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Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi

Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi

Titel: Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. Steinberg
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Schränken und Regalen. Auf dem Boden schepperte und krachte es, während sich Karaffe, Becher, Bücher und Dekoration auf dem Holzboden verteilten. »Er wagt es, dem Kreis zu drohen. Er wagt es, sämtliche Regeln zu brechen und keiner schafft es, ihn aufzuhalten. Jetzt ist Schluss! Das Maß ist voll!« Er blieb abrupt stehen und fixierte Mineshka. »Willst du wirklich nach Hause? Willst DU?!«, schmetterte er ihr die Worte an den Kopf, gefährlich scharf wie ein Schwert. Überrascht und verwirrt nickte sie. »Gut«, fuhr Tamin fort. »Dann wird es Zeit zu überlegen, wie wir vorgehen und wie wir ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen. Dieses Mal ist er zu weit gegangen.«
    Mineshkas Blick wurde düster. Man sah ihrem Gesicht an, dass sie langsam begriff, von wem Tamin sprach. Auch war ihre neu aufflammende Wut zu erkennen, denn sie presste die Finger auf den Handballen, so dass die Gelenke weiß hervor traten. Und trotzdem schloss sie für einen Moment die Augen und holte hörbar Luft, bevor sie sagte: »Meinst du nicht…« Sie sah ihn scharf an, doch er wischte ihre Worte mit einer Handbewegung weg. »Wusstest du, dass er Liyfaniell gestohlen hat? Genau das, was man dir unterstellte, ist jetzt Wirklichkeit geworden, nur hat er es jetzt ohne deine Hilfe gemacht. Und weißt du, wer ihn dabei erwischt hat? Ein Junge, ein dummer kleiner Schuljunge, Armis heißt er, oder? Ach nein entschuldige bitte, hieß er!«
    Für Sekunden starrte Mineshka den Magier einfach nur an. Und dann, ganz langsam wurde aus dem Erstaunen Entsetzen. »Was … meinst … du … mit … hieß?« Es kam zaghaft, stotternd, furchtsam und ohne Mut überhaupt näher nachzufragen.
    Wieder unterbrach er sie hart. »Vernichtet, ausgelöscht!«, spie er ihr entgegen und wies mit der Hand aufs Feuer. »Da hat es gestanden. Der Brief erreichte Natriell vor zwei Tagen. Dein Ziehvater war zum Treffen der Kreise dort und nicht zu Hause, als Barshim des nachts in die Schulhallen einbrach. Dein Sohn hat ihn dabei erwischt. Und du kannst dir vorstellen, was für ein Gegner er für Barshim war. Eine Fliege, die er nur zerquetschen brauchte.«
    Mineshka öffnete den Mund, doch kein Wort wollte heraus. Dann endlich, mit den Lauten eines unendlich gequälten Wesens brachte sie es hervor. »Armis.«
    »Tot, erloschen, für immer fort«, sprach er.
    Sie öffnete und schloss die Hände, immer und immer wieder. »Nein!«, flehte sie Tamin mit halb erstickter Stimme an. »Neeeeeiiiiiinnnnnnn!«
    Ihr Gesicht drückte die Hoffnung aus, dass er sie gleich auslachen und ihr mitteilen würde, dies sei ein schlechter Scherz gewesen. Ein Traum, aus dem sie aufwachen und wieder zu Hause sein würde, um alles zu vergessen. Doch die erlösenden Worte Tamins kamen nicht. Er sah sie nur weiter an und seine Haltung, der hochgereckte Kopf, alles an ihm, bestätigten das, was er eben ausgesprochen hatte.
    »Nein«, hauchte sie jetzt.
    Er trat dicht vor sie und umfasste mit beiden Händen ihr Gesicht. »Während du hier im Selbstmitleid badest und auf der Suche nach dir selbst bist, vernichtet er dein ganzes Leben. Fast hätte er auch mich umgebracht. Die Narbe wird mich immer an ihn erinnern. Ich war auf Liyiell und wollte nur mit ihm reden. Er ließ mich im Wald alleine, tötete meine Begleiter und warf mich den Chrishkas zum Fraße vor. Dass ich noch lebe, war reines Glück. Glück, das dein Sohn nicht hatte!«
    Sie schien den Boden unter den Füßen zu verlieren, doch Tamin hielt sie fest. »Nicht Armis, nicht mein Sohn.« Ihre Fingernägel gruben sich in seine Haut. »Du lügst!«, und damit schlug sie um sich. »Du lügst, du lügst, du lügst!«
    Ihre Worte wurden ein Quell aus Schreien, Weinen, hysterischem Geschluchze. Tamin schob ihre Hände zur Seite, zog sie grob in den Arm und presste ihren Kopf fest an seine Brust. Sie zitterte am ganzen Körper und krallte sich in sein Hemd. Sein Rücken würde sicherlich noch Tage später rote Striemen aufweisen.
    In diesem Moment empfand er so etwas wie Mitleid. Mitleid mit einer Priesterin, die nicht nur sich, ihre Heimat und den Glauben an ihre Welt verloren hatte, sondern auch das, was ihr am meisten bedeutete: ihr eigenes Blut. Jeder wusste, wie lieb und teuer ihr der gerade 15 Jahre alte Sohn war. Den Vater hatte die Priesterin schon in jungen Jahren verloren. Vom Ziehvater war sie verstoßen worden, weil sie für Sekunden geglaubt hatte, ein Magier könnte den Tod besiegen. Und jetzt war auch der Letzte, der ihr geblieben war,

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