Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi
eine gespenstische Stille, als Mineshka in den Feuerschein trat. Den Kopf tief gesenkt und die Hände in den Rock gegraben. »Er sagte, er könne ihn zurückholen«, presste sie weinerlich hervor. »Er sagte…!«
»Du hast mich verraten!«, wurde sie von Savinama unterbrochen. Ohne eine Betonung in seinen Worten, es war eine reine Feststellung. Enttäuschung und Unglaube, die seine Züge widergaben. Unfähig mehr zu sagen als diese vier Worte.
Barshim versuchte die Situation auszunutzen und bückte sich, doch genau so schnell wie sich seine Finger um den Stab schlossen, trat Savinama darauf und ein lauter Knall erklang. Barshim jaulte auf, wich zurück und hielt die schmerzende Hand gegen die Brust.
»Raus hier!« Der Zeigefinger des Kreisführers deutete zur Tür. Er galt nicht nur dem jungen Magier, denn sein Kopf wandte sich der Priesterin zu.
»Savinama, ich….«, versuchte sie es und kämpfte mit den Tränen, als sie die Fassungslosigkeit in seinen Augen sah. »Es tut mir so leid!« Damit drehte sie sich um und rannte davon.
»Ich komme wieder Kreisführer!« Barshim wagte sogar zu grinsen.
»Raus hier!«, brüllte er erneut und so laut, dass er das ganze Gebäude geweckt hatte.
»Spielt nicht mit mir, wenn ihr die Regeln nicht kennt!« Und mit diesen letzten Worten an den Kreisführer gerichtet verließ der Magier eilig das Arbeitszimmer und die Schulhallen Liyiells.
Kapitel 20
Barshim und Mineshka blieben wie vom Erdboden verschwunden.
Erst war es nur ein leises Tuscheln. Geschichten wurden erzählt wie Gerüchte, von einem Magier, der sich an keine Gesetze und keine Grenzen hielt. Der sich rücksichtslos nahm, was er brauchte, während seine Fähigkeiten in der Magie immer größer und gewaltiger wurden.
Nach drei Jahren waren die warnenden Stimmen nicht mehr zu unterdrücken. Es wäre besser gewesen, ihn damals zu verbannen, sagten sie, nun sei es zu spät. Keiner konnte seine Energien so verbergen, wie es Barshim tat. Er stahl Schriftrollen und Bücher und man forderte die Kreisführer der Alten Welt auf zu handeln.
Und dann, nach vier Jahren, erhielt Tamin die Nachricht, auf die er so lange gehofft hatte.
Mit guter Laune sattelte er eines Morgens sein Pferd. Als er aufsaß, reichte Cashimaé ihm schweigend ein kleines Bündel mit Lebensmitteln. Tamin trug seinen besten Mantel im dunkelblauen Stoff mit kleinen Stickereien. Sein blondes Haar war frisch geschnitten. Die Augen strahlten wie kleine Sterne. Er war sogar soweit gegangen, sein Pferd selber zu striegeln. Das Fell des Rappen schimmerte samtig.
»Horche, Cashimaé! Ich werde nicht lange fort sein. Anectis wird sich diesmal nicht um dich kümmern können. Denkst du, du wirst ein paar Tage allein zurechtkommen?«
Cashimaé nickte. Tamin zögerte. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie zuckte nicht zurück, blieb wo sie war und ließ alles über sich ergehen, sogar als seine Hand ihre Wange entlang strich. Er warf einen letzten Blick auf sie. Cashimaé senkte das Gesicht und trat einen Schritt zurück, um seinem Pferd den Weg frei zu geben.
»Eigentlich schade drum«, seufzte Tamin. »Als Wildkatze hast du mir besser gefallen.« Aus seinen Worten klang Wehmut, andererseits auch Zufriedenheit. Er hatte erreicht, was er wollte. Damit lockerte er den Griff und sein Pferd setzte sich in Bewegung. »Vier Tage und richte das Gästezimmer!«, rief Tamin ihr zu, ehe er hinter der Anhöhe verschwand.
Kaum war der Magier aus dem Blickfeld verschwunden und der Wind ließ das letzte ‚Klip, Klap‘ der Hufe verklingen, hob Cashimaé den Kopf. Ihre Schultern strafften sich und ihre Augen blitzten. »Idiot!«
Sie wischte sich kräftig über die Stirn, dort wo seine Lippen ihre Haut berührt hatten. Ekel überkam sie. Lieber von einer Kröte geküsst werden, dachte sie, als von solch einem Schleimer.
- Geduld ist eine Tugend -
Shorbos Worte. Wie wichtig sie wirklich waren, hatte Cashimaé die letzten Monate herausgefunden. Sie streckte sich ausgiebig, rannte ins Haus und die Stufen hinauf. Vor ihrer Schlafstätte hielt sie inne. Wenn sie die Arbeit, die er zurückgelassen hatte, sofort erledigte, lief sie nicht Gefahr, falls er eher zurück kommen würde, dass er sie erwischte und dahinterkam, dass ihre Lethargie nichts anderes als Theater war.
Schnell erledigte sie daher die Aufgaben und kehrte auf den Boden zurück. Sie griff unter den Sack und zog ein Bündel heraus. Ein Buch, eingebunden in einen alten Stofffetzen. Jetzt packte sie es aus
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