Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
aufsteigender Dunst die Abenddämmerung ankündigte, hatten sie sich einen fröhlichen Schwips angetrunken.
Das Radio dudelte leise vor sich hin, als sie aufstand, um sich dem neuen Tag zu stellen.
Superstar von den Carpenters.
Zilla schaffte es nicht, das Radio vor der ersten traurigen Zeile über eine längst vergangene Liebe auszuschalten, die in ihrem Herzen widerklang.
Sie stellte das Gerät ab und brach in Tränen aus.
21. Kapitel
Lovelight in the Starlight
E ntschuldigen Sie bitte«, sagte Amber und tippte einer Dame, die schwatzend im geschmückten Eingang von Winterbrooks Masonic Hall stand, leicht auf die Schulter. »Ich wollte fragen, ob wir kurz mit – äh -«, sie schaute auf Freddos Zettel, »Joyce oder Brian sprechen könnten. Nur um sicherzugehen, ob man ihnen gesagt hat, dass wir da sind.«
Lewis hatte sich große Mühe gegeben, sie beide auf der Rubin-Hochzeitsfeier einzuschleusen. Amber musste The JB Roadshow sehen, um Fiddlesticks zum Bezahlen der Gage überreden zu können, und sie wollte nicht riskieren, dass man sie an die frische Luft beförderte, bevor sie auch nur einen Ton gehört hatten.
Die Frau im Eingang unterbrach ihre Unterhaltung und nahm sie ins Visier.
»Ach, geh schon rein, Liebes. Die beiden werden sich freuen, dich zu sehen. Du musst die Tochter von Joyce’ Freundin Cissy sein. Aber was um alles in der Welt ist mit deiner Stimme passiert? Du hast doch früher nicht so geredet, oder? Hast du Sprechunterricht gehabt? Aber groß bist du geworden, Liebes – als ich dich zum letzten Mal gesehen habe, warst du, glaube ich, sechs oder sieben. Kaum zu glauben, dass sie schon seit vierzig Jahren verheiratet sind, nicht wahr?«
»Äh – nein …«
»Und wir dachten alle, die Ehe würde nicht halten, stimmt’s?« Die Frau kicherte. »Vor allem wegen Brians kleinem Problem .«
Amber stimmte in das Gelächter ein. Sie wagte es nicht, Lewis anzusehen. Aber Jem, der ihre Hand hielt, schüttelte sich stumm vor Lachen.
»Ach, der Gute!« Die Dame blickte nach unten. »Der kleine Arty war schon immer für einen guten Witz zu haben. Du hast dich kein bisschen verändert, Arty-Schätzchen. Ich wünsche euch einen schönen Abend – wir können sicher später noch ein bisschen miteinander plaudern.«
»Ja, bestimmt«, erwiderte Amber lächelnd und betete im Stillen, dass sie der Dame nicht noch einmal über den Weg laufen würden. »Hier entlang, oder?«
Sie schob Jem, der das Arty-Gespräch zu gern in seiner ausgefallenen Gebärdensprache fortgesetzt hätte, vor sich her und warf ihm einen warnenden Blick zu. »Komm schon. Komm. Denk dran, wir gehören eigentlich nicht hierher. Und wenn dich jemand Arty nennt, dann nickst du nur freundlich und lächelst, verstanden?«
Jem streckte ihr die Zunge heraus und zwinkerte ihr zu.
»Sie dachte, ich wäre ein gewisser Simon. Verheiratet mit Lorraine. Nach achtzehn Monaten geschieden. Hat sie sitzen lassen. Mit zwei kleinen Kindern und dem dritten unterwegs«, murmelte Lewis, als er sie in der stuckverzierten Empfangshalle eingeholt hatte, durch die sie sich in den Saal drängten. »Klingt, als wäre ich ein ganz schöner Versager.«
Der Saal, dessen Fenster man zum Schutz gegen die grelle Spätnachmittagssonne mit tiefblauen Vorhängen verdunkelt hatte, war angenehm klimatisiert und ganz in Rubinrot dekoriert. Kerzen, Luftschlangen, Ballons, kleine Tischlämpchen, Herzen und Blumen erstrahlten im satten Rot geronnenen Blutes.
»Sieht aus wie eine satanische Messe«, sagte Lewis. »Und dieser Tisch muss der Opferaltar sein. Allerdings dürften sie Schwierigkeiten haben, hier in Winterbrook eine Jungfrau zu finden.«
»Und wer ist daran schuld?«, fragte Amber und lächelte herausfordernd.
Lewis und Jem streckten ihr beide die Zunge heraus.
Über die gesamte Länge des riesigen Saals dehnte sich ein Tisch mit weißer Damastdecke, der mit roten Rosen und Kerzen überladen war. Kellnerinnen und Kellner sausten mit ihren Servierplatten hin und her. Amber empfand angesichts der riesigen Gästeschar, die sie bewirten mussten, tiefes kollegiales Mitgefühl.
Jem zog an ihrer Hand und deutete auf das Essen.
»Noch nicht, du Gierschlund«, sagte sie lachend. »Du musst noch ein bisschen warten. Sieh mal, da sind viele kleine Tische – sollen wir uns einen suchen, bevor alle besetzt sind?«
»Wenn’s geht, möglichst nah bei der Bar, beim Essen und beim Ausgang«, sagte Lewis und grinste. »Es könnte eine lange Nacht werden.«
Jem
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