Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi
fixierten Barshim und nachdem er selber einen tiefen Schluck genommen hatte, sprach Tamin es endlich aus. »Ich will, dass du dich mir anschließt.« Barshim stocherte gelangweilt in den Flammen herum. »Ich dachte, das hätten wir auf Natriell schon geklärt.« Tamin erhob sich und reichte die Flasche weiter. »Aber stell dir doch mal vor, du und ich, wir wären wie eine uneinnehmbare Festung.« Barshim trank erneut und versuchte, durch die Öffnung die Tiefe zu ergründen. »Bestehen die Steine deiner Festung auch aus Schissern? Oder warum bettelst du nach einem Rammbock?« Kurz huschte ein Grinsen über die braungebrannten Gesichtszüge des Jüngeren, als man das Knirschen von Tamins Zähnen vernahm. »Mineshka lebt derzeit bei mir, wir haben einen gemeinsamen Feind. Ihren Ziehvater, den Kreisführer Liyiells!« Barshim stand auf und klopfte ein paar lose Zweige und Blätter von seinem Mantel. »Du irrst dich Kreismitglied. Savinama ist nicht mein Feind, nur eine Beschäftigung und er besitzt etwas, was ich mir holen werde!« Die letzten zwei Worte gingen fast in einem Fauchen und einem Knurren unter, die wie aus der Kehle eines Wolfes klangen und mit diesen Lauten schoss Barshim nach vorne und packte den Magier mit der linken Hand am Kragen und drückte ihm mit der rechten einen Dolch an den Hals. »Hast du wirklich geglaubt, ich durchschaue dich nicht, Tamin? Du stinkst nach Betrug. Du wolltest nachts Liyfaniell stehlen, weil jeder glauben würde, dass ich es war. Aber ich sage dir was,…« Und damit strich die Klinge gefährlich nah unter dem Auge Tamins vorbei, so dass dieser kaum wagte, sich zu bewegen. »Ich werde dir einen Gefallen tun und den Stab holen, schon bald. Doch du solltest niemanden warnen, denn man würde dich fragen, was du auf Liyiell machst. Heimlich mich suchen? Das nimmt dir keiner ab. Noch bist du nicht so groß, wie du es gerne möchtest. Du willst immer noch das Licht beherrschen und hast Angst im Dunkeln. Du bist umgeben von Schissern, weil du selber nach Scheiße stinkst.« Barshim ließ ihn los und trat etwas zurück, während er den Dolch in seiner Hand betrachtete.
»Deine Magie ist seltsam, das gebe ich zu. Deine Ströme bewegen sich wie Maden, die sich in der Erde winden und drehen, damit man sie nicht erwischt. Aber lass dir eines gesagt sein…!« Damit flammten Barshims Augen wieder in jenem Gelb auf. »Leg dich nicht mit mir an!«
Tamin riss die seinen weit auf und konnte sich gerade noch ducken, doch der Dolch traf ihn an der Wange. Hastig drehte er sich im Kreis. Barshim war nicht mehr zu sehen, doch seine Gegenwart so deutlich zu spüren, wie er die Toten neben sich auf dem Boden liegen sehen konnte. Wieder setzte das Lachen ein. Hallte über den Boden, drang in die Wurzeln der Bäume und wanderte in die Zweige hinauf. Tamin presste die Hände gegen die Ohren. Es schmerzte und schien ihn von innen anzugreifen. »Bastard!«, brüllte er laut hinaus und riss die Hände nach vorne. Eine weiße Kugel schoss über den Boden und explodierte an einem Baumstamm, dessen Späne weit durch die Luft geschleudert wurden. Sofort ertönte das herablassende Gelächter hinter ihm und augenblicklich wirbelte Tamin herum, um die gleiche Handlung auf der entgegengesetzten Seite durchzuführen. Das Echo der Explosion verhallte, zurück blieb wieder diese geisterhafte Stille. Tamin wischte sich mit dem Handrücken das Blut aus dem Gesicht. Die Wunde brannte, doch noch mehr loderte sein verletzter Stolz.
Dann erklang wieder ein tiefes dunkles Knurren, das dem Magier eine Gänsehaut bescherte. Bösartig und nach Blut lechzend. Das konnte nicht Barshim sein. Das Brechen eines kleinen Zweiges ertönte. Tamin drehte sich, wäre jedoch fast auf den nassen, verwelkten Blättern unter seinen Füßen ausgerutscht.
Da war etwas Großes in seiner Nähe. Und in diesem Moment stieg ein letztes Kräuseln aus dem Lagerfeuer auf, ehe es endgültig in der Nässe erstickte. Das Nieseln war in einen eintönigen Regenschauer übergegangen. Tamin kniff die Augen zusammen und versuchte die dunstige Umgebung besser zu durchdringen. Augenblicklich lösten sich die Schlieren auf, tanzten über den Boden und gaben den Blick auf Moos, Zweige und die direkt umliegenden Bäume frei und zwischen zwei von ihnen flammten zwei gelbe Augen auf. Ein Knurren erklang so laut, dass es für Tamin keine Frage mehr gab, was es war. Direkt vor ihm stand ein riesiger Chrishka, die Lefzen zurück gezogen, eine Reihe Reißzähne
Weitere Kostenlose Bücher