Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi
plötzlich bei den Schultern und zog sie fest an sich. Seine Lippen berührten die ihren mit so viel Feuer und Leidenschaft, dass die Bücher, die die Priesterin gerade wieder aufgehoben hatte, erneut zu Boden fielen.
Erschrocken taumelte sie zurück, doch er ließ nicht los. Mineshka stieß mit dem Rücken gegen eine Tür. Barshim griff an ihr vorbei und drückte die Klinke hinunter und stieß mit dem Fuß das Hindernis zur Seite.
Seine Hand fuhr um ihre Taille, presste ihren Körper fest an den seinen und packte mit der anderen ihren Nacken. Er biss ihr dabei leicht in die Lippe und zog sie herum.
»Hast du den Mut zu atmen, Priesterin?« Sie starrte ihn einfach nur mit großen Augen an. Ansonsten tat sie nichts. Barshim hob den Arm und tippte mit dem Finger gegen die Tür, dass sie hinter ihnen ins Schloss fiel.
»Dann lass uns spielen.«
Kapitel 19
Die Zeit verrann wie das Wasser im Flusslauf. Tag und Nacht wechselten sich unaufhaltsam ab und den Tagen folgten Wochen und den Wochen Monate.
Barshim hockte auf der Mauer, die das Gelände umgab und genoss die spätsommerlichen Sonnenstrahlen. Das Blattwerk einer Eiche ragte um ihn herum zum Himmel hinauf, weswegen man ihn kaum bemerkte.
Normalerweise hätte er jetzt Unterricht gehabt, aber diesen nahm er schon seit einigen Wochen nicht mehr wahr. Zufrieden kaute er auf einem Grashalm, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. In zwei Wochen würde der Kreisführer nach Natriell zum Treffen der Kreise reisen. Endlich war es soweit. Genug Zeit hatte er hier verplempert.
Durch die Blätter hindurch konnte er die Priesterin erkennen, die auf ihn zukam. Sie bemerkte ihn jedoch nicht. In ihrer Hand hielt sie ein Buch. Sie ließ sich im Schatten des Baumes nieder und schlug die ersten Seiten auf.
Etwas Selbstgefälliges trat in sein Gesicht, wie er sie so betrachtete. Ihr Haar fiel in einem losen Zopf den Rücken hinunter. Das wäre früher unwahrscheinlich gewesen. Barshim war davon überzeugt, dass er ihre wahre Blüte zum Vorschein gebracht hatte. Aus dem gut erzogenen Haustier war eine Raubkatze geworden. Es hatte begonnen zu atmen.
Das war sein Werk. So sah es der junge Mann. Wahrscheinlich wäre sie sonst zu einer alten Schachtel verkommen, in deren Schoß die Spinnen ihre Netze bauten.
Er hielt sich an einem Ast fest und wollte sich gerade vorbeugen, um sie zu rufen, als er inne hielt. Im Augenwinkel machte er eine Bewegung aus und zog sich noch rechtzeitig zurück, so dass ihn der Kreisführer nicht sehen konnte. Barshim atmete tief durch und zog eine geistige Mauer um sich hoch, wie eine unsichtbare Wand, damit man seine Energien nicht spüren konnte.
»Mineshka?« Sie hob den Kopf, gab jedoch keine Antwort. »Ist alles in Ordnung bei dir?«
»Ja sicher.« Ihre Antwort klang ungewohnt gleichgültig. Barshim drückte einen Ast herab, um besser sehen zu können. Savinama ging in die Hocke und legte eine Hand gegen ihre Wange. Barshim wurde übel, als er beobachtete, wie liebevoll sie diese umfasste. Das Liebchen des Kreisführers, er nahm in dieser Sekunde den Vergleich der Raubkatze zurück. »Ich sehe in deinen Augen, dass dich etwas bedrückt. Du hast dich sehr verändert.« Die Antwort bestand aus Schweigen. »Du weißt, dass du immer mit mir sprechen…« In diesem Moment ließ Mineshka die Hand los und sprang auf die Füße. »Warum glaubst du mir nicht, wenn ich dir sage, dass alles in Ordnung ist? Warum vertraust du mir nicht? Ist es immer noch wegen Dervan?«, fauchte sie Savinama an.
Überrascht erhob sich der Magier und zog die linke Augenbraue hoch. »Ich wollte doch nur wissen…!«
»Ja ich weiß, du willst immer nur wissen. Und du meinst es immer gut mit mir, aber ich bin nicht mehr das kleine Mädchen von damals«, unterbrach sie ihn aufgebracht. Ihre ganze Körpersprache stand auf Abwehr.
»Was ist passiert?« Mehr fragte er nicht. Kein Zorn über ihr ungewöhnliches Verhalten klang aus seiner Stimme.
Barshim beugte sich wieder etwas vor, denn auch wenn die Worte sehr energisch kamen, waren sie doch leise gesprochen.
»Es ist nichts passiert… ich, ich…«, stotterte sie.
»Ist es wegen Barshim?« Seine Frage kam forsch. »Mineshka, mir ist wohl aufgefallen, wie er dich umschmeichelt. Wie die Motte das Licht. Wenn du denkst, dass ich dich nicht für alt genug halte, hätte ich mich eingemischt. Doch wenn ich dich so sehe, befürchte ich, dass es ein Fehler war. Barshim ist kein falscher Kerl, aber er findet Gefallen darin, mit
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