Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
der Hochzeit mindestens dreißig Kilo zugenommen und sämtliche Haare verloren hatte, trug ebenfalls Rot und sah aus wie der Weihnachtsmann, als er sich hinter ihr durch den Vorhang kämpfte.
Während die versammelte Gästeschar jubelte und klatschte, plärrte aus einem unsichtbaren Lautsprecher die grässliche Peter-Sellers-Interpretation von We’ve Been Together Now For Forty Years .
Joyce und Brian sahen aus, als würden sie am liebsten die Flucht ergreifen.
Perplex gab der untersetzte Mann ein Zeichen zum Aufhören,
und die Lautsprecheranlage gab eine verkratzte Version von Congratulations zum Besten.
Joyce und Brian, offensichtlich treue Cliff-Richards-Fans, grinsten einfältig in den Scheinwerfer, während ein Kleinkind unbestimmbaren Geschlechts auf die Bühne watschelte, einen Strauß aus vierzig roten Rosen zu ihren Füßen fallen ließ und dann in Tränen ausbrach.
Der dicke Mann, der offensichtlich Frank war, verließ sein Mikrofon, stieg über das Kind hinweg, wankte die Bühnentreppe hinunter und eilte zu seiner Funk Machine .
»Kommt schon«, rief er. »Kommt schon, Joyce und Brian, runter mit euch! Kommt zu uns! Und könnte mal jemand das Kind wegschaffen?«
Mit einem halben Glas Bacardi Cola in der Hand und Zigarette im Mund machte sich die Mutter auf den Weg, um ihren Sprössling einzusammeln.
»So ist’s recht«, bellte Frank. »Aus dem Weg mit ihm. Und ein bisschen dalli, wenn’s geht. Und jetzt, meine Damen und Herren, ein kräftiger Applaus für das glückliche Paar, das jetzt den Tanz eröffnen wird!«
Congratulations wurde ausgeblendet und vom Anniversary Waltz abgelöst.
Joyce und Brian schlichen verlegen herbei und wankten im falschen Takt über die Tanzfläche.
Amber hatte alle Mühe, nicht laut loszulachen, und konnte Lewis nicht ansehen.
Jem hingegen klatschte begeistert zur Musik und stampfte mit den Füßen.
Die heitere Stimmung hielt den ganzen Abend an. Sie sprachen über die Geschichte zwischen Fern und Timmy und kamen zu dem Schluss, dass himmlische Kräfte am Werk sein mussten – oder dass Timmy eine Midlife-Crisis hatte. Für den Fall, dass es sich um eine vorübergehende Verirrung handelte,
hofften sie, dass Ferns Illusionen nicht allzu brutal zerstört würden.
Sie kamen auch auf Lewis’ Streit mit seiner Mutter zu sprechen, die reuevolle Versöhnung und Zillas Weigerung, weitere Enthüllungen über seinen Vater preiszugeben.
»Ich lass es eine Weile auf sich beruhen«, sagte er und verwischte einen ganzen Kosmos roter Herzchen. »Ich habe schon so lange gewartet, da kann ich auch noch ein bisschen länger warten. Obwohl ich es wirklich wissen will. Aber zumindest weiß ich jetzt, dass sie ihn geliebt hat. Das ist doch schon mal was.«
Jem umarmte ihn. Amber hätte es ihm am liebsten gleichgetan.
Um sie herum spielte die Funk Machine passende Musik, die Leute tanzten, kreischten, lachten, stritten und betranken sich auf Kosten des glücklichen Paares. Schließlich wurde zu Jems großer Freude das Büfett eröffnet.
»Ich gehe hin«, sagte Amber und stand auf. »Ich bin’s gewohnt, Essen zu servieren. Ein bisschen was von allem?«
Jem hielt beide Hände hoch.
»Doppelte Portionen? Okay. Bin gleich wieder da.«
Als sie den Tisch verließ, glaubte sie Lewis sagen zu hören: »Bleib nicht so lange weg!« Aber wahrscheinlich hatte sie sich das nur eingebildet, und wenn nicht, bedeutete es sicher nur, dass er am Verhungern war.
Obwohl das Essen nicht an Mitzis Standard heranreichte, war es gut und reichlich. Und trotz ihrer Skrupel, sich gratis an der Bar zu bedienen, hatten sie ihre Gläser mehrmals nachgefüllt. Als Frank leicht unsicher auf die Bühne zurückkehrte, waren sie alle wunderbar entspannt und angeheitert.
»Meine Daaamen und Herrrren!« Offenbar hatte sich Frank ebenfalls ein paar Drinks gegönnt. »Ihr scheint euch ja schon prächtig amüsiert zu haben …«
Lautes Gejubel.
»Aber jetzt ist der Augenblick gekommen, auf den wir alle gewartet haben! Ich räume meine Funk Machine beiseite …«
Ein paar vereinzelte Lacher waren zu hören, und einer rief: »Wird aber auch Zeit!«
»… und geh mit euch auf die Tanzfläche und tanze zur großartigsten Soulband Englands – nein, zur tollsten Soulband der ganzen Welt!«
Bei seinen Übertreibungen kam Amber der Verdacht, Frank könnte mit Freddo verwandt sein.
»Liiiebe Gäääste! Einen großen Applaus für … The JB ROADSHOW !«
22. Kapitel
Stars!
A ls der Vorhang zur Seite gezogen
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