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Magie der Leidenschaft

Titel: Magie der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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Nordküste auf und ab, und die schwere Gischt durchnässte seine ohnehin schon feuchten Sachen. In seiner Hand ruhte ein Dolch, sein einziger Schutz gegen jene, die ihn aufhalten wollten. Und dass sie es versuchen würden, wusste er. Die Wunde in seiner Seite und der Verlust seines Schwertes waren der Beweis für ihren letzten Versuch.
    Er warf über die Schulter einen Blick auf die Seeleute, die gerade die Segel refften, und auf den Kapitän, der erst die Küste, dann ihn musterte. Jeder Augenblick zählte, und er fürchtete, Irland nicht rechtzeitig zu erreichen, um die Warnung auszusprechen. Das Geschick seiner Landsleute stand auf Messers Schneide und schien nicht mehr wert zu sein als eine Münze, die im Spiel geworfen wurde, ein letzter Schachzug im Kampf zwischen Bruder und Bruder.
    Es war lange her, seit Sinead sich so wohl gefühlt hatte. Eine Nacht ohne Träume, dachte sie bei sich, war so schön wie der Morgen. Die Sonne hatte an diesem Tag die Wolken besiegt, und ihr gleißendes Licht glitzerte auf dem frisch gefallenen Schnee, als sie dahinritten. Obwohl Connal eine Länge voraus war, war ihr Ritt gemächlich, und ein warmes Glücksgefühl erfüllte Sinead, als sie sich umsah. Eiskristalle hingen wie durchbrochene Edelsteine an immergrünen Bäumen und
    blinkten sie im Vorbeireiten an. Sie ließ die Zügel los, breitete ihre Arme weit aus und atmete die kalte, frische Luft ein. Sie rief nach den Lebewesen der freien Natur.
    »Kommt, ihr Geschöpfe der Wildnis und der Freiheit«, raunte sie. »Kommt und zeigt mir das Leben in diesem kahlen Land aus Eis und Schnee. Belebt meinen Geist. Belebt das Land. Kommt hervor und zeigt euch!«
    Sie senkte die Arme und lächelte, als ein paar Kaninchen aus ihrem Bau hervorlugten. Vögel flatterten herbei und ließen sich auf ihrem Kopf und ihren Schultern nieder. Dann kam ein Reh aus dem Schutz der Bäume getrottet und beäugte erst Connal, der ein Stück vor ihr war, dann Sinead, bevor es rasch näher kam. Genevieve blieb ganz ruhig, als das junge Tier neben ihr herlief. Sinead verlangsamte ihr Tempo, bückte sich, um das Kitz zu streicheln, und sah sich dann nach seiner Mutter um. Eine stolze Rehgeiß zeigte sich, und Sinead schubste das Junge sanft in die Richtung des Muttertiers. Aber es wollte nicht gehen.
    »Sinead, was machst du denn da?«
    Die Belustigung in seiner Stimme freute sie. »Besuch empfangen.«
    »Tatsächlich.« Connal lächelte und kam zu ihr geritten. Überall an ihr saßen Vögel; einige hatten es sich in ihrem Haar bequem gemacht und piepsten vor Freude, während andere in geschlossener Reihe an den Fesseln ihrer Stute hinuntermarschierten. Sinead lachte leise, als sie an ihrem Haar zupften. In Connals Ohren war es der schönste Laut, den er seit langem gehört hatte. Einen Augenblick lang betrachtete er sie einfach, sie und ihr Lächeln, das er nur selten zu sehen bekam, und die Freude, die ihr die Tiere bereiteten. Dann hüpfte ein Vogel von ihr auf seinen Schenkel und weiter nach oben, bis er auf Connals Hand kauerte. Dort zwitscherte er ein wenig, bevor er sich stolz aufplusterte und zu Connal spähte. Connal grinste, zog mit den Zähnen den Handschuh von seiner Hand und strich über den winzigen Kopf des Vogels.
    Sinead lächelte. Der Vogel war, verglichen mit ihm, nicht größer als eine Nuss und erschien wie eine zarte Blume, die von einem großen Tier berührt wird. Auf einmal tschilpten alle Vögel aufgeregt durcheinander. Sinead runzelte die Stirn.
    »Na, haben sie Neuigkeiten zu berichten?«
    »Hör es dir selbst an.«
    Sein Gesichtsausdruck wurde scharf und unnachgiebig. »Lieber nicht.« Der Vogel flog davon, und Connal lenkte sein Pferd wieder herum.
    Sinead verabschiedete sich von den Tieren, die sich zerstreuten, in den Schutz der Bäume flatterten und ihr dabei ein paar Haare vom Kopf rupften. Dann ritt sie an Connals Seite. »Warum leugnest du die Gabe, die unsere Familie besitzt?«
    »Ich leugne nicht, dass sie existiert, Sinead. Ich ziehe es nur vor, sie nicht zu meinem Vorteil einzusetzen.«
    »Als wäre es keine Gabe, sondern ein Fluch.«
    »Genau.«
    »Dummkopf.«
    Ihr Blick kreuzte seinen. Tränen glänzten in ihren Augen, als bereitete ihr sein Verhalten Kummer.
    »Diese Gabe wurde dir aus einem bestimmten Grund gegeben, Herr Ritter. Genau wie meine. Nicht zu deinem Vorteil, sondern zu dem anderer.«
    Er verzog abfällig das Gesicht, und sie fragte sich, wie sehr er ihre Macht eigentlich verabscheute. Er konnte die

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