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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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intensiv.
    »Das weiß ich nicht. Er ist ein Geschenk gewesen. Jetzt schenke ich ihn dir. Aber …«, sie legte ihre Hand über den Stein, so dass sein Schein verdeckt wurde, »… du musst mir versprechen, dass du ihn nicht für Unfug benutzt. Dafür habe ich ihn dir nicht gegeben. Du benutzt ihn nur, wenn es nicht anders geht.«
    »Klar.« Nairod schloss die Hand um den Kristall. »Ich wäre ziemlich dumm, so ein Geschenk zu verschwenden.«
    »Gut.« Lenia setzte sich ihren Ranzen wieder auf. Ehe er es sich versah, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dann eilte sie durch das Stadttor davon, Richtung Akademie.
    Er streckte die Hand aus. Zu spät.
    Hastig zog er sie zurück und strich sich über die Wange.
    ***
    Nairod machte sich auf den Weg durch die Straßen der Stadt, den Kristall sicher gepolstert im Rucksack zwischen Socken und Decken. Erst jetzt wurde er sich des Gewichts auf seinen Schultern richtig bewusst. Mit jedem Schritt schien der Rucksack schwerer zu werden.
    Außerhalb der talwärtigen Stadtmauern wartete bereits seine Reisegelegenheit, ein griesgrämiger Tonwarenverkäufer, dessen Name, Grim, zu seinem Äußeren passte. Sein Fuhrwerk stand abseits der Straße, und er selbst lehnte pfeiferauchend an einem Felsen. »Rein mit dir in den Wagen, Junge, meine Pferdchen warten schon«, meckerte er. »Gib mir den Rucksack.«
    Nairod schnallte sich das Gewicht mühsam vom Rücken, und Grim griff zu. Der Rucksack zog ihn zu Boden. Klappernd landete das Gepäckstück auf dem felsigen Untergrund. Grim verrutschte die Pfeife im Mund. »Was ist da drin?«
    »Ausrüstung. Proviant. Für eine lange Reise.«
    »Schön.« Grim zog an seiner Pfeife. »Ich muss dir nur sagen, dass diese lange Reise nicht auf meinem Wagen stattfinden wird. Pack die Hälfte von deinem Zeug aus, dann sehen wir weiter.«
    Nairod verkniff sich eine bissige Antwort. »Ist das dein letztes Wort?« Leider brauchte er den Mann und seinen Wagen.
    »Du hast noch etwas Zeit zum Auspacken. Dann fahre ich los.«
    ***
    Eine halbe Stunde später kletterte Nairod in den mit einer Plane überspannten Wagen. Die Ladung bestand aus irdenen Krügen, Töpfen und kleine Tierstatuetten. Die meisten wurden von Decken an ihrem Platz und voneinander ferngehalten. Einige größere Gefäße musste Nairod allerdings festhalten, als der Wagen anfuhr, damit sie nicht über die Ladefläche purzelten.
    Sicher, Grim nahm mit, was er wollte. Für den Passagier galten andere Regeln. Er hatte Kochgeschirr und Werkzeuge opfern müssen, ein Opfer, das sich hoffentlich lohnte.
    Das Fuhrwerk fädelte sich auf der Straße ein, und Nairod blieb ein letzter Blick auf die Stadt in den Bergen. Jetzt ging es talwärts. Nach Osten. Immer nach Osten.
    Er hatte den Tag auf der Ladefläche für sich. Und damit für Eikyuuno . Das Buch reiste in der Mitte seines Rucksacks mit, auf allen Seiten umhüllt und geschützt. Schon, als er es herauskramte, begann das Ruckeln des Wagens auf dem steinigen Weg nachzulassen. Sein ganzer Körper und sein ganzer Geist wurden von Wärme erfasst. Mit dem Aufschlagen des Buchs verschwand die Welt um ihn herum. Er kehrte zurück zu dem Glasknochenmann, der in seinen Gedanken lebendig wurde und sich in einem finsteren Arbeitszimmer den alchemistischen Forschungen widmete.
    Aber da war noch eine Person. Es war, als wäre sie beim ersten Mal, als er das Buch wie ein Bühnenstück vor sich hatte ablaufen sehen, noch hinter dem Vorhang gewesen. Aber jetzt trat sie hervor. Eine Frau, noch jung vom Gesicht her, aber wahrscheinlich dennoch doppelt so alt wie er. Sie half dem Glasknochenmann in seinem Labor, sortierte Schriften für ihn, schob die alchemistischen Apparaturen hin und her. Sie arbeitete im Schatten, im Hintergrund, immer halb unsichtbar. Vorne forschte der Glasknochenmann nach der Formel, erlebte Reisen und Abenteuer, aber sie …
    Gegen Nachmittag rutschte ihm das Buch aus der Hand. Er tauchte wieder auf aus der Welt der Buchstaben. Seine Hände und Arme waren schwach. Eine unsagbare Anstrengung hallte in ihm nach, obwohl er nur dagesessen und gelesen hatte. Der Händler saß auf dem Kutschbock und schimpfte mit den Pferden oder mit sich selbst.
    Mit seinen letzten Kräften brachte Nairod das Buch wieder an seinen Platz im Rucksack. Eine Decke herauszuholen überstieg seine Reserven. Er legte sich einfach auf das nackte Holz der Ladefläche, schloss die Augen und schlief ein. Seine Träume waren wüst und

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