Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi
Lied aus Melodie und Traum.
Als die Situation begann, verlegen zu werden, jauchzte sie plötzlich auf und fiel ihm um den Hals. Durch die Wucht taumelte Barshim einen Schritt nach hinten, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. »Du hier? Wo bist du gewesen, all die Zeit? Wo bist du gewesen?!« Ihre Worte gingen in Lachen und gleichzeitigem Schluchzen unter.
»Ich hatte es dir geschworen. Erinnerst du dich?« Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen. Verdächtig rot leuchteten ihre Augen.
Cashimaé lächelte und zog mit zitternden Händen das Medaillon aus dem Ausschnitt ihres Kleides, versuchte ihre Fassung wieder zu finden. Überwältigt von den Gefühlen, die sie empfand. So intensiv wie nie in ihrem bisherigen Leben. Warum wollte sie laut Jubeln und hätte gleichzeitig am liebsten geweint.« Ich habe es niemals vergessen.«
Barshim betrachtete kurz das Schmuckstück und strich mit der Fingerspitze darüber. »Und doch bist du ein Isgrin geblieben … ich hätte ein Feind sein können.«
»Bento! Glaub‘ nicht, ich hätte es nicht bemerkt.«
»Baby.«
»Selber Baby.«
Sie kicherten. Er war ein bisschen größer als sie und wie Cashimaé ihn nun anblickte, spürte sie eine heiße Röte in ihr Gesicht steigen. »Wer zuletzt unten ist, muss die nächsten Tage die Wäsche alleine waschen.«
Damit rannte sie auch schon los und ließ ihn einfach stehen. Sie bemerkte gar nicht, dass Barshim ihr nicht hinterher lief. Dass ihr nur seine Augen folgten. Wie er schließlich den Kopf langsam von links nach rechts bewegte, während sich Wärme auf sein Gesicht legte, ehe er den Hang langsamen Schrittes hinab kam. Cashimaé lief davon, vor sich selber und der fremden Situation und diesem komischen Gefühl in ihrer Brust, als bewege sich darin ein großer Ameisenhaufen.
Beim gemeinsamen Essen erzählte Barshim von den vergangenen Jahren. Er berichtete von den Versuchen der Hexer, die Stadt zu überrumpeln. Von jungen Magiern, die einen neuen Weg beschreiten wollten und von den Shalas bestraft wurden. Mit der Begeisterung eines Abenteurers und dem Elan eines jungen Mannes beschrieb er detailliert Schlachten und Kriege und Siege. Stieß die Gabel dabei in die Luft wie ein Schwert und malträtierte mit dem Messer das Gemüse auf seinem Teller.
Cashimaé hing an seinen Lippen und saugte jedes Wort in sich ein, das er von sich gab. Sie bemerkte nicht einmal, dass Shorbo sie musterte, so sehr war sie fixiert auf Barshims braune, muskulösen Arme. Sie war darauf bedacht, kein Wort zu verpassen, während ihr Finger verträumt kleine Kreise auf der Tischplatte beschrieb und ihre Augen mit den Funken des Feuers um die Wette leuchteten.
Barshim schloss seinen Bericht mit der Nachricht, dass Filyma noch etwas erledigen wolle, um dann nach zu kommen. »Wir wollen nach Comoérta zum Treffen des Kreises und da dachte ich, dass wir auch alle zusammen reisen können. Außerdem wollte ich euch unbedingt wiedersehen.«
Shorbo, der bisher geschwiegen hatte, sah nun auf. »Du willst nach Comoérta?«
»Ja natürlich, ich bin 17. Meines Erachtens genau das richtige Alter, um dem Kreis beizutreten.«
Der Alte Magier hustete. »Du willst was?«
»Ich werde dem Kreis beitreten, er sollte wieder gefestigt werden.«
»Barshim, du bist jung. Meinst du nicht, es sei noch zu früh? Mal davon abgesehen, dass zu diesem Schritt auch die Prüfungen gehören?«
Barshims Gesicht verlor auf einmal die ausgelassene Fröhlichkeit. »Heißt das, du, der älteste und weiseste des Kreises und sein Leiter, bist mit meinem Entschluss nicht einverstanden?« Er klang enttäuscht, mehr noch: gekränkt. Er lehnte sich ein wenig verärgert zurück.
»So will ich das nicht sagen«, antwortete Shorbo. »Es ehrt dich, keine Frage. Ich bin sicher, du wärst eine Bereicherung. Aber ich denke, es hat noch Zeit. Nun, der Entschluss, ob man dich teilnehmen lassen wird, liegt nicht bei mir allein. Das weißt du.«
Barshim dachte kurz nach. Er war noch jung und ungezügelt. Sein Minenspiel verriet, dass er versuchte, sich zu beherrschen. »Zeit? Was ist das? Eine Relation an Worten, die für uns keine Rolle spielt. Verzeiht mir weiser Mann, aber mein Herz schlägt in meiner Brust für das Morgen, weil ich schon so viel vom Gestern erlebte. Ich möchte weiter, ich möchte Teil dieser Welt sein.«
Shorbo hing seinen Gedanken nach. Den Kreis wieder festigen? Barshim sprach fast wie Tamin. Das bereitete ihm Sorge. Natürlich lag die Entscheidung nicht allein bei ihm.
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