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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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beiseite.
    Der Geistliche legte ihm eine Hand aufs Knie. »Auch Ihr werdet noch begreifen, mein Prinz. Ich war einmal genauso jung wie Ihr und  …«
    Das Gerede des Manns verwandelte sich in Elarides’ Verstand in einen gleichförmigen, monotonen Fluss aus Geräuschen. Er sah zu, wie draußen die Baumreihen vorbeizogen. Die Mittagssonne drang kaum durch die Tannen hindurch, zu dicht und zu hoch standen sie neben dem Weg. Er stellte sich vor, wie sich zwischen den Stämmen und im Unterholz der schlangenhafte Leib des Höllendrachen wand.
    Draußen wieherten die Pferde, die die Kutsche zogen. Die Fahrt verlangsamte sich. Der Kaplan unterbrach seinen Wortschwall. »Oh? Wir können unmöglich schon angekommen sein.«
    Die Kutsche hielt an, und Elarides spähte aus dem Fenster. Die Straße lag finster vor ihnen. Die berittenen Wächter sammelten sich vor der Kutsche, zwei stiegen ab.
    Elarides öffnete die Tür und stieg aus. Der Kaplan sprang sofort auf. »Nicht, mein Prinz! Bleibt hier, dort draußen kann es gefährlich sein.«
    Elarides zögerte einen Moment, dann ging er nach vorn. Die dunklen Wälder, die sich um sie schlossen, verschafften ihm eine Gänsehaut. So musste sich auch Ritter Marduk gefühlt haben, allein im Schwarzen Wald.
    Der Kutscher beugte sich vom Kutschbock zu ihm herunter. »Baumstämme auf der Straße. Der Sturm gestern Nacht muss sie gefällt haben. Es wird einen Moment dauern, bis Eure Männer sich darum gekümmert haben.«
    Drei Stämme lagen quer über der Straße. Äste und Zweige ragten noch nach oben und schufen die Illusion von dichtem Buschwerk, der Rest der Stämme war kahl. »Der Sturm?«, fragte Elarides.
    »Es hat schon ziemlich durch die Dielen gepfiffen, als wir gestern in diesem Gasthaus übernachtet haben.«
    »Schon, aber …« Elarides sah den Rittern zu.
    Zwei packten das Ende eines Stamms und versuchten es hochzustemmen. Ein dritter kam hinzu und schüttelte den Kopf. Er zeigte auf die Bruchstelle des Stamms. »Der müsste entwurzelt sein, nicht glatt durchtrennt. Jemand hat ihn gefällt.«
    Elarides drehte sich um, denn er spürte Blicke am Hinterkopf. Neben der Straße, zwischen den Bäumen. Da waren Augen. Sie blitzten in Flecken von mattem Sonnenlicht. Elarides machte einen Schritt zurück und stieß gegen ein Wagenrad. Die schwarzen Männer aus Ritter Marduks Abenteuern. Sie waren lebendig geworden.
    Wie auf ein Zeichen rauschten die Büsche plötzlich vor Bewegung. Dunkle Körper kamen die Böschung zum Pfad hinauf. Zwei der Ritter sprangen wieder auf die Pferde, die anderen beiden zogen Waffen und eilten zur Kutsche zurück. Elarides tastete sich an der Kutsche entlang, ohne den Blick von den Männern nehmen zu können, die aus dem Wald stürmten. Sie kamen auf ihn zu, kamen, um ihn zu holen.
    Plötzlich packte ihn eine Hand und zog ihn zur Seite. Die Stimme des Kaplans: »Hierher! Kommt!« Er wurde zurück in die Kutsche gezerrt. Der Geistliche schlug die Tür zu und legte den eisernen Riegel vor. Elarides sank zurück in die Sitzkissen. Irgendetwas hatte ihm jegliche Kraft aus den Gliedern gesaugt. Er musste sich an etwas festhalten, und das Einzige, das seine Hände fanden, war der hölzerne Umschlag des Buchs.
    Draußen erreichten die dunklen Männer die Straße. Ein Ritter schoss an ihnen vorüber, sein Schwert schnitt zweien durch die Brust und riss Stofffetzen und rote Spritzer mit sich. Doch sofort griffen zahllose Hände nach ihm und zerrten ihn vom Pferd. Das Tier galoppierte weiter, am Fenster vorbei, während er auf die Straße stürzte.
    »Marduk würde sie alle besiegen«, sagte Elarides.
    Der Kaplan schlug die Hände vors Gesicht, dann griff er nach dem Symbol um seinen Hals und murmelte vor sich hin. Die Dublone bebte zwischen seinen Fingern.
    Elarides rückte zur anderen Tür, den Blick noch immer auf das Geschehen gerichtet. »Wir sitzen hier in der Falle«, sagte er und entriegelte die Tür, das Buch unter den Arm geklemmt.
    Der Kaplan schrie auf. »Nein! Sie lauern draußen auf uns!«
    Elarides drückte die Tür mit zitternden Fingern auf und sprang auf die Waldstraße. Ein Wall aus Geräuschen umgab ihn. Schmerzensschreie und kehliges Gebrüll, das Wiehern von Pferden und metallisches Klirren. Einer der Garderitter wurde von den kurzen Klingen eines dunklen Kriegers am Fuhrwerk vorbeigetrieben. Der Ritter verlor erst sein Schwert, dann das Gleichgewicht. Gierig wie ein Tier sprang ihn der Mann mit den kurzen Waffen an.
    Elarides drehte sich weg

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