Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi

Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi

Titel: Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. Steinberg
Vom Netzwerk:
sie sich an dem Bild, das sich ihr bot. Eine riesige weiße Fläche am Rande der hohen Berge.
    Cashimaé drehte sich um und beobachtete, wie der Rauch aus dem Schornstein des Hauses in die klare Morgenluft stieg. Dann blickte sie wieder auf den See. Erschrocken fuhr Cashimaé zurück, stolperte über den Saum des langen Mantels und fiel auf den Hosenboden. Einen Lidschlag lang hatte direkt vor ihr ein Mädchen gestanden. Oder ein Wesen. Es reichte, um sich tief in ihr Gedächtnis zu brennen. Weiche Gesichtszüge mit heller Haut. Augen wie lebendige rote Flammen, umrahmt von langen Wimpern. Dunkles Haar, das an den Enden hell wurde. Ein Kleid, ebenso weiß wie der Schnee.
    Ehe es wieder verschwand, fuhr der Wind ins Haar und wehte es zurück. Ohren, ähnlich denen eines Pferdes, wurden sichtbar, besetzt mit Federn. Wie bei einem Vogel, ebenfalls in der Farbe des Schnees. Als Cashimaé hinfiel, hörte sie leise Worte: »Nuavera, Sherafee.«
    Im Reigen einzelner Schneeflocken, die vom Boden aufgeweht wurden, erstarb das Flüstern. Im Schnee auf dem Weg hinaus auf den See fand Cashimaé später die Abdrücke von Tatzen.
    Die Tage zogen dahin. Tamin bemerkte, dass Cashimaé trotz eingehender Pflege immer dünner wurde und die Ringe unter ihren Augen waren kaum noch zu übersehen. Wenn sie schlief, überwachte er sie manchmal, obwohl der Kontakt für ihn unangenehm war. Ihr Geist war noch leer. Zugriff auf ihre Gedanken bekam er nicht, auch wenn er sich dies wünschte, insbesondere, wenn sie sich im Schlaf unruhig von einer Seite zur anderen warf.
    Es war offensichtlich, dass er dem Ziel, sie völlig zu unterwerfen, immer näher kam. Er sorgte dafür, dass sie lernte und sich nur noch um ihre Aufgaben kümmerte. Cashimaé sprach kaum noch. Sie zog sich mehr und mehr zurück. Nur wenn das Wetter es zuließ, schritt sie zum See.
    Zwar versuchte sie, aus dieser Müdigkeit heraus zu kommen, doch scheinbar hatte sie dafür keine Kraft. Alle Energien waren verpufft.
    Cashimaé war so sehr mit sich beschäftigt, dass sie kaum bemerkte, als der Winter zum Frühjahr und das Frühjahr zum Sommer geworden war. Der Herbst stand bevor.
    Wenn Tamin längere Zeit fort war, um seinen Pflichten im Kreis nachzugehen, passte Anectis auf sie auf. Der Hexer versuchte manchmal, ein Gespräch mit ihr zu beginnen, doch wenn sie ihn beachtete, tat sie dies nur mit einem kurzen Blick aus gleichgültigen Augen.
    Am See, wenn der Nebel in den frühen Morgenstunden über ihn hinweg zog, konnte sie in den Schemen das Leuchten der roten Augen wieder sehen.
    Ihre Welt war still geworden.

Kapitel 18
    Helles Lachen erklang auf dem Schulgelände Liyiells. Eine Gruppe junger Schüler jagte sich gegenseitig durch den Schnee. »Ihr kommt zu spät zu eurem Unterricht!«, schallte eine herrische Stimme über den Platz. Augenblicklich wurde das kindliche Spiel abgebrochen, die Schüler eilten zum Eingang, hoben ihre Taschen auf und verschwanden im Inneren des großen Gebäudes.
    »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du eine Spaßbremse bist?«
    Mineshka, die gerade dabei war, den Schülern zu folgen, blieb abrupt stehen. Lässig an einen Baum gelehnt stand Barshim vor ihr. Die Arme vor der Brust verschränkt, mit einer Selbstgefälligkeit von der er wusste, dass alleine das Auftreten reichte, um die Priesterin zu verärgern.
    »Das Leben besteht aus Pflichten und wenn wir nicht lernen uns an Regeln zu halten, die übrigens für ALLE gelten, dann hätten wir Chaos«, erfolgte ihre barsche Antwort. Er stieß sich ab und trat direkt vor sie. »Regeln sind da, um gebrochen zu werden, Mineshka. Hast du auch nur im Geringsten eine Vorstellung davon, wie es ist zu atmen?«
    Sie richtete sich gerade auf. »Sonst würde ich kaum vor dir stehen, oder?«
    Barshim ließ seine Zähne zum Vorschein kommen. Die Priesterin presste die Bücher, die sie in den Händen hielt, fest an die Brust. Ihr Haar zu einem kunstvollen Zopf zusammen geflochten, um den Hals ein Tuch. Barshim berührte es mit den Fingern und hielt es fast schon zärtlich an einem Ende fest. Während er den weißen Ton betrachtete, begann er sie ganz langsam zu umrunden. »Nur weil du atmest, bedeutet es nicht, dass du lebst.« Das Tuch löste sich von ihrem schlanken Hals, er zog es über ihre linke Schulter und sein Gesicht näherte sich dem ihren von der rechten Seite. »Atmen bedeutet zu fühlen, bedeutet Leidenschaft, bedeutet zu spüren, dass das Leben in den Adern pulsiert.« Er konnte sehen, wie sie

Weitere Kostenlose Bücher