Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
zog an Ambers Hand und steuerte sofort die kleinen runden Tische an, die den üppig geschmückten Raum säumten. Er wählte den Tisch direkt an der Bühne, neben den Marshall-Verstärkern und Boxen. Wenn The JB Roadhow so gut war, wie Freddo versprochen hatte, würden sie später ihr eigenes Wort nicht mehr verstehen können.
Auf jedem Tisch befanden sich weitere rote Kerzen und Rosen sowie großzügig auf dem weißen Tischtuch verstreute Glitzerherzen. Erfreut schob Jem sie zu weinroten Häufchen zusammen.
Joyce’ und Brians offizielle Gäste – es waren Hunderte und hauptsächlich ältere Semester – drängten sich um die Bar.
»Sollen wir?« Lewis zog die Brauen hoch.
»Warum nicht? Schließlich müssen wir beide nicht mehr fahren«, erwiderte Amber. Sie hatten sich ein Taxi gegönnt, für den Fall, dass es ein feuchtfröhlicher Abend wurde. »Ich hätte gern einen Gin Tonic, zur Feier des Tages.«
Sie sah Lewis nach, der mit seinem lässigen, selbstsicheren Gang die Bar ansteuerte. Es war das erste Mal, dass sie ihn anders als in verwaschenen Jeans und T-Shirt sah. Sie lächelte. Obwohl er genau wie Jem schwarze Stoffhosen und ein weißes Hemd trug, sah er aus wie ein wunderschöner gefallener Engel.
Nachdem Jem die Glitzerherzchen zu seiner Zufriedenheit arrangiert hatte, deutete er hingerissen auf alles und jeden in dem prachtvoll geschmückten Saal. Die dunkelroten schweren Samtvorhänge der Bühne waren noch geschlossen.
Zu gegebener Stunde würden sie beiseitegezogen, dachte Amber, und den Blick auf die Bühne und The JB Roadshow freigeben. Hoffentlich.
Über der Bühne prangte ein handgemaltes Banner, beziehungsweise Bettlaken, auf dem stand: »Joyce und Brians Rubinhochzeit. Alles Gute Mum und Dad. Auf die nächsten vierzig Jahre!«
Amber verzog das Gesicht. Mit der Grammatik nahm es Joyce’ und Brians Nachkommenschaft offensichtlich nicht so genau.
Während Lewis sich zur Bar vorarbeitete, ließen Amber und Jem all die Pracht auf sich wirken. Oh, Mist … da war ein mit Geschenken und Karten überladener Tisch. Hoffentlich merkte niemand, dass sie mit leeren Händen erschienen waren.
Oh – und da drüben, neben einer glitzernden Disko-Anlage mit der Aufschrift Frank’s Funk Machine , stand ein riesiges Papp-Poster von Joyce und Brian an ihrem Hochzeitstag. Wie hübsch sie aussahen, wie verliebt, wie jung: Joyce im Tüllhochzeitskleid mit Petticoat, mit kurzem Schleier über der hochtoupierten Frisur, und Brian in einem kragenlosen Beatles-Anzug, mit stumpf geschnittenem Ponyhaarschnitt, und acht, nein, neun Brautjungfern mit zurückgekämmten Haaren und blassen Lippen in steifen Nylonkleidern, sowie zwei kleinen Pagen in Schottenröcken und dem Trauzeugen, der einen schweren Silberblick hatte.
Jem beugte sich über den Tisch und deutete grinsend auf den winzigen hölzernen Stern, den Amber um den Hals trug. Die Farben der verschiedenen Hölzer passten hervorragend zu ihrem kurzen braunen und goldfarbenen Stufenkleid mit den Spaghettiträgern, das sie aus einem ihrer eingelagerten Kleidersäcke gezogen, sorgfältig gebügelt und gelüftet hatte. Es musste etwa zwei Jahre alt sein – sie hatte es bislang nur ein einziges Mal getragen, und zu Hause würde sich kein Mensch mehr in so einem altmodischen Fummel blicken lassen, aber das kümmerte sie nicht im Geringsten.
»Ich hab dir doch gesagt, dass ich deinen Stern immer tragen würde«, versicherte sie Jem lächelnd. »Und das werde ich auch. Er ist wirklich wunderschön.«
Jem machte eine ausladende Geste, die den Stern, die Decke, sein Herz, Ambers Herz und Lewis einschloss, der noch immer geduldig an der Bar wartete.
Stirnrunzelnd versuchte Amber sich einen Reim auf Jems Gesten zu machen. »Oh, Jem«, stöhnte sie schließlich. »Du hast doch nicht etwa? In der Kassiopeia-Nacht? War es dein Sternenwunsch, dass ich und Lewis …?«
Jem nickte strahlend und schaukelte jubilierend auf seinem zerbrechlichen Goldstühlchen herum.
»Es wird nicht funktionieren«, sagte Amber. »Tut mir leid, aber Lewis hat so viele Freundinnen, und außerdem …«
Jem zog die Stirn kraus und hielt beide Daumen nach unten.
»Außerdem«, fuhr Amber fort, »haben wir keine romantischen Gefühle füreinander. Wir mögen uns, und wir sind Freunde, das ist alles.«
Jem zog ein langes Gesicht und schüttelte den Kopf.
»Es würde niemals funktionieren«, sagte Amber sanft. »Ich bleibe wahrscheinlich sowieso nicht in Fiddlesticks und …«
Jem schlug
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