Magie der Leidenschaft
sich aufzurichten. Sie hörte, wie er leise ihren Namen murmelte. Dann fiel er hintenüber, und ein letzter Atemzug drang rasselnd aus seiner Brust, bis alles still war.
Sinead setzte sich kerzengerade in ihrem Bett auf. Ihr letzter Schrei hallte noch durch die Kammer. Connal!
Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und atmete tief und langsam durch. Nein. Nicht schon wieder. Sie zitterte bis in die Zehenspitzen und schluckte, um wieder zu Atem zu kommen. Ihr Hals war wie zugeschnürt. Sie schniefte und wischte sich die Tränen von den Wangen, während sie zornig ihr Haar über die Schultern zurückwarf.
Ein dünner Schweißfilm glitzerte auf ihrer Haut, und sie schlug die Decken und Felle zurück. Es brachte ihr kaum Erleichterung, und sie stieg aus dem Bett. Mit zitternden Händen griff sie nach ihrem Morgenmantel. Nachdem sie die Schärpe ineinander geschlungen hatte, nahm sie eine Samtdecke, legte sie um ihre Schultern und lief ruhelos hin und her.
Trotz all ihrer Macht konnte sie die Träume nicht verhindern. An dem Tag, als ihr die magischen Kräfte zurückgegeben worden waren, waren sie zurückgekehrt, und die gesegneten Jahre der Unschuld waren vorbei gewesen. Träume von drohender Gefahr rissen sie häufig aus dem Schlaf, Träume von glücklichen Ereignissen und bevorstehenden Stürmen. Sinead ignorierte sie nie. Sie wurden immer wahr.
»Mylady?«
Sinead wandte den Kopf und spähte an dem Vorhang vorbei, der vom Bettpfosten herunterhing. »Komm näher, Kiarae. Mir geht es gut.«
Die Elfe flatterte ein kleines Stück um die schwere Stoffbahn herum und lugte zu ihr. »Du hast geschrien.«
Sineads Augen weiteten sich. »Habe ich unten jemanden geweckt?«
Kiarae schüttelte den Kopf und ließ sich dann auf der Bettdecke nieder. »Du solltest es erzählen.«
»Nein, verlang das nicht von mir. Zu wissen, was kommt, heißt, das Schicksal herausfordern.« Sie schüttelte den Kopf. Die Träume beherrschten sie, wenn sie kamen, und sie hatte gelernt, dass sie nicht mehr tun konnte, als Warnungen auszusprechen, da die Gefahren, die sie sah, niemals deutlich oder präzise waren.
Aber diesmal ging es um Connal. Und er war gestorben. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass es ihre Schuld war, dass sie die Ursache für seinen Tod war. Große Göttin, sie war dankbar, dass sie ihn in ihren Träumen nie während der Kämpfe in Palästina gesehen hatte, sonst hätte sie in den vergangenen Jahren überhaupt keinen Schlaf mehr gefunden. Aber sie hatte von seiner Heimkehr gewusst, sowie er einen Fuß auf irischen Boden gesetzt hatte. Denn diese eine Vision war sehr eindringlich, als wollte die Göttin sie ermahnen, wachsam zu sein, vielleicht etwas zu unternehmen, um die Prophezeiung nicht wahr werden zu lassen.
Er würde ihr nie glauben. Niemand außer ihren Eltern wusste von ihren Träumen. Sie hatte nur wenige erlebt, bevor ihre Zauberkräfte gebannt worden waren, und war zu jung gewesen, um ihre Bedeutung zu erfassen. Heute konnte sie sich kaum noch an sie erinnern. Doch nachdem ihre Mutter ihr ihre magischen Kräfte genommen hatte, hatte sie eine letzte Vision gehabt, schwach und bruchstückhaft. Sie hatte
damals nichts davon begriffen, aber ihr Vater sehr wohl, und das hatte Sinead das Leben gerettet.
Was konnte sie für Connal tun? Er würde ihre Warnungen mit Argwohn betrachten, dachte sie, und sie nicht beachten. Und er hatte seine Rüstung.
Wieder schoss ihr das Traumbild durch den Kopf, Connals Züge immer noch vom Tod gezeichnet, eine Lache Blut auf dem Boden. Sinead schlang die Samtdecke unvermittelt fester um ihre Schultern und ging zur Tür.
»Mylady? Heute Nacht sind viele Männer in der Burg.«
»Sie werden mich nicht sehen«, entgegnete sie und verließ das Zimmer. Während sie mit bloßen Füßen, die leise auf den Boden klatschten, die Treppe zur Mauerwehr hinauflief, sprach sie einen Zauber, der sie unsichtbar machen würde. Aber das Gefühl von Hilflosigkeit, das sie erfüllte, war beinahe überwältigend, und als sie zur Tür hinausstürmte, stürzte sie zur Mauer und klammerte sich an die steinerne Einfassung. In tiefen Zügen atmete sie die kalte Luft ein. Eisiger Wind schlug ihr ins Gesicht und brannte ihr in den Augen. Aber nichts konnte den Traum aus ihren Gedanken verbannen.
Immer wieder war er da, mit grauenhafter Klarheit, als verlangte er von ihr zu sehen, was nicht da war. Ein Schluchzen schnürte ihr die Kehle zu, und sie senkte den Kopf, um einen Aufschrei zu unterdrücken und
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