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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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haben. Und du verteidigst sie.«
    Die ankommenden Männer blieben in einigen Schritten Entfernung stehen. Raigar drehte sich um und wechselte Blicke mit ihnen, bevor er sich wieder zu Vicold umdrehte. »Du hast einen der Soldaten und einen Priester getötet.«
    »Den Priester eines Gottes, der ebenfalls lange tot ist.« Vicold ließ die Messer langsam in die Scheiden zurückgleiten.
    »Niemand sollte sterben. Das war der Plan.« Raigar streifte seine Panzerhandschuhe ab. Sie klirrten auf dem Boden gegeneinander. »Die anderen haben sich daran gehalten, die Soldaten liegen nur ohnmächtig auf der Straße.«
    »Und? Wollen die anderen etwas dagegen tun, dass ich mich nicht daran gehalten habe?« Der Messermann sah in die Runde.
    Allerorts senkten Männer die Köpfe auf blickten zu Boden.
    Vicold grinste. Es war das erste Mal, dass er das tat. Er kam so nah an Raigar heran, dass sich ihre Gesichter beinahe berührten. »Was sollen wir deiner Meinung nach mit dem Jungen machen?«
    Der Kleine stand noch immer da, als hätte ihn ein Zauberspruch erstarren lassen. Raigar schob Vicold zur Seite. »Wir nehmen ihn als Geisel. Dank der Morde, die du begangen hast, wird der Kaiser sich nun noch mehr anstrengen, uns zu erwischen. Aber so haben wir etwas, das wir ihm im Notfall zum Tausch für unser Leben anbieten können.«
    Einzelne Männer nickten. »Binden wir ihn«, sagte Steinchen und kam mit einem Seil heran.
    ***
    Schon aus der Ferne sah Raigar den Rest der Gruppe. Sie turnten auf der Kutsche herum wie eine wilde Affenhorde. Einer schnitt pfeifend die Zügel der Pferde am Kutschbock durch, um sich dann auf eines der Tiere zu schwingen und wilde Runden zu drehen, bei denen der Schlamm nach allen Seiten spritzte. Adler und Rattenfinger standen auf dem Dach und sägten gemeinsam mit Messern an der goldenen Kronenverzierung herum. »Gleich haben wir’s, ne?«, sagte Rattenfinger.
    Schweigend ging Raigar neben Vicold her. Sie erreichten das Heck der Kutsche, wo ein paar Männer um den Roten Ronald, einen Axtkämpfer mit rotem Haar und Bart, die Ladeluke geknackt hatten. Die Luke lag zertrümmert neben den Hinterrädern. Währenddessen zogen die Männer aus dem Laderaum, was sie konnten: Eine Gepäckkiste platschte auf die nasse Straße und bewarf die ohnehin schmutzstarrenden Hosenbeine mit noch mehr Schlamm. Ronald jonglierte unterdessen mit einigen Goldmünzen, die er sonst woher hatte.
    »Lässt sich die Beute schon abschätzen?«, fragte Vicold ihn.
    Roland entglitten zwei der Münzen und fielen in den Schlamm, wo sie sich im Matsch verloren und unsichtbar wurden. »Oh«, sagte er. »Das Gold reicht auf jeden Fall für ein kleines Stückchen Land.« Er zeigte auf eine der Gepäckkisten.
    Vicold fasste Raigar ins Auge. »Dann lass uns mal sehen, ob dein Plan aufgegangen ist.«
    Raigar spürte einen Blick auf sich ruhen.
    Es war der Junge. Stumm stand er nur wenige Meter hinter ihm. Seine Kleidung umgab ihn wie ein Stoffknäuel unter der wirr geschlungenen Seilfessel. Die blauen Augen starrten Raigar an. Er musste sich zusammennehmen, um sich wieder umdrehen zu können.
    Aus einer kleinen Truhe funkelte es golden und silbern. Vicold nickte anerkennend. »Das sieht vielversprechend aus.«
    Raigar beugte ein Knie und ließ die Münzen durch die Finger rinnen. Mehr Silber als Gold. »Es reicht für einfache Kost. Wenn wir bald einkaufen, bevor alle Siedlungen über uns informiert sind, dann können wir Vorräte anlegen.«
    »Und wie sollen wir die Vorräte transportieren?«, fragte Vicold. »Ich würde sie von dir schleppen lassen, aber bei Verpflegung für zwei Wochen würdest du ziemlich schnell tot zusammenbrechen, und niemand hätte mehr etwas davon.«
    »Wir nehmen einfach die Kutsche, ne?«, rief Rattenfinger von oben herab.
    »Zu auffällig. Und zu langsam«, befand Vicold.
    »Aber wir haben die Pferde.« Raigar zeigte auf eines der Kutschentiere, das von seinem Reiter gerade in wildem Galopp über die Straße getrieben wurde.
    Vicold verharrte einen Moment, dann nickte er. Neben ihm stieg Adler von der Kutsche und hielt triumphierend die Kronenverzierung in der Hand. Rattenfinger setzte sein Messer schon an den Goldbeschlägen des Wagens an und versuchte, Stückchen herauszuhebeln. »Gut, wir haben wirklich alles bekommen, was wir brauchen.« Der Messermann spazierte um den Wagen herum. Raigar blieb neben ihm.
    »Sogar noch mehr. Pferde zum Transport und eine Geisel.«
    »Ach ja, die Geisel.« Vicold blickte durch die

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