Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi

Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi

Titel: Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. Steinberg
Vom Netzwerk:
nicht, was dort draußen geschehen war und noch viel weniger, warum sie deswegen zur Rechenschaft gezogen werden sollte. Sie hatte sich zur Wehr gesetzt. Na und? Wie konnte das verboten sein?
    So ließ sie sich mit trotzig aufgesetztem Gesicht zu dem Raum führen, in dem ein Urteil über sie gefällt werden würde.
    Sie sah nicht die Schönheit der Eingangshalle, in der sich zwei Drachen zu einer großen Kuppe erhoben, von den Flügeln der mächtigen Wesen getragen. Sah nicht das Kunstwerk aus Glas, das von dort oben über die Ein- und Austretenden wachte. Nicht das Dreigestirn, den Kreis und die alten Schriften. Sie war so sehr mit sich selber beschäftigt, dass sie die Wärme, die das Medaillon auf ihrer Brust verursachte, nicht bemerkte.
    Als sich die großen Türen zur Halle öffneten, hatte Cashimaé das Gefühl, in einen Sog zu geraten. Was war das schon wieder? So langsam ärgerte es sie, dass so vieles geschah, was sie nicht verstehen konnte. Dass man ihr nur Brocken hinwarf, ohne wirkliche Erklärungen. Tamin hatte ihr nichts von den Kopfblinden erzählt, sie nicht vor den Shalas gewarnt und Shorbo genau so wenig. Bücher! Wer würde denn schon erwarten, dass man alles nur aus Büchern lernte? Das Mädchen fühlte sich verängstigt, aber ihre Furcht wandelte sich zunehmend in Wut und Ärger. Vergessen waren die Lehrstunden mit Shorbo und die mahnenden Fragen Tamins, ob sie das Buch gelesen habe.
    Ein Mann von stabiler Statur und dem blau farbenen Mantel, den sie schon von Tamin und Shorbo kannte, bat sie freundlich, einzutreten. Die Türen schlossen sich hinter ihr mit einem lauten Donner. Ihre Augen brauchten einige Zeit, um sich an das dämmrige Licht zu gewöhnen.
    Er wies sie an, in die Mitte des Raumes zu treten. Die Halle strahlte etwas Imposantes aus und wirkte gigantisch. Cashimaé stieg drei weit ausladende Stufen hinab. Der Boden war bedeckt von rotem Marmor und mit schwarzen Adern gemasert. Es gab keine Fenster. Der runde Raum wurde nur von Fackeln erleuchtet, die sich an den Wänden befanden.
    Ihre Aufmerksamkeit fiel auf ein Buch. Es schwebte direkt vor ihr frei in der Luft. Rotes Leder und mit einem goldenen Siegel verschlossen. So etwas hatte das Mädchen noch nie gesehen. Fasziniert betrachtete sie die Lichtnebel, die den Einband umwaberten.
    Cashimaé schaute in die Runde und kam sich klein vor. Die Gestalten die um sie herum auf der obersten Stufe standen wirkten auf sie ernüchternd und ließen ihren Zorn wie Nebel zerfallen. Shorbo kannte sie, Filyma kannte sie und Tamin, die anderen 5 waren für sie gänzlich Fremde. Cashimaé wurde sich klar darüber, dass Shorbo hier nicht ihren Ziehvater darstellte, sondern den Kreisführer Natriells. Das erste Mal in ihrem Leben, wurde sie sich bewusst was dies bedeutete. Shorbo leitete das Land. Zusammen mit dem Kreis. Sie wusste es aus den Büchern, doch es war ihr niemals nahe gekommen. Jemand hustete leise.
    »Höre, Cashimaé, welche Vorwürfe dir der Kreis macht«, donnerte eine Stimme durch die Halle. Cashimaé konnte nicht sagen, woher sie kam. Die Macht, die sie spürte, war furchteinflößend. Eine Stimme, gefühllos und sachlich, verlas ein Protokoll ihres Lebens, von dem sie nicht einmal wusste, dass es dokumentiert war. Ein Leben das ihr hier und jetzt so fremd und unwirklich erschien, wie alles um sie herum. Cashimaé zog den Kopf zwischen die Schultern und wagte kaum zu atmen, als mit jedem Wort das erklang, ein Teil ihres 17 jährigen Lebens erneut an ihr vorbei schwebte, ohne dass sie es festhalten konnte.
    Cashimaé war, während die Worte durch die Halle zogen, in sich zusammen gesunken. Den Kopf zwischen den Schultern, fiel ihr das Haar über die Augen und verwehrte den Blick in ihr Gesicht. Irgendwann am Ende des Protokolls war ein Urteil verkündet worden, es war einstimmig ausgefallen und lautete: »Schuldig!« Es drang zu ihr durch, in sie hinein. Die Worte hallten in ihr als Echo nach. Lauter und wieder leiser. Lachte sie aus und foppte sie wie es kleine Kinder taten.
    »Schuldig!« Einfach so? Ihre Finger waren so fest ineinander verhakt, dass die Knöchel weiß hervor traten. Sie wollte schreien: »Ich bin nicht schuld, sie hat mich angefasst, sie war es.« Sie wollte weinen: »Es war keine Absicht, ich wollte sie nicht töten. Es war doch nur ein Versehen.« Doch nichts brach aus ihr hervor. Fassungslosigkeit, es war die pure Fassungslosigkeit, dass man hier einen Lebenslauf von ihr verlas und dass jeder über sie Bescheid

Weitere Kostenlose Bücher