Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magical

Magical

Titel: Magical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Flinn
Vom Netzwerk:
Kauf nahmen? »Sie ist wirklich lieb.«
    »Sie sagte, du würdest ihr vorwerfen, deine Ohrringe gestohlen zu haben.«
    »Was?« Ich zuckte zusammen und das Buch fiel vom Bett. »Nein, das habe ich ihr nicht vorgeworfen. Das habe ich nicht gesagt. Das ist nicht wahr. Sie hat einfach nur die gleichen Ohrringe wie ich, die Muscheln, die du mir auf der Reise gekauft hast, und ich habe gesagt …« Ich versuchte, mich daran zu erinnern, was ich gesagt hatte. Dad nickte, so wie Erwachsene nicken, wenn sie so tun,als würden sie einem glauben, es in Wirklichkeit aber nicht tun. »Ich habe nur gesagt, dass wir sie ab und zu zusammen tragen sollten, weil wir die gleichen haben. Das ist alles.«
    Er nickte weiterhin.
    »Glaubst du mir nicht?« Ich griff nach dem Buch auf dem Boden, auch wenn es dumm aussah, wie ich danach angelte und ich meine Seite sowieso nicht mehr finden würde – ich wollte vor allem nicht, dass er sah, wie rot mein Gesicht war.
    »Natürlich glaube ich dir. Denk einfach nur daran, dass das eine schwere Zeit für Lisette ist. Ihre Mutter ist gestorben. Sie ist an einem neuen Ort, alle Leute sind neu. Versuch einfach, nett zu sein.«
    »Ich bin doch nett. Ich war immer nett zu ihr, sogar als …«
    »Sogar als was?«
    »Nichts. Ich habe nie behauptet, dass sie meine Ohrringe gestohlen hat.«
    »Da bin ich mir sicher.«
    »Sie muss mich missverstanden haben.«
    »Wahrscheinlich.« Er berührte meinen Kopf.
    Ich schlug willkürlich eine Seite in meinem Buch auf und begann zu lesen. »Ich habe Hausaufgaben.«
    »Alles okay?«, fragte er.
    »Klar.«
    Schließlich ging er. Ich starrte in das Buch, bis die Buchstaben anfingen, sich zu bewegen und herumzuwirbeln undaussahen, als wären sie auf Russisch oder Arabisch geschrieben. Erst als Dad gegangen war, fiel mir auf, dass er nicht die Dinge gesagt hatte, die Eltern normalerweise zu ihrem alten Kind sagen, wenn ein neues Kind auftaucht; zum Beispiel, dass sie das alte Kind genauso sehr lieben, dass sie wissen, dass es für das alte Kind – für mich – schwer ist, sich darauf einzustellen.
    Nein, Dad hatte sich überhaupt keine Gedanken um meine Gefühle gemacht. Er hatte sich nur um Lisette gesorgt.
    Noch etwas anderes fiel mir auf. Ich hatte nie angenommen, dass Lisette meine Ohrringe genommen haben könnte.
    Jetzt war ich davon überzeugt, dass es so war.
    Ich ging zurück zum Anfang des Buches und begann zu lesen.
    Eine weitere Stunde verging, eine Stunde, in der die Charaktere des Buches stocksteif dastanden und nichts auf die Reihe bekamen, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, das Gespräch wieder und wieder in meinem Kopf abzuspulen. Ungerecht. So. Ungerecht. Jemand sagte etwas über einen, und nur weil derjenige es zuerst gesagt hatte – weil man selbst versucht hatte, nett zu sein und sich nicht zu beschweren –, war man plötzlich in der Situation, das Ganze abstreiten zu müssen. Man hatte, wie diese Anwälte im Fernsehen sagen würden, die Beweislast. Und wenn die Person, die etwas gesagt hatte, perfekt war und süß aussah und blondes Haar hatte und – sehen wir den Tatsachenins Auge – Dads leibliche Tochter war, dann war das eine ziemlich schwere Last.
    Mein Magen knurrte, aber ich konnte nicht nach unten gehen, um etwas zu essen, konnte Mutter nicht gegenübertreten, jetzt, wo ich wusste, dass sie recht hatte. Ich wusste, ich würde um Mitternacht aufstehen und mir ein Sandwich machen. Ich wollte meine Mutter bei mir haben, aber ich konnte mich nicht überwinden, zu ihr zu gehen.
    Jemand klopfte an die Tür.
    Ich warf einen Blick auf die Uhr und überlegte, ob ich es ignorieren und so tun konnte, als würde ich schlafen.
    Halb neun. Wahrscheinlich würde mir das keiner abnehmen.
    Es klopfte wieder. Dann eine Stimme. »Emma?«
    Lisette!
    »Emma, lass mich rein!«
    Ich seufzte und sagte: »Es ist offen.« Ich konnte nicht unhöflich zu ihr sein, nicht jetzt, wo sie mich dauernd bei Dad anschwärzte.
    »Ich habe dir ein Sandwich gebracht.« Sie hielt es mir hin.
    Ich sah es an. Schinken und Käse auf Roggenbrot, Senf, keine Majo, Tomate, kein Salat, das Ganze zu einem Dreieck geschnitten – genau wie ich es selbst gemacht hätte. Spionierte sie mich aus?
    Ich wollte es ablehnen, aber ich war hungrig.
    »Danke.« Ich nahm es.
    »Deine Mom war nicht besonders glücklich beim Abendessen. Habt ihr euch gestritten?«
    Sie machte eine Pause, als würde sie darauf warten, dass ich etwas beitrug, dass ich ihr sagte, worüber wir gestritten

Weitere Kostenlose Bücher