Magical
Warner.
»Klingt nach Spaß.« Ich versuchte, so zu tun, als würde es tatsächlich nach Spaß klingen. Tat es aber nicht. Ich mochte keine Partys mehr, seit in der siebten Klasse alle aufgehört hatten, Schlittschuhpartys zu veranstalten. Es gab dort immer zu viele Leute, zu viele Gelegenheiten, es zu vermasseln. Ich wusste nicht einmal, was man auf einer Highschoolparty so machte. Wenn man Filmen glauben schenken durfte, dann betrank man sich, wurde belästigt oder verhaftet, bekam Drogen in sein Getränk gemixt, wurde schwanger oder sprang vom Dach.
Aber das war dumm. Die Leute gingen auf Partys und starben dabei (meistens) nicht.
Ich erzählte es Kendra. Sie sah mich zweifelnd an.
»Hast du je Die Maske des Roten Todes gelesen?«, fragte sie.
»Edgar Allan Poe. Die Geschichte, in der ein Typ eine Party schmeißt und jemand mit der Pest oder so auftaucht?« Ich bemerkte, wie Kendra sichtlich schauderte, als ich das Wort Pest sagte. »Was ist damit?«
»Sie basiert auf einer wahren Geschichte. Die Leute wissen das nicht, aber es stimmt. Poe sagte das selbst. Partys können tödlich sein. Weißt du, wo Marie Antoinette Louis XVI . kennenlernte? Auf einer Party. Das hat sie das Leben gekostet.«
»Moment mal. Bist du sicher? Ich dachte immer, sie wurden ferngetraut. So heißt es zumindest in unserem Lehrbuch der Weltgeschichte.«
»Ja, aber als sie schließlich dort ankam, veranstalteten sie ganz sicher eine Party. Die französischen Königsfamilien waren gewaltige Partytiere, das weiß ich. Dasselbe mit Ann Boleyn. Sie hat Heinrich VIII . auf einer Party kennengelernt. Das Nächste, was man von ihr hörte …« Sie fuhr sich mit dem Finger über die Kehle. »Krrkkkk.«
»Ich weiß, dass das nicht stimmt. Ich habe ein Buch gelesen, in dem stand …«
»Historischer Roman? Es gibt einen Grund, weshalb es Roman heißt – obwohl die Geschichtsbücher manchmal noch schlechter sind. Glaub mir, schlimme Dinge sind Leuten auf Partys zugestoßen. Eine gute Gelegenheit, den Kopf zu verlieren.«
»Ja, klar. In Miami werden aber keine Leute mehr geköpft.« Kendras Auffassung von Geschichte war oft, ähm, einzigartig. »Willst du damit sagen, ich soll lieber nicht mit Warner ausgehen?«
Ihr schien einzufallen, dass das eine schlechte Idee war. »Wir dürfen nicht zulassen, dass Angst wahrer Liebe im Weg steht.«
»Richtig.«
»Aber pass auf deinen Hals auf.«
Zeit, das Thema zu wechseln. »Was soll ich denn anziehen?«
Wen fragte ich da eigentlich?
»Trag etwas, das nach dir aussieht. Denn das ist das, was er mag, nicht wahr?«
Aber ich hatte keine Ahnung, was das sein könnte. Letztendlich zog ich ein Sommerkleid an, weil mir einfiel, dass ich ihm auf dem Westerntag darin gefallen hatte.
˜ ˜ ˜
Wir fuhren durch das schmiedeeiserne Tor eines Hauses an der Old Cutler Road. Ich atmete ein und genoss die Luft in seinem Auto. Warners Auto. Er hatte mich um genau sieben Uhr abgeholt, und ich hatte mich geschmeichelt gefühlt, dass er wegen unseres Dates ebenso aufgeregt war wie ich. Ich war um halb sieben fertig gewesen, aber ich hatte mich davon abgehalten, an der Tür zu warten.
»Wir sind da.« Warner sah mich im Schein der Lichter des großen Hauses an. »Du siehst so hübsch aus.«
Ich spürte, wie ich rot wurde. »Danke. Du auch. Ich meine, nicht hübsch, sondern … wow, das ist ein Haus.« Durch das Autofenster konnte ich Rufe von Partygästen hören. Im Hintergrund brauste der Ozean. »Und dann liegt es auch noch am Wasser.«
»Brendans Dad ist … wohlhabend. Ich war mal auf einer Weihnachtsfeier hier, und als Unterhaltungsprogramm waren Frauen da, die ein Wasserballett aufgeführthaben.« Er zog den Schlüssel aus dem Zündschloss, und dabei streifte sein Arm den meinen. Ich spürte, wie ich erschauerte.
»Wow«, sagte ich.
Von oben hörte ich einen Schrei. Ich blickte hoch und sah eine Gestalt auf dem Dach, ein Mädchen in einem knappen Bikini. »Los geht’s!«, brüllte sie, bevor sie sich nach vorne stürzte.
Sie sprang tatsächlich vom Dach.
»Ich hoffe, da unten ist der Swimmingpool«, sagte Warner.
»Niemand schreit, als hätte er eine Leiche gesehen.«
»Sie könnten zu betrunken sein, um es zu bemerken.« Er ging mit mir den Weg entlang, der zu der offenen Flügeltür führte. »Ich dachte eigentlich, wir wären zu früh.«
Innen ging es schlimmer zu als in den Highschool-Filmen, die ich gesehen hatte. Es war eher wie in den College-Filmen, in denen es um die Partys geht, die
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