Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
Vom Netzwerk:
nicht gewohnt, so lange zu reden. »Jemand hat ihn auf die Suche nach uns geschickt. Jemand, der von Norden her kommt, denn dorthin führen die Spuren der Bestie. Tja, nun wird dieser Jemand sich gewundert haben, weshalb sein Späher nicht zurückgekehrt ist, und irgendwann wird er den Spuren folgen und seine Schlüsse ziehen.«
    »Ich habe ja gesagt, dass sie euch finden werden.« Es klang seltsam, nach Tagen wieder die eigene Stimme zu hören. »Aber … wir sind doch auf niemanden mehr gestoßen.«
    »Genau. Nur auf diesen einen Flammenbeller. Wer auch immer uns verfolgt, hält sich noch versteckt. Wir hatten gehofft, ohne Pause weiterreisen zu können, um so eine Begegnung zu vermeiden. Denn vielleicht hätten wir heute noch unser Ziel erreicht. Zweibrück. Aber die Männer sind völlig entkräftet, wir brauchen alle etwas zwischen die Zähne.«
    Elarides stutzte. »Zweibrück? Ihr seid … Ihr wollt über die Grenze, um dem Zugriff des Kaisers entfliehen zu können.«
    »Solche Halunken sind wir, ja.« Kyklon lachte.
    »Ihr wollt freiwillig dorthin? Ihr wisst, dieses Land hat seinen Namen verloren, seine Menschen und alles, was ein Land zu einem Land macht. Dort herrscht jetzt etwas, das mit Menschen nicht mehr viel gemein hat.« Ihn schauderte. Ritter Marduk würde dieses Land betreten, auch freiwillig, aber außer dem fiel ihm niemand ein.
    »Zweibrück ist eine sichere Stadt, Junge.«
    »Und was kommt danach?«, fragte Elarides. » Schatten , sagen sie. Die Bäume sind Schatten, die Flüsse sind Dunkelheit, und die Felsen sind nichts als zusammengeschmolzene Nacht. Es ist das Ende der Welt.«
    »Kein Grund, dramatisch zu werden. Ich habe schon andere Enden der Welt kennengelernt. Außerdem gehen wir nicht über Zweibrück hinaus und bleiben auch nur so lange dort, wie es sein muss.«
    Elarides schwieg. Deswegen also der Weg immer weiter nach Westen.
    »Und nun«, sprach Kyklon weiter, »kaufen wir uns Vorräte im Weingut des Grafen Egmund. Es liegt da vorn. Danach ziehen wir weiter.«
    Zwischen den Stoppelfeldern tauchten nun auch lange Reihen von Weinreben auf, die sich an Stöcken emporrankten.
    »Es ist alles sicher.« Kyklon trieb das Pferd an. »Unsere Feinde kommen von Norden. Dort erwartet sie unsere Hauptstreitmacht, wenn man sie so nennen kann. Sie werden uns rechtzeitig warnen, wenn irgendjemand einen Angriff versuchen sollte.«
    »Jeder Angriff auf euch kann mir nur helfen.«
    ***
    Das Gut des Grafen erstreckte sich über einen sanften Berghang. Die Reihen der Weinreben bildeten um die Straße herum einen dichten Wald. In ihrem Herzen stand auf freier Fläche das Gehöft zusammen mit weiteren Gebäuden. Vor einem Gästehaus stiegen sie von ihren Pferden.
    »Wir sind hungrige Reisende, und wir würden dem Grafen gerne einige seiner Vorräte abkaufen«, erklärte Kyklon einem Mann in einer Schürze, der um Bänke und Tische herumlief und Bestellungen weiterer Gäste aufnahm. Sie unterhielten sich kurz.
    Elarides sah sich um. Über die Sitzgelegenheiten vor dem Haus spannte sich eine hölzerne Konstruktion, an der sich ebenfalls Reben emporrankten. Die Tische waren voller Leute, die den Wein des Grafen aus Kelchen genossen. Elarides warf einen Blick zu Kyklon. Der sprach noch immer mit dem Mann mit der Schürze. Elarides schlich sich zu einem Tisch, an dem eine Männergruppe saß und den Wein hinunterstürzte wie Wasser, und zog einen der Zecher am Ärmel seines Mantels. »Helft mir bitte. Ich bin von Söldnern gefangen worden, die auf der Flucht vor dem Kaiser sind. Sie halten mich als Geisel fest.« Er zeigte seine von den Fesseln wundgeriebenen Handgelenke.
    Die Blicke der Männer lagen auf ihm. »Komm und setz dich und erzähl uns dein ganzes Abenteuer«, sagte einer und schwenkte seinen Kelch, dass der Wein auf die Tischplatte spritzte. Er rutschte zur Seite.
    Elarides nahm zögerlich Platz. »Bitte! Ihr müsst mir helfen …«
    Der gewaltige Schatten, der auf ihn fiel, konnte nur der von Kyklon sein.
    »Dein Freund ist auch willkommen«, sagte ein anderer Mann. Er prostete Kyklon zu.
    Die Stimme des Riesen übertönte ihn. »Wir sollten jetzt gehen. Wir haben alles.«
    »Bleibt doch noch einen Moment. Ich habe dich so lange nicht mehr gesehen, Raigar.« Am Ende des Tischs saß ein Mann mit rostrotem, schulterlangem Haar. Er hatte seinen Kelch nicht angerührt.
    »Brakas?«, fragte Kyklon. Zum allerersten Mal brach die steinerne Ruhe des Riesen, mit der er selbst die Wunde an seinem Arm

Weitere Kostenlose Bücher