Magie der Liebe
selbstverständlich, Mylord. Es ist zwar schon einige Zeit her, seit meine Gladys ein Kind war, aber dafür hat sie inzwischen zwei Babys, die ich einmal in der Woche sehe.«
Knight hatte noch nie auch nur einen einzigen Gedanken an Mrs. Allgoods Privatleben verschwendet. Für ihn gehörte sie schon von frühester Jugend an zu diesem Haus. »Aha«, war alles, was ihm als Entgegnung einfiel.
»Morgen früh werden Mr. Duckett und ich Mrs. Winthrop und die Kinder in angrenzenden Schlafzimmern unterbringen. Sie brauchen sich keinerlei Gedanken zu machen.«
Auf höfliche Art hatte sie ihm soeben erklärt, daß er sich aus der Sache heraushalten sollte. Knight mußte lächeln. »Lassen Sie Duckett abräumen. Mrs. Winthrop hat nicht allzuviel essen können.«
»Sehr wohl, Mylord. Gute Nacht!«
2. Kapitel
Wo,
zum Teufel, steckte sie nur?
Es war bereits zehn Uhr. Knight ging unruhig in der Bibliothek auf und ab. Schließlich läutete er nach Duckett.
»Mylord?«
»Guter Gott, haben Sie mich erschreckt! Müssen Sie immer so schleichen?«
»Verzeihung, Mylord.«
»Wo ist Mrs. Winthrop? Sie muß doch längst auf sein! Hat sie schon gefrühstückt?«
»Danach habe ich mich bereits erkundigt. Man hat ihr das Frühstück im Schlafzimmer serviert, denn sie wollte oben bei den Kindern bleiben.«
Das klang plausibel, obwohl es nicht gerade schmeichelhaft für ihn war - für ihren Gastgeber, ihren Retter, ihren Beschützer in dieser kalten und harten Welt. »Sagen Sie ihr, daß ich sie in der Bibliothek sprechen möchte!«
»Ja, Mylord.«
»Aber natürlich nur, wenn es ihr paßt.«
»Bestimmt wollen Sie sie nicht drängen, nicht wahr?«
»Verdammt, Duckett! Können Sie denn Ihre Meinung nicht ein einziges Mal für sich behalten?«
»Wie Sie wünschen, Mylord.«
»Eines Tages werde ich Sie umbringen lassen!«
»Mich, Mylord?«
»Ja, ich werde Stromsoe damit beauftragen.«
»Ausgerechnet Ihren Kammerdiener, der keiner Fliege etwas zuleide tun kann?«
»Ach, machen Sie, daß Sie wegkommen!«
Ungefähr zehn Minuten später erschien das Zimmermädchen bei Lily und den Kindern. »Mr. Duckett läßt Ihnen ausrichten, Madam, daß Seine Lordschaft, falls Sie es einrichten können, daß er in der Bibliothek mit Ihnen reden möchte.«
»Danke, Betty. Ich werde sofort hinuntergehen.«
»Weshalb will er dich sprechen?« fragte Theo.
»Und noch dazu allein!« ergänzte Sam. »Weshalb ruft er nicht uns alle zu sich? Ich werde ihm eine reinhauen!«
»Er ist gar nicht alt«, bemerkte Laura Beth, nachdem sie den Finger aus dem Mund genommen hatte.
»Ihr seid vielleicht mißtrauisch!« bemerkte Lily amüsiert. »Zweifellos möchte euer Vetter wissen, wie es in Zukunft weitergehen soll. Theo, bitte passe auf Laura Beth auf, und du stellst bitte nichts an, nicht wahr, Sam? Ich möchte eurem Vetter nämlich keinen Grund geben, uns wieder vor die Tür zu setzen. Ich bin bald zurück.«
Vor dem Spiegel hielt Lily sekundenlang inne und betrachtete seufzend ihre blassen Wangen und die Ringe unter ihren Augen. Da daran leider nichts zu ändern war, richtete sie nur schnell ihr Haar, bevor sie das Zimmer verließ.
Lily hatte nicht gesehen, daß ihre großen Augen grauer waren als sonst und von sorgenvollen Gedanken verdunkelt wurden, doch Knight stellte das auf den ersten Blick fest. Er hätte heulen und fluchen können, denn er hatte so sehr gehofft, daß sich diese unglaublich schöne Frau über Nacht in eine normale Mutter verwandelt hätte - doch nichts dergleichen. Ihr einfaches, blaßgraues Musselinkleid mit der hoch angesetzten Taille und den langen Ärmeln war völlig schmucklos, aber gerade deswegen brachte es ihre vollen Brüste und ihren schmalen Körper noch mehr zur Geltung. Das Haar trug sie zurückgekämmt, wodurch ihre hohen Wangenknochen, die etwas exotisch geschnittenen Augen, ihre wunderschön geformten Ohren und ihre schmale, leicht gebogene Nase wunderbar hervorgehoben wurden.
Sie war die aufregendste Frau, der er jemals begegnet war, aber gleichzeitig war sie auch die Witwe seines Vetters und trug die Verantwortung für drei kleine Kinder. In diesem Augenblick entschied Knight, daß er sie und die Kinder demnächst in Castle Rosse unterbringen wollte, denn sein ruhiger, beschaulicher Lebensfluß war einem derartig stürmischen Einbruch nicht gewachsen.
»Mylord«, grüßte Lily, als sie den Raum betrat.
»Bitte nennen Sie mich Knight. Schließlich sind wir Verwandte.«
»Aber dann müssen Sie auch Lily zu
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