ach nein – darauf wollte ich gar nicht hinaus. Eigentlich habe ich mich gefragt, ob du vielleicht irgendetwas über den Vater von Lewis weißt?«
»Überhaupt nichts. Zilla hat nie über ihn gesprochen. Ich denke, er war vielleicht ein jugendlicher Fehlgriff, womöglich nicht einmal ein fester Freund, sondern nur eine flüchtige Affäre – vielleicht war er auch verheiratet – wie auch immer, dieses Thema war stets tabu. Ach je, Amber, du hast doch nicht etwa vor, mit Magie herumzumurksen?«
»Nein, nein, natürlich nicht. Aber alle haben mir erzählt, dass die Sterne völlig Unmögliches geschehen lassen könnten, da dachte ich mir, ich stelle sie mal auf die Probe.«
»Okay.« Mitzi setzte sich in einen Schaukelstuhl. »Jetzt will ich dir mal einen ganz freundlichen und freundschaftlichen Rat geben. Was mit Magie zu tun hat, ob nun mit Kräutern oder Sternen, darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Das ist kein Spiel. Du hast keine Ahnung, was für Kräfte du da entfesseln könntest. Und wenn du ernstlich mit dem Gedanken spielst, nur so als Experiment einen Mann aus Zillas Vergangenheit heraufzubeschwören, den sie anscheinend vergessen möchte, dann muss ich dich warnen, meine Liebe: Lass es sein! Man muss dabei ja auch an Lewis denken …«
Da Amber seit ihrer ersten Begegnung mit ihm ohnehin an kaum etwas anderes dachte als an Lewis, fiel ihr das nicht sonderlich schwer.
»Nein, wirklich!« Mitzi sah das Leuchten in Ambers Augen. »Er ist erwachsen und mit Zil allein offenbar vollkommen glücklich und zufrieden. Er könnte ein dickes Problem kriegen, wenn sein längst verlorener Vater plötzlich auftaucht.«
»Stimmt«, gab Amber zu. »Er ist bei diesem Thema ziemlich sauer geworden. Er sagt, er will nichts von ihm wissen.«
»Da siehst du es,
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