Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magical

Magical

Titel: Magical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Flinn
Vom Netzwerk:
war mehr als das. Lisette versuchte wirklich, alle kennenzulernen. Wäre man zynisch gewesen (und das war ich nicht, obwohl ich von meiner Mutter erzogen worden war), hätte man sagen können, sie ging die Sache an wie jemand in einem Online-Rollenspiel, in dem es um die Weltherrschaft ging. Zuerst beschäftigte sie sich mit den leichten Zielen, bewundernden Sechstklässlerinnen, den Elfen in ihrer Armee. Vielleicht war ich eine von ihnen. Sie boten ihr immer Kaugummi an oder einen Stift oder sie starrten sie einfach nur an. Dann kamen die Jungs, ihre Einhörner und Zyklopen. Sie waren alle in sie verliebt, und als Lisette am Dienstag im Literaturunterricht erwähnte, dass sie am selben Tag am mittäglichen Treffen des Key Clubs teilnehmen wollte, verzeichnete der Club einen so unerwarteten Zuwachs an Mitgliedern, dass man in die Aula umziehen musste.
    Schließlich herrschte sie noch über Drachen und Gorgonen, die beliebten Mädchen aus der Achten, die sie eigentlich als Konkurrenz hätten betrachten müssen. Wenn sie nicht gerade Jacqueline Ortiz’ Haar vor dem Unterricht zu einem französischen Zopf flocht, dann brachte sie nach dem Unterricht Jordyn Pryor bei, wie man Freundschaftsbändchen knüpfte. Sie machte den Leuten immer Komplimente, wenn sie ein neues Outfit hatten. Alle bewunderten sie, aber ich war die Einzige, die ihre Schwester war.
    Das Coole an Lisettes Beliebtheit war, dass ich jetzt auch dazugehörte. Das gefiel mir. Ich ging zum Beispiel auf den jährlichen Westerntag der Schule. Ich war noch nie dort gewesen, hauptsächlich weil ich nie jemanden gehabt hatte, der mit mir hingegangen wäre.
    Es war beinahe Halloween und der Herbst lag in der Luft. Na ja, so gut es eben ging, wenn man bedachte, dass wir in Miami waren und es draußen sechsundzwanzig Grad warm war. Aber der Duft des Raumsprays »Caramel Apple« von Bath and Body Works erfüllte die Schultoiletten und in den morgendlichen Ankündigungen ging es um den Westerntag, an dem es Spiele, Fahrten mit dem Heuwagen, ein Kürbisbeet und sogar die Möglichkeit geben würde, seine Freunde ins Gefängnis zu werfen.
    »Sollen wir uns verkleiden?«, fragte ich Lisette, nachdem sie einem Mädchen Highfive gegeben hatte, das eine Eins im Mathetest bekommen hatte. »So etwas wie Western-Look? Ich könnte meine Mom fragen, ob sie mit uns zu Party City fährt.«
    Lisette schüttelte den Kopf. »Tayloe sagt, das machen nur kleine Kinder. Zieh einfach etwas Hübsches an wie das Sommerkleid, das wir letzte Woche gekauft haben.«
    Doch am nächsten Tag, als ich zum Auto von Tayloes Mom ging, trugen Tayloe, Courtney und Midori alle die gleichen Jeans, Karoröcke und Stiefel. »Lisette kommt sofort.«
    »Oh, uuups!«, sagte Tayloe. »Hast du das Memo nicht bekommen?«
    Ich starrte sie an. »Das Memo?«
    »Nur so ’ne Redewendung. Es gab kein Memo.« Das war Courtney. Sie sprach sehr langsam, als wäre ich bescheuert. Vielleicht war ich das. »Aber wir haben im Tanzunterricht gestern besprochen, dass wir alle Karoröcke und Stiefel tragen würden.«
    Ich nickte. Lisette hatte versucht, mich dazu zu überreden, mich mit ihnen für den Hiphop-Kurs anzumelden, aber ich hatte, als ich klein war, ein Jahr lang Tanz belegt, und am Ende des Jahres hatte Miss Janie meiner Mutter nahegelegt, ein anderes Ventil für meine Talente zu finden. »Jeder kann irgendetwas gut. Bei Emma ist es eben einfach nicht das Tanzen«, hatte sie gesagt.
    Jetzt sah ich Courtney an. »Aber Lisette hat gesagt, ihr würdet nicht …« Ich verstummte. Lisette war endlich fertig, und als sie aus der Tür trat, erblickte ich ihr Outfit. Jeans von True Religion, Karorock und Stiefel, genau wie die anderen. »Du hast gesagt, keine Verkleidung«, erinnerte ich sie.
    »Oh, wir haben unsere Meinung später noch geändert und uns doch für den Jeans-Look entschieden.« Sie kletterte über mich auf den Sitz hinter mir. »Das habe ich dir doch gesagt.«
    »Hast du nicht.«
    »Natürlich habe ich das. Gestern Abend. Vielleicht hattest du deine Ohrstöpsel drin und hast mich nicht gehört.«
    Unmöglich. »Dann ziehe ich mich rasch um.«
    Tayloes Mom tippte auf ihre Armbanduhr. »Liebes, ich muss Linc zu seinem Spiel fahren. Ich kann wirklich nicht länger warten.«
    »Schon gut«, sagte Tayloe. »Bestimmt haben viele keine Westernsachen an.«
    Ich setzte mich wieder hin. Was hätte ich sonst tun sollen?
    Als wir dort ankamen, hatte natürlich jede einzelne Person ein Westernkostüm an – von den

Weitere Kostenlose Bücher