Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
veröffentlicht.«
»Hat sie nicht? Aber ich dachte … das heißt, ich hatte den Eindruck …«
»Wir stehen kurz davor«, lispelte die mädchenhafte Matrone. »Wir haben äußerst vielversprechende Werke verfasst, aber bislang wurde noch nichts davon publiziert. Es ist so unfair. Es gibt so viele überflüssige Bücher von grauenhaften Autoren, während wir so talentiert sind und so viel besser schreiben – aber bislang hat noch niemand auch nur das geringste Interesse gezeigt.«
»Das ist wirklich nicht fair, ich verstehe«, murmelte Amber und drehte so dienstfertig ihre Runden, wie der beengte Raum es zuließ. »Noch ein Safran-Zitronen-Soufflé? Hier ist noch ein ganzer Teller voll.«
Die Damen sahen aus, als bräuchten sie in Wahrheit nichts anderes als ein eiskaltes Planschbecken. Aber eins musste man ihnen lassen, sie bewahrten Haltung und aßen unbekümmert weiter.
Da keine von ihnen von dem Drang überwältigt wurde, sich die Sachen vom Leib zu reißen oder andere verrückte Dinge zu tun, nahm Amber an, dass in Mitzis Rezepten Kräuter enthalten waren, die die fiebrigen Stirnen unveröffentlichter Literatinnen kühlten. Umso besser, dachte sie. Unter dem wohlerzogenen Geplänkel brodelte genug aufgestaute Wut und Missgunst, um auch ohne Hexerei ein Feuer zu entfachen.
Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass die Teller leer und die Weingläser gefüllt waren – die fiesen Zimtzicken hatten ihr nicht mal einen winzigen Schluck von dem eisgekühlten Weißwein gegönnt -, nahm Amber den Ingwerkuchen aus der Kühlbox und begann ihn zu schneiden.
»Nein, nein, nein!«, kreischte Georgette-Doris. »Nicht so knauserig, Mädchen! Wir wollen keine winzigen Scheibchen! Sie durften mein Telefon benutzen und hatten stundenlang nicht das Geringste zu tun – da können Sie uns jetzt wenigstens ordentliche Portionen servieren!«
Amber packte das Messer, mit dem sie Georgette am liebsten an die Gurgel gegangen wäre, und hackte den Ingwerkuchen in vier große Würfel. Sie zwang sich zu einem tapferen Lächeln und reichte die Kuchenteller herum, wobei sie darauf achtete, dass die Serviette auf dem Tellerrand ordentlich gefaltet war.
Keine der Damen bedankte sich.
Während sie an das bevorstehende Treffen mit Freddo dachte, in der felsenfesten Überzeugung, dass unter seinen Retrobands Winterbrooks Antwort auf die Flippers zu finden sein würde, räumte Amber die Überreste des literarischen Lunch-Büfetts weg und überließ die Damen sich selbst, die fröhlich vor sich hin mampften und sich den Schweiß von der Stirn wischten. Kurz dachte sie darüber nach, ob sie ihnen sagen sollte, dass sie dank der minderwertigen Servietten grüne Gesichter bekamen.
Lieber nicht, dachte sie und stapelte die Teller in eine Kiste.
Es war alles so gut gelaufen. Mitzi wäre erfreut. Es hatte keine Probleme gegeben.
»Du Schlampe!«, schrie die stämmige Frau mit einem Mal Georgette-Doris an. »Du talentlose Schlampe!«
»Miststück!«, stimmte die mädchenhafte Matrone ein. »Die Lesung aus deinem derzeitigen Projekt war nichts als dummes Geschwafel! Sogar mein legasthenischer Enkelsohn hätte Besseres zu Papier bringen können.«
»Du bleichgesichtige blöde Gans!« Die Literaturdame, die bis jetzt geschwiegen hatte, stampfte mit dem Fuß auf. »Wie kannst du es wagen! Immer müssen wir uns deine endlosen Ergüsse über deine schwülstigen Figuren anhören, obwohl wir alle wissen, dass nie im Leben ein Buch von dir veröffentlicht wird.«
»Zur Hölle mit euch!«, kreischte Georgette-Doris und ließ ihrer inneren Furie nun ungezügelten Lauf. Sie tupfte sich den Mund ab und bekam giftgrüne Lippen. »Ich bin die Einzige hier mit einem Funken Talent. Ihr schreibt alle kommerziellen Schund. Ich bin literarisch …«
»Illiterat, meinst du wohl, du dösiges Trampel!« Kleinmädchen verstreute Ingwerkuchenkrümel. »Und obendrein wahrscheinlich auch noch illegitim!«
»Ho, ho, ho!«, heulte die Dicke. »Miststück, Hure, Bastard! Wie einfallslos, langweilig, abgegriffen – aua!«
Die große schweigsame Dame hatte sie in die Seite geboxt.
Kleinmädchen und Georgette-Doris brüllten vor Lachen und stürzten sich ins Getümmel.
Amber brachte sich in Sicherheit und packte hastig den Rest des literarischen Mittagessens zusammen, während sich die HHLL-Damen auf dem Fußboden wälzten und aufeinander eindroschen. Offensichtlich war Mitzi beim Ingwerkuchen tatsächlich ein wenig zu großzügig mit den Bodhi-Blättern
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