Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
abzuziehen.«
Zilla ließ sich, wund, wie sie war, behutsam auf der Eingangstreppe nieder und funkelte Big Ida zornig an, die mit Unschuldsmiene vor Gwyneths Moth Cottage auf der abgenutzten, verwitterten Hausbank saß, die den Eindruck machte, als könnte sie jeden Moment unter Big Idas Gewicht zusammenbrechen.
Verräterin .
»Hat nicht richtig gepasst. Ich hab wohl ein paar Pfund zugelegt. Tut mir leid, Gwyneth, war wirklich nett von dir, dass du an mich gedacht hast. Ich werd was anderes finden müssen. Vielleicht kann ich das Gleiche anziehen wie letztes Jahr oder eins meiner Kleider färben?«
»Vielleicht – allerdings hast du mit Stofffarbe in der Vergangenheit ja so einige Katastrophen erlebt, nicht wahr, Liebes? Beim letzten Versuch hast du nicht genug Salz dazugetan und die Farbe ist dir an Armen und Beinen runtergelaufen, dass jeder gedacht hat, du hättest irgendwas Ansteckendes. Aber Hauptsache Grün. Du weißt ja, dass es für St. Bedric was Grünes sein muss.«
Zilla nickte. Das wusste sie. Wegen St. Bedrics Behauptung, der Mond sei aus grünem Käse. War ja logisch.
»Soll ich den Tee holen gehen?« Big Ida blinzelte die beiden unter dem stahlgrauen Pony ihrer Topffrisur an. »Jetzt, wo sich die kleine Zilla endlich zu uns gesellt hat?«
Gwyneth nickte. »Du weißt ja, wo alles ist. Ach, und bringst du für Pike eine Schüssel Wasser mit raus, meine Gute?« Sie zeigte auf den Hund. »Und ein paar Kekse – für uns und für ihn. Die Katzen haben ihr Zeug im Schuppen.«
Big Ida hievte sich auf die Füße. Als sie rumpelnd in den Tiefen von Moth Cottage verschwand, schnellte die Bank augenblicklich wieder in die Horizontale.
»Warum musst du immer für den Elfuhrtee sorgen?«, zischte Zilla Gwyneth zu. »Ida ist so was von geizig. Sie bietet uns nie Tee an, wenn wir bei ihr sind – und schließlich müsste sie doch nur einen Schritt über den Zaun tun.«
Gwyneth zuckte die Schultern und kippte klappernd eine weitere Ladung Erbsen in das Sieb. »Zil, Liebes, Big Ida und ich wohnen nun schon seit gut sechzig Jahren Tür an Tür. Sie hat schon immer jeden Penny umgedreht. Da wird sie sich jetzt auch nicht mehr ändern. Außerdem hat sie ja nur ihre Rente zum Leben.«
»Aber du doch auch«, entgegnete Zilla rasch. »Na ja, abgesehen von deinen kleinen Nebenjobs – und wir wissen alle, dass die ganz mickrig bezahlt werden. Aber einen Untermieter zu haben wird die Kasse ein bisschen aufbessern, oder?«
Gwyneth schaute verdutzt. »Hä? Was für ein Untermieter?« »Diese, ähm, Enkelin deiner Freundin.« Zilla bewegte den Namen im Mund und spuckte ihn dann aus wie etwas, das unangenehm schmeckt. »Amber.«
»Ach, ich werde doch von der kleinen Amber für die Unterkunft kein Geld verlangen – fiele mir im Traum nicht ein. Wie könnte ich denn, Zil? Sie hat keinen Job, und jung, wie sie
ist, bezweifle ich, dass sie irgendwelche Ersparnisse hat. Nein, ich hab sie nicht aus finanziellen Gründen eingeladen, hier zu wohnen. Sondern weil das arme Ding wirklich sonst nirgendwo hinkann, und ich dachte, ein bisschen Abwechslung zum Stadtleben wär’ vielleicht mal ganz schön für sie.«
Zilla lachte hohl. »Das bietet Fiddlesticks ganz gewiss – aber ich finde wirklich, du solltest Geld von ihr nehmen. Du bist viel zu weichherzig. Du kannst es dir nicht leisten, von deiner Rente euch beide durchzufüttern und all die Tiere.«
»Dann werde ich eben noch ein paar kleine Jobs annehmen müssen.«
»Du bringst dich noch um, wenn du das machst. Du bist über achtzig. Lass diese Amber ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Sie kommt ja schließlich nicht her, um hier Urlaub zu machen.«
Gwyneth lächelte milde. »Nein, natürlich nicht. Und ich bin sicher, sie wird sich nach Arbeit umsehen, sobald sie sich eingelebt hat. Lass ihr etwas Zeit, Zil. Sie wird hier anfangs bestimmt alles ein bisschen merkwürdig finden. Nach dem Leben in der Stadt könnte es ein ganz schöner Schock für sie werden.«
Schock? Zilla starrte in Gwyneths kleinen Vorgarten hinaus, wo Massen mannshoher Stauden wie Lupinen, Fingerhut und Rittersporn sich wie ein wild zusammengewürfelter Regenbogen aneinanderlehnten und fast den Weg verdeckten. Auf der anderen Seite des Gartentors reihten sich die übrigen Häuser von Fiddlesticks ordentlich um den Dorfanger, der zu staubigem Gold versengt in der Sonne schimmerte.
Die Grünfläche wurde kreuz und quer von sandigen Fußwegen durchzogen, war mit Weidenbäumen getupft, und eine
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