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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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lassen.«
    »Noch nicht.« Weider machte eine Handbewegung. Sofort öffnete sich knarrend das Portal des Thronsaals. Draußen war der Himmel bleiern, und ein leichter Wind wehte die Rosenblätter zur Seite. Wieder kamen die Jungen, und sie sammelten jedes einzelne der Rosenblätter auf, um sie wieder an ihren Platz zu legen.
    Vier Gardesoldaten führten einen Mann in Sträflingskutte herein. Ketten waren an einem Metallring um seine Taille befestigt. Die Soldaten konnten so neben dem Blütenteppich laufen, während die gespannten Ketten den Gefangenen zwangen, auf die Rosenblätter zu treten. Vor dem Thron hielten sie an. Während die Gardisten sich auf ein Knie niederließen, blieb der Mann in der Kutte stehen.
    Die Stimme des Kaisers brach das Schweigen. »Ja, du musst dich nicht beugen vor mir. Du bist auf dem Friedensteppich zu mir geführt worden, dir wird kein Leid geschehen.«
    »Nicht einmal, wenn ich Euch töte?«, ertönte die Stimme des Gefangenen unter seinem rostroten, fettigen Haarschopf.
    »Dann, mein Freund, bin ich nicht mehr der Herr dieser Hallen, und der Friedensteppich besitzt keine Gültigkeit mehr.«
    Einer der Soldaten hob den Kopf. »Majestät. Er ist ein Zauberer.«
    »Schweig. Mein Gast hängt an seinem Leben, sonst wäre er nicht hier.« Unbeirrt sah der Kaiser den Gefangenen an. »Dein Name ist Brakas, du kommst aus der Arena in Westbul, und dort nannten sie dich den Flammenhirten.«
    »Und ich habe unter Eurem Banner in den Wüsten gekämpft.« Der Mann klang erschöpft.
    Der Kaiser fuhr fort, als habe er nicht zugehört. »Ich wüsste gerne, ob dein Name mehr als nur Schmuck ist.«
    »Ich habe damals nur für mein Brot gekämpft, so wie auch in der Arena.« Der Flammenhirte sah auf seine Hände herab, als seien sie fremde Geschöpfe, und drehte die Handflächen nach oben. Augenblicklich erhoben sich die Soldaten, aber der Kaiser ließ sie mit einer Geste in der Bewegung erstarren. Das Kerkergewand des Gefangenen rutschte an den Händen zurück, so dass die Unterarme frei wurden. Die Venen traten hervor und schimmerten, als habe jemand Gold hineingegossen. Die goldene Farbe floss zu den Händen und stob als Flammenstoß aus der Haut. Auf jeder Handfläche züngelte eine Flamme.
    »Beeindruckend.« Weider erhob sich von seinem Thron. Seine dunkle Robe verbarg die Konturen seines Körpers. »Dass du die Arena und das Schlachtfeld überlebt hast, spricht für dich.«
    »Dreiunddreißig Siege«, sagte einer der Soldaten. »Gegen Tiere, Menschen und magische Bestien.«
    Weider nickte. »Du bist ein schlechter Mensch, Brakas. Du hast viele getötet, um leben zu können. Das hast du selbst gesagt.«
    Ihn traf ein finsterer Blick aus dem alterslosen Gesicht. Der Magier schloss die Hände, und die Flammen wurden erstickt.
    »Nein, keine Sorge.« Der Kaiser erhob sich von seinem Thron und stieg die Stufen hinunter. Als er noch zwei vor sich hatte, blieb er stehen. Er war jetzt auf Augenhöhe mit dem Magier: ein alter, dürrer und runzliger Mann vor einem jüngeren, unrasierten und schmutzstarrenden. »Es ist gut, dass du es gewohnt bist zu töten, um zu leben. Denn ich biete dir heute nochmals dein Leben an. Du wirst jagen, und wenn du deine Beute erlegst, schenke ich dir das Leben. Du darfst dann in meinem Reich wohnen, das weder Krieg noch Krieger kennt.«
    »Ich soll jagen. Was wollt Ihr? Einen Hirsch, ein Wildschwein?«
    »Menschen. Wie du es gewohnt bist. Es könnten sogar Menschen sein, die du kennst. Wirst du es trotzdem tun?«
    In den Augen des Kampfmagiers starb etwas, das aber ohnehin kaum noch lebendig gewesen war. »Das werde ich.«
    »Genau so hatte ich dich eingeschätzt.« Der Kaiser hob die Hände und klatschte zweimal kurz. Er setzte sich wieder auf seinen Thron und wechselte einen Blick mit seinem Sohn. »In der Arena haben sie dir den Namen Flammenhirte gegeben, aber sag mir, was ist ein Hirte ohne eine Herde?«
    Der Mann schwieg kurz. »Der Name soll nur bedeuten, dass ich die Flammen hüte wie eine Herde, dass ich sie herbeirufen und fortschicken kann.«
    »Dann lass uns diese Bedeutung erweitern. Ich gebe dir eine echte Herde mit auf deinen Weg.«
    Aus den Türen und Fluren, die von den Seiten des steinernen Thronsaals abgingen, drang Knurren und Gebell heran. Flammenbeller, Hunde mit Feuer in Augen und Maul, wurden an Leinen hereingeführt. Fast ein Dutzend. Die Männer, die sie hielten, ließen die Leinen plötzlich los.
    Kläffend stürmten die Tiere auf den Thron zu. Die

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