Magie der Leidenschaft
wie es ihre Macht für sie selbst darstellte. Sie konnte die Elemente beherrschen, aber er war hilflos, wenn man von seinem Schwert und seinem Ehrenwort absah. So stark er auch sein mochte, einer Schar verbohrter Hexenjäger hätten sie beide wenig entgegenzusetzen. War das der Grund, warum er in ihren Träumen starb? Wegen seiner Gabe? Der Gedanke bestärkte sie in ihrem Entschluss, die Prophezeiung aus ihren Träumen nicht wahr werden zu lassen. Außer ihr gab es niemanden, der ihn beschützen konnte.
»Dann schlage ich vor, du sprichst nicht darüber.«
Er musterte sie und fragte sich, warum sie auf einmal so verängstigt aussah.
»Sei vorsichtig, PenDragon. Diese Gabe darf man nicht missbrauchen«, fügte sie rätselhaft hinzu und ließ sich ein Stück zurückfallen, während er stirnrunzelnd auf dem schmalen Pfad weiterritt.
Sie spähte verstohlen über die Schulter und verscheuchte die Tiere, die die ganze Zeit entlang der Baumlinie hinter ihnen herhoppelten, -flatterten und -liefen. Mit unbewegter Miene ritt sie weiter und sah noch einmal zurück, um einer Schar Kaninchen zuzuwinken, die wie kleine Felsen im Schnee standen, als wollten sie ihnen eine gute Reise wünschen.
Du kannst es in deinem Herzen leugnen, Connal PenDragon, dachte sie, aber die Welt der Magie hält dich umfangen.
Die Dunkelheit brach schnell herein und hüllte sie auf der kleinen Lichtung ein. Ringsum knackten die Zweige an den Bäumen unter dem Gewicht von Schnee und Eis, das auf den verwitterten Ästen lastete. Connal hockte sich auf eine Seite des Feuers und biss in das geröstete Kaninchenfleisch. Er freute sich gar nicht darauf, eine weitere Nacht allein mit Sinead zu verbringen, aber es war zu gefährlich, die Reise im Dunkeln fortzusetzen. Wenn alles gut ging, würden sie am nächsten Vormittag einige Meilen nördlich von König Rorys Festung auf Galeron stoßen.
Während er an dem kross gebratenen Stück Fleisch knabberte, lauschte er auf etwaige Angreifer. Trotz aller Wachsamkeit konnten sie leicht Opfer eines Überfalls werden. Seine Sinne schienen so scharf wie die kalte Luft zu sein, die erfüllt war vom Duft und der Wärme der Frau, die nur wenige Schritte von ihm entfernt saß.
Seine Augen bewegten sich zu ihr.
Sie kniete vor dem Feuer und legte trockene Zweige nach, den Umhang zusammen mit ihrem Haar über die Schultern zurückgeworfen, sodass sein Blick ungehindert über ihren Körper wandern konnte. Ihr voller Busen straffte sich hinter dem engen Mieder, und schmerzhaftes Verlangen stieg in ihm auf. Sie war klein und zierlich, dachte er, und von unbestreitbarer Schönheit, aber nicht ihre Schönheit war es, die Connal sah, wenn er sie anschaute, sondern die dunklen Schatten in ihren leuchtend blauen Augen, die Qualen, die sie aus Liebe erlitten hatte. Wie schlecht hatte er sie behandelt, als er noch ein Junge gewesen war; und dann, als sie ihren Kummer überwunden hatte, hätte der nächste Mann in ihrem Leben sie um ein Haar wegen der Macht getötet, die sie besaß. Kein Wunder, dass sie ihm, Connal, und seinen Absichten misstraute! Sie hatte ihren Glauben an ihn schon vor Jahren verloren, und er hatte seit seiner Rückkehr kaum etwas unternommen, um ihn von neuem zu gewinnen. Und was hatte sie schon anderes getan, als das zu schützen, was ihr Eigen war? Ihre Herrschaft abzutreten, auch wenn es auf Befehl des Königs geschah, musste sie schmerzen.
Aber es wäre ihr Tod, sich König Richards Befehl zu widersetzen.
All diese Maßnahmen waren nötig, um Prinz |ohn in Schach zu halten, auch wenn Connal seine Zweifel hatte, ob es Eindruck auf den ehrgeizigen Prinzen machen würde. Als er die Knochen ins Feuer warf, hielt Sinead ihm ein feuchtes Tuch hin. Er legte sich auf die Seite und wischte sich Mund und Hände ab. Obwohl sie schon seit Tagen unterwegs waren, wirkte sie nicht mitgenommen, sondern frisch und strahlend wie immer.
Sie erhob sich, und er richtete sich auf.
»Wo willst du hin?«
Sie drückte ein Bündel an ihre Brust. »An einen Ort, wo ich ungestört bin.«
Er stand auf.
»Ungestört werde ich kaum sein, wenn du in der Nähe bist, PenDragon.«
Sie ging auf den Wald zu und war so schnell verschwunden, dass er unwillkürlich ihren Namen rief.
Ich bin hier, drang es ohne Worte zu ihm. Nur Geduld.
Ein Schauer lief ihm über den Rücken, als ihm bewusst wurde, dass sie sich ihm auf diese Art mitteilen konnte. Er kauerte sich vor das Feuer und brach ein Stück von dem dunklen Brotlaib ab, während
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