Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
mit der flachen Hand auf den Tisch und funkelte sie böse an.
»Und selbst wenn ich hierbleiben würde, müssten wir uns schon lieben. Und das tun wir nicht. Kassiopeia kann daran auch nichts ändern. Lewis liebt mich nicht, und ich bin ganz bestimmt nicht in ihn verliebt.«
Jem zog die Brauen hoch und tippte auf seine Nase.
»Ich lüge nicht, ehrlich nicht …«
Oh, doch, das tust du, dachte sie plötzlich. Oh Gott. Oh Gott !
»Das war peinlich«, sagte Lewis kichernd, als er die Getränke auf den Tisch stellte.
Hatte er ihre Gedanken gelesen? Amber rutschte unbehaglich hin und her. Ach, Unsinn. Das konnte nicht sein.
»Erstens sind die Drinks an der Bar gratis, also amüsieren wir uns hier komplett auf Joyce’ und Brians Kosten«, fuhr er fort und reichte die Getränke herum. »Und zweitens habe ich Lorraines neuen Ehemann kennengelernt, und er wollte mit mir vor die Tür gehen, weil ich sie mit den Kindern sitzen gelassen habe.«
Jem gluckste.
Immer noch aufgewühlt von ihrer plötzlichen Erkenntnis, atmete Amber erleichtert auf. »Oh – äh – und was hast du gemacht?«
»Ich hab gesagt, ich wäre Simons eineiiger Zwillingsbruder und würde auch gern mit ihm vor die Tür gehen, weil er Lorraine so behandelt hätte. Jetzt fragen sie sich alle, wieso sie sich nicht erinnern können, dass Simon einen Zwillingsbruder hatte. Ich hoffe nur, dass ich Lorraine nicht über den Weg laufe. Sonst gibt’s sicher Krach wegen der Unterhaltszahlungen. Zum Wohl!«
Sie stießen miteinander an.
Lewis kreierte mit Jem unter viel Gelächter und freundschaftlichem Geplänkel neue rote Herzchenmuster auf der weißen Tischdecke. Amber schlürfte ihren Gin Tonic und fluchte
stumm vor sich hin. Okay, sie war also in ihn verliebt: sexuelle Anziehungskraft, Sympathie und Freundschaft hatten sich nach und nach miteinander verwoben und waren unmerklich zu einem viel tiefer reichenden Gefühl geworden.
Okay … und wenn schon! Er würde nie davon erfahren, oder? Aus Lewis’ Blickwinkel war ihre Beziehung unverändert, nicht wahr? Sie würde damit klarkommen. Nun, fürs Erste zumindest. Auf lange Sicht war es ein Ding der Unmöglichkeit. Sie konnte ihm nicht so nahe sein und zusehen, wie er mit anderen Frauen zusammen war. Das würde sie in den Wahnsinn treiben.
Sie seufzte. Wenn sie von Lewis fortwollte, müsste sie Fiddlesticks verlassen, Gwyneth verlassen, Mitzi und Hubble Bubble verlassen, Fern und Jem und den Ort, den sie mittlerweile als ihr Zuhause betrachtete.
Ach, Teufel noch mal!
Glücklicherweise machte sich in diesem Augenblick leichte Unruhe an der Bar breit, und hinter den gebauschten Bühnenvorhängen schien etwas vor sich zu gehen. Ein untersetzter Mann mit violettem Satinsmoking und schlecht sitzendem Toupet kämpfte sich durch den roten Samt und trat ins Scheinwerferlicht.
»Meine verehrten Damen und Herren«, schnaufte er geräuschvoll ins Mikrofon, »wenn Sie bitte Platz nehmen wollen …«
Amber verschob weitere Grübeleien über ihre Verliebtheit auf später und beobachtete, wie die unterschiedlich stark herausgeputzten Partygäste die Bar verließen und sich unter lautstarkem Schwatzen Plätze an den runden Tischen suchten.
»Wunderbar«, zischte es aus dem Mikrofon. »Sitzen alle? Gut. Wir wissen ja alle, warum wir hier sind, stimmt’s?
Kommt schon!«, keuchte das Mikro. »Das könnt ihr sicher viel besser, oder?«
Sie konnten.
»Wunderbar! Und jetzt einen kräftigen Applaus für das glückliche Paar! Meine Damen und Herren, Freunde und Familie – hier sind Joyce und Brian!«
Die Masonic Hall brach in Jubel aus. Alle Augen waren auf den Vorhang gerichtet. Nichts geschah.
Jem stieß Amber an und deutete nach oben.
»Vergiss es, Kumpel«, sagte Lewis grinsend. »Sie kommen nicht von der Decke runter. Diesmal nicht!« Er rückte beunruhigend dicht neben Amber. »Letztes Jahr waren wir mit Hayfields in Reading und haben uns eine Pantomime-Aufführung angesehen. Der Dämonenkönig wurde von der Decke herabgelassen und von Scheinwerfern angestrahlt. Jem war begeistert.«
Der Vorhang bauschte sich ein wenig heftiger. Der Mann mit dem Mikrofon krabbelte unter den Saum und schob ihn beiseite, was dem Sitz seines Toupets nicht gerade zuträglich war.
Der Jubel wurde immer lauter.
Schließlich kam Joyce, die in ihrem dunkelrot gefärbten Hochzeitskleid ausgezehrt und hager wirkte, herausgestolpert und verlor dabei ihren Schleier.
Der Saal brach in begeistertes Kreischen aus.
Brian, der seit
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