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Magical

Magical

Titel: Magical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Flinn
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Meute spindeldürrer Mädchen, sie trugen T-Shirts mit griechischen Buchstaben und stopften sich mit Eis voll. Doch als ich bei Daddys neun Uhr angekommen war, sah ich überrascht, dass er recht hatte. Jemand schaute mich an. Es war Warner Glassman, ein Junge aus der Schule. Er war klug, denn er hatte den Wettbewerb gewonnen, das beste Theaterstück zu schreiben. Sobald ich ihn sah, fragte ich mich, ob mein Gesicht wohl sauber war oder ob ich Schlagsahne auf den Lippen hatte. Ich konnte sie ja schließlich schlecht direkt vor seinen Augen ablecken. Da wäre ich mir wie ein Pornostar vorgekommen. Ich spielte an meiner Serviette herum. Warner schaute weg.
    »Das ist ein Junge aus meiner Schule, Daddy. Er sieht mich an, weil er mich kennt, das ist alles. Wahrscheinlich zerbricht er sich gerade den Kopf, wo er mich schon mal gesehen hat.«
    Daddy nahm einen Schluck Kaffee. »Du bist ein schönes Mädchen, Emma.«
    »Mutter sagt immer, ich wäre hübsch – hübsch, nicht schön –, wenn ich fünf Kilo abnehmen und etwas mit meinen Haaren machen würde.«
    »Mütter sind zu pingelig. Du siehst großartig aus. Die Jungen werden dich umschwärmen.«
    »Klar.« Trotzdem drückte ich meine Schultern durch und beschloss, extra ordentlich zu essen, bis Warner und seine Familie gingen. Wenn sie nah genug an uns vorbeikamen, würde ich vielleicht »hi« sagen. Ich nahm einen winzigen Bissen Eis und sah wieder zu Warner hinüber. Er schaute mich an. Das war der coolste Tag aller Zeiten!
    Ich wusste, dass ich weder hässlich noch fett war, nur unscheinbar, wie die Heldinnen in den Büchern, die ich mochte, zum Beispiel in Jane Eyre oder Betty und ihre Schwestern. Natürlich bekamen diese Mädchen am Ende immer den Kerl ab.
    »Es gibt da etwas, das ich dir sagen muss, Emma«, sagte Daddy.
    »Klar.« Ich naschte wieder von meinem Eis und versuchte, nicht zu Warner hinüberzuschauen. Trotzdem konnte ich ihn irgendwie aus den Augenwinkeln sehen.
    » … und sie heißt Lisette«, sagte Dad gerade.
    »Was?«
    »Ich habe gesagt, sie heißt Lisette.«
    »Wer? Fang noch mal von vorne an.« Ich schlürfte das Eis auf, das auf meinem Löffel geschmolzen war. »Tut mir leid.«
    »Schon okay. Ich habe gesagt, dass ich nicht weiß, ob du dich daran erinnerst, dass ich vor deiner Mom mit einer anderen Frau verheiratet war, mit der ich eine Tochter namens Lisette bekommen habe.«
    Ob ich mich erinnerte? Ich war drei. Aber ja, irgendwo, in einem nebligen Teil meines Gehirns, wusste ich, dass er vor Mom mit einer anderen verheiratet gewesen war. Das mit der Tochter war mir allerdings neu. An eine Tochter hätte ich mich erinnert. »Wo?«, würgte ich hervor.
    »Sie hat mit ihrer Mom in Lantana gewohnt.«
    Lantana. Lantana war nicht weit weg. Wir kamen jedes Mal, wenn wir meine Tante besuchen fuhren, daran vorbei. Meine Tante wohnte zwei Stunden entfernt, und Lantana war näher. War es nicht seltsam, dass ich sie nie kennengelernt hatte? Hatte mein Vater all die Jahre ein Doppelleben geführt, wie einer dieser Typen in den Talkshows, bei denen sich herausstellte, dass sie zwei Familien hatten? Was war da noch? Was wusste ich sonst noch nicht?
    » … am Freitag hierher«, sagte Dad gerade.
    »Moment. Wiederhol das noch mal.«
    »Sie kommt am Freitag hierher.«
    »Sie kommt? Zu Besuch?« Kein Wunder, dass Mom ausgeflippt war. Sie stand nicht so besonders auf Sachen, bei denen sich nicht alles um sie drehte.
    »Nein. Um bei uns zu leben. Hörst du mir überhaupt zu, Emma? Lisettes Mutter ist gestorben und jetzt kommt sie zu uns. Ihr versteht euch bestimmt blendend. Sie ist genauso alt wie du.«
    Das Schokoladeneis fiel mir aus dem offenen Mund und auf mein todschickes Kleid. Ich sah auf den riesigen Klecks hinunter, dann zu Dad, dann zu Warner.
    Natürlich schauten mich genau jetzt alle an.

A ls ich meine Stiefschwester Lisette zum ersten Mal sah, weinte sie. Ein ramponierter weißer Kleinwagen, der so große Rostflecken hatte, dass er wie eine Glückskatze aussah, fuhr in unsere Einfahrt. Die Tür ging auf und spuckte seinen Inhalt aus: ein Mädchen, das, wie Dad gesagt hatte, so alt war wie ich, nur größer, einen Handkoffer, der all ihre Kleider enthielt, wie ich später herausfand, und einen schwarzen Plastikmüllsack, der alles andere enthielt. Alles, was sie hatte, waren ein Koffer und eine Mülltüte? Da spendeten wir ja mehr an die Heilsarmee. Wir warfen mehr als das weg!
    Es war Freitagnachmittag. Ich saß in dem Baumhaus, das Daddy mir

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