Magie der Leidenschaft
war, die er als Tante Rhiannon kannte. Und dass Rhiannon, als Connal ein Kind war, lieber den Tod von Menschen zuließ, als Gaelan und Siobhan die Identität ihres Liebhabers preiszugeben.
Das war der Grund, warum Connal Irland verlassen hatte und Söldner geworden war. Der Grund, warum er kein Recht hatte, den stolzen Titel eines Prinzen von Erin zu führen.
Er war der Sohn eines Mörders und Verräters, eines Mannes, der charakterlos genug war, seine eigenen Leute auf Befehl von Lachlan O’Neil zu töten. Der Sohn einer Frau, die ihr Kind lieber dem Clan der O’Rourkes als Erben überlassen hatte, statt es selbst großzuziehen. Die Täuschung hätte dem Wohl des Clans gedient, hatte Siobhan behauptet. Sie hatten einen männlichen Anführer gebraucht, und sie hatte zwar geherrscht, aber nur an seiner statt.
Connal hielt dieses Wissen seit Jahren geheim, denn wenn bekannt wurde, dass er der Sohn eines derart rückgratlosen Mannes war, würde er alles verlieren, was er sich erworben hatte. Und das Vertrauen des Königs, das er so hoch schätzte, noch dazu. Es war nicht der Makel seiner Geburt, der ihn belastete; in Irland gab es keine Bastarde. Aber in England mochte eine ganz andere Geschichte erzählt werden.
»PenDragon ?«
Sein Blick flog zu ihr. Er sollte mittlerweile daran gewöhnt sein, dass sie ihn so nannte, doch seit der vergangenen Nacht brannte er ungeduldiger denn je darauf, die unsichtbare Linie zu überschreiten, die sie voneinander trennte.
»Ich sehe großen Schmerz auf deinem Gesicht.«
Es war ihr Ton, in dem nichts als liebevolle Anteilnahme lag, der tief in sein Inneres drang und an seine Seele rührte.
»Ich habe vieles zu bedenken«, erwiderte er ausweichend, und ihre Miene wurde noch sorgenvoller.
»Rhiannon wird sich freuen, dich zu sehen. Sie empfängt seit einer ganzen Weile keine Besucher mehr.«
»Ich weiß.« Sie hatte sich selbst an diesen Ort verbannt und seither mit niemandem mehr gesprochen. Auch ihn hatte sie damals, als er erfahren hatte, wer er tatsächlich war, nicht empfangen.
»Warum suchst du sie nicht auf und lässt den Rest von uns weiter nach Süden ziehen? Du könntest uns mühelos einholen.«
Connal gestand sich ein, dass er selbst daran gedacht hatte, und fragte sich, ob sie den Grund dafür erriet. »Ich werde weder dich noch mein Kommando für persönliche... Vorteile aufgeben.«
Sie stieß einen tiefen Seufzer aus. »Es muss furchtbar lästig sein, nur an das zu denken, was andere von dir erwarten, PenDragon, und nicht an das, was du selbst von dir erwartest.«
Er wirkte verstimmt. »Du weißt nichts von mir.«
»Dann erzähl mir etwas von dir, damit ich mehr weiß.«
Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, als er darüber nachdachte. Unzählige Erinnerungen stürmten auf ihn ein und drängten danach, freigesetzt zu werden, Erinnerungen daran, wie sehr er seinen Vater verachtet hatte, als Gaelan einem eben zum Ritter geschlagenen Jungen von knapp siebzehn eine schwere Last auferlegt hatte; an den Moment, als er über irische Erde gestürmt war, um seine Landsleute zu erschlagen. Und wie er sich noch wochenlang vor sich selbst geekelt hatte. Dann Syrien, Zypern, das Heilige Land. Die Gräuel des Krieges und das Niedermachen unschuldiger Menschen auf eine so grauenvolle Weise, dass er kaum daran denken konnte, ohne Ekel und Schuld zu empfinden. Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
Ihre Rechte legte sich auf seine Hand und den trockenen Zweig, den er im Vorbeireiten abgebrochen hatte. Sein Kopf fuhr hoch, und sein Blick prallte mit ihrem zusammen. Der Zweig zerbrach zwischen seinen Fingern. Wut trat in seine grünen Augen, und Sinead ließ sich in ihren Sattel sinken, erschrocken über diesen Ausdruck und die Erinnerungen, die er in ihr wachrief.
Dann beruhigte er sich, seine Miene wurde milder, und Sinead entspannte sich ein wenig.
»Wann hat Irland dich verloren?«
Connal rieb sich das Gesicht. »Ich weiß es nicht.«
Gemeinsam ritten sie ein kleines Stück voran, unbehelligt von den anderen.
»Was wünschst du dir?«, sagte sie leise. »Ich frage dich nicht, was der König will. Was willst du, PenDragon?«
Sein Blick richtete sich forschend auf ihr Gesicht und huschte wie ein Schmetterling über ihre schönen Züge. »Dich.«
Sinead lachte ihn weder aus, noch verzog sie das Gesicht; nur ihre Mundwinkel hoben sich leicht. »Für den König und zur Befriedigung deiner Lust. Das gilt nicht.«
»Ich ... ich weiß, wie du über diese
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