Magical
verbrachte ich diese Stunde damit, zu duschen und Kleider auszusuchen, mich anzuziehen und mir die Haare zu föhnen. Und als Warner kam, um mich abzuholen, sagte er wieder: »Du bist so schön, Emma.«
Ich wurde rot und hoffte, dass es stimmte.
˜ ˜ ˜
Into the Woods war die Art von Stück, die mir gefallen hätte, wenn ich nicht in so viel echtes Drama verstrickt gewesen wäre. Es ging um einen Bäcker und seine Frau, die wegen eines Fluches keine Kinder bekommen konnten. Der Fluch konnte gebrochen werden … aber nur wenn sie eine weiße Kuh, einen roten Mantel, weizenblondes Haar und einen goldenen Schuh von verschiedenen Märchenfiguren beschafften. Ich liebte Märchen, aber ich konnte mich nicht auf das Stück oder sonst was konzentrieren, sondern sah nur Lisette, die bezaubernd aussah, selbst als Aschenputtel in Lumpen, das sich wünschte, zum Ball des Königs gehen zu können, und von ihren schrecklichen Stiefschwestern und ihrer bösen Stiefmutter daran gehindert wurde. Ichdrückte ihr die Daumen, als sie für ihre tote Mutter betete. Ich wünschte, ich würde dieses liebe Mädchen kennen, das alle so sehr mochten.
In der Dunkelheit wischte ich mir über die Augen und hoffte, dass ich in der Pause nicht aussehen würde wie ein Waschbär.
Nach dem Stück sagte Warner: »Wow. Es hat dir wirklich gefallen. Wir sollten hinter die Bühne gehen und mit den Schauspielern reden.«
»Sicher.« Mir wurde klar, dass es seltsam aussehen würde, wenn Lisette mich kannte, wo ich doch Warner gar nichts von ihr erzählt hatte. Ich schaute mich um und fragte mich zum ersten Mal, wo Mutter und Daddy waren. Sie mussten zu Lisettes Aufführung gekommen sein. Ich sah sie nicht.
Hinter der Bühne herrschte ein Durcheinander aus verstreuten Kostümen und Make-up – Rapunzelhaar, Wolfsohren und rote Kapuzen. Zuerst machten wir ein Interview mit der Schauspiellehrerin, die über technisches Zeug schwadronierte, was wir nicht für den Artikel verwenden konnten. Sie reichte uns an den Jungen weiter, der den Bäcker gespielt hatte, und das Mädchen, das dessen Frau dargestellt hatte. Sie waren beide von der gesprächigen Sorte, sodass Warner in kurzer Zeit zwei Seiten Notizen beisammen hatte.
»Das ist großartig«, sagte ich. »Ihr wart wirklich wunderbar. Ich glaube, wir haben genug für einen ganzen Artikel.«
Warner nickte. Ich sah mich um, aber Lisette war nirgends zu entdecken. Ich würde davonkommen, ohne dass sie sich begegneten! Warner nahm meine Hand und wir waren schon fast an der Tür, als ich ihre Stimme hörte.
»Emma!« Sie hatte ihr spitzenbesetztes Aschenbrödelkleid ausgezogen, aber sie trug ein weißes Kleid und ihr Haar funkelte, weil sie irgendein Glitzer-Haarspray verwendet hatte. Sie sah wie immer widerlich perfekt aus, wie Aschenputtel auf dem Ball. »Du bist meinetwegen hierhergekommen!«
»Schülerzeitung«, sagte ich und versuchte dabei so zu klingen, als sei das keine große Sache. Ich gestikulierte zu Warner hin, der still geworden war, als Lisette eintrat. »Warner, das ist Lisette.«
Lisette machte einen scherzhaften Knicks. »Ich bin Emmas Stiefschwester.«
»Stiefschwester?« Warner zog die Augenbrauen nach oben. »Du hast mir nicht gesagt, dass du eine Stiefschwester hast.«
»Emma ist manchmal ein bisschen komisch.« Lisette wandte sich zu mir um. »Hast du dich meinetwegen geschämt, Em, oder seinetwegen?«
»Was? Keins von beidem.« Plötzlich fühlte es sich so an, als wäre keine Luft mehr im Raum. »Natürlich nicht. Es ist nur … das Thema kam nie auf. Du warst nie in der Nähe.«
Lisette lachte. »War nur ein Scherz, Emma, nur einScherz.« Ihre winzige weiße Hand streifte Warners Schulter. »Wer würde sich schon seinetwegen schämen?«
Sie sagte es jedoch so, als glaubte sie, ich würde genau das tun, und Warner schüttelte den Kopf. »Ich knabbere noch immer daran, wie es kommt, dass sie mir nicht gesagt hat, dass du ihre Stiefschwester bist.« Er sah mich fragend an.
»Tut mir leid.« Ich wusste, dass das seltsam war.
»Hey.« Wieder streifte Lisettes Hand Warners Arm. »Wollt ihr beiden vielleicht mit zur Party der Theatertruppe kommen? Ich kann euch da reinlassen.«
»Nein, danke«, entgegnete ich, während Warner gleichzeitig »gern« sagte.
»Großartig!« Lisette tätschelte Warners Schulter.
Ich war so nah dran gewesen, hier wegzukommen. Und jetzt stand sie da und berührte Warners Arm, fasste meinen Freund an. Ich hätte am liebsten – ich weiß auch nicht
Weitere Kostenlose Bücher