Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi
und in den Himmel sahen, niemals war es je so friedlich gewesen wie jetzt. Als habe der Mittelpunkt der Erde mit ihnen seine Ruhe gefunden und überflute damit das ganze Land.
Für Stunden war die Zeit zurückgedreht in eine unbeschwerte Kindheit.
*
Als Filyma schließlich eintraf, war sie über die Veränderung, die mit Barshim geschehen war, sichtlich überrascht. Er wirkte zufrieden und ausgeglichen.
Nach einigen Tagen kehrte auch Tamin zurück. Shorbo behandelte ihn wie immer, doch mit ein wenig Zurückhaltung.
Barshim stand hinter dem Haus und war am Holzhacken. Er durfte sich dauernd von Cashimaé anhören, dass er sich anstelle wie ein Mädchen und besser ihre Näharbeiten übernehmen sollte.
Er stöhnte, wischte sich den Schweiß von der Stirn und erwiderte: »Wenn du mit der Nadel genauso geschickt wärst, wie mit deinem Mundwerk…«
Sie grinste. »Dann würde ich dir deines zunähen.«
»Hey.«
Cashimaé schmunzelte über seine gespielte Empörung. Er kam zu ihr und ging in die Knie. Stützte sich mit beiden Händen links und rechts von ihr ab und sah ihr schelmisch ins Gesicht. Sie war gezwungen, sich etwas zurück zu lehnen.
»Beim Himmel, nimm ein Bad!« Sie hielt sich mit zwei Fingern die Nase zu.
»So schlimm?«
Cashimaé zögerte und berührte dann seine Wange. »Nein.« Sie küssten sich, gerade in dem Moment, als die anderen um die Ecke kamen. Filyma riss erschrocken die Augen auf, doch Shorbo schlug ihr mit seinem Stab in die Seite, ehe sie etwas sagen konnte. Tamins Blick verfinsterte sich. Nur der unfreundliche Ausdruck auf Shorbos Gesicht ließ ihn schweigen. Tamin ballte die Hand zur Faust, wandte sich abrupt um und ging.
Shorbo wollte ihm folgen, doch er musste Filyma hinter sich her schleifen, da sie immer noch nach Worten suchte.
Cashimaé und Barshim waren so ineinander vertieft, dass sie davon nichts mitbekamen.
Vor dem Haus fing sich Filyma wieder. »Meine Güte, wir müssen…« Sie wollte zurück, doch der alte Magier packte sie am Mantel und hielt sie fest. Er ließ seine Augen eine Weile auf Filyma und Tamin ruhen und sprach: »Habt ihr es wirklich nicht gemerkt?«
Tamin donnerte los. »Du hast es gewusst und hast nichts unternommen?« Der Kreisführer stützte sich locker auf den Stab und zündete seine Pfeife an. Er beobachtete nachdenklich die kleinen Rauchschwaden. »Ich habe es geahnt. Du selber, Filyma, sagtest, dass er schon lange nicht mehr so ruhig und ausgeglichen war. Auch Cashimaé verhält sich wesentlich ausgewogener. Warum sollen wir ihnen das nehmen? Wo kein Zorn ist, wird die Wut in der Ruhe schweigen.«
Tamin schoss auf ihn zu und packte ihn mit beiden Händen am Mantel. »Sie dürfen nicht … verdammt nochmal! Bist du wahnsinnig?«
Erschrocken drängte Filyma dazwischen. »Tamin, was fällt dir ein, so respektlos zu sein?«
Tamin besann sich, wenn auch widerwillig. Er ließ Shorbo los, der keine Miene verzog. »Ich sehe, du hast deine Hausaufgaben gemacht und die alten Schriften gelesen«, sprach der alte Magier in souveräner Tonlage.
»Du weißt aber schon, was das bedeutet?«, fügte Tamin an. «Sie sind immerhin Geschwister.«
Shorbo wandte sich lächelnd ab. » Bist du dir dessen so sicher?« Das Thema war für ihn beendet. Shorbo zog sich zurück. Alles würde seinen Lauf nehmen. So, wie es sein sollte. Das war sicher.
*
Tamin und Barshim sorgten die nächsten Tage immer wieder für Ablenkung. Sie liefen aneinander vorbei und stießen sich wie Halbstarke in die Seiten. Oder sie warfen sich auffordernde Blicke zu und umschwirrten einander wie Kampfhähne, ohne dass es zum eigentlichen Duell kam. Immer wenn sich Cashimaé in der Nähe befand, verhielten sie sich wie Freunde, aber wehe sie war außer Sichtweite.
»Ich werde dir dein dämliches Grinsen noch austreiben«, drohte Tamin.
»Oh, ich kann es gar nicht erwarten«, antwortete Barshim.
Einmal packte Tamin den Magier beim Kragen. »Was willst du von ihr?«, fauchte er. »Für dich ist sie nur ein kleines naives Mädchen, mit dem du Späße machst. Wenn ich mich recht entsinne, erzählt man über dich, dass du deine Freude an kurzen Genüssen, wie Weib und Wein für eine Nacht, stillst. Dafür ist sie zu schade.«
Zu seiner Überraschung blieb der Magier völlig entspannt. »Wenn du wissen willst, ob ich mein Bett mit Huren in Bordellen teilte, ja, das hat mir Freude bereitet manche Nacht. Du solltest Cashimaé aber nicht mit solchem Zeitvertreib vergleichen, Tamin. Ihre Flamme
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