Magie der Schatten: Roman (German Edition)
Er zog sich an einem der Weinstöcke hoch, da packte ihn jemand von hinten, riss ihn in die Luft und warf ihn quer über den Hals eines galoppierenden Pferdes.
»Danke«, keuchte er. »Jetzt müsst ihr euch auch nicht mehr zurückhalten, sie können sich nicht mehr hinter mir verstecken.«
»Bring ihn gleich um«, brüllte jemand von hinten. »Er macht dich nur langsamer.«
Über ihn beugte sich einer der Soldaten mit Löwenkopfrüstung. »Blödsinn, er ist unser Köder. Die Gauner kommen sicher wieder, um ihn zu holen. So eine Gelegenheit lassen wir uns nicht entgehen.«
Die Weinstöcke strichen gefährlich nah an seinem Kopf vorbei. »Macht ihr Scherze?«
»Gerne«, sagte der, auf dessen Pferd er lag. »Aber jetzt im Moment habe ich wenig Zeit für Humor.«
Elarides wand sich. »Ich bin Prinz Elarides de Mesko, der Thronfolger des Südreichs!«
Die Ellenbogen des Mannes drückten ihn nieder. »Oh, gar trefflich, denn mein Name ist Weider, und ich herrsche über dieses Kaiserreich … Ja, wie du siehst, habe ich meine Meinung über den Humor doch geändert.«
Hinter ihm erklang Lachen.
Die Weinreben zogen an ihm vorüber. »Seht mich doch an!« Tränen kitzelten ihn an der Nase. »Ich bin keiner von diesen Söldnern!«
»Schöne Schuhe und einen hübschen Untermantel hast du, das gebe ich zu. Der Ewige gnade dir, wenn wir herausfinden, wem du dafür die Kehle durchgeschnitten hast.«
»Ich habe niemandem … So etwas tue ich nicht! Glaubt mir! Glaubt mir doch!«
»Ruhe da unten«, rief der Reiter. »Sonst stecken wir dir eine Kartoffel in den Mund.«
Er schwieg.
Im rasenden Ritt drehte er den Kopf nach vorn. Kyklon hatte einen Vorsprung. Sein Pferd war nicht mehr zu sehen. Dabei ging es jetzt leicht abwärts, und das Ende der Weinberge kam schon in Sicht.
»Wo ist der Reiter hin?«, brüllte der Mann über ihm. »Jungs, wo ist dieser Riese hin, der sein Pferd eher hätte tragen sollen, anstatt sich von ihm tragen zu lassen?«
»Keine Ahnung. Dein Schädel ist da vorn im Weg gewesen.«
Ein Fluch und ein Stoß in den Rücken. »Du hast mich abgelenkt, kleine Ratte.« Der Reiter brüllte wieder nach hinten. »Sucht nach zerstörten Rebstöcken, er ist vielleicht zur Seite ausgebrochen!«
Elarides suchte auch. Die Rebstöcke flogen so rasch vorbei, dass sie mit dem Auge kaum zu erfassen waren. Doch alle schienen intakt, und auch die Hufspuren wiesen geradeaus.
Die Soldateneinheit erreichte schließlich das Ende der Weinberge. Vor ihnen tat sich die freie Flur auf. Eine schmale Straße kreuzte ihren Weg, und dahinter begannen goldgelbe Stoppelfelder, so weit das Auge reichte, und jetzt roch es überall nach Dung und Heu.
»Einfach weiter geradeaus«, rief der erste Reiter, über dessen Pferd Elarides lag. »Ihr kennt die Befehle des Feuerspuckers.«
Das Pferd zog an den letzten Weinstöcken vorbei.
Elarides bemerkte sie sofort: drei Reiter, die von der Hauptstraße auf sie zuritten.
»Gute Arbeit. Sie waren ziemlich schnell«, sagte der Reiter über ihm. »Wahrscheinlich haben sie das andere Pack schon ausgerottet.«
Das Pferd galoppierte in das Stoppelfeld, und die Halme knisterten und raschelten bei jedem Tritt. Einer der heranreitenden Männer hatte einen Verband um den Arm. Sein Pferd schien viel zu groß für ihn, fast wie ein Pony. Aber im Vergleich zu den Pferden daneben war es genauso groß. Der Mann war schlicht ein Riese.
Elarides atmete auf, unfreiwillig.
Schreie von hinten. Körper fielen von den Pferden. Dem Mann, der hinter ihnen ritt, ragte plötzlich eine glänzende Spitze aus dem Schädel. Er hob eine zitternde Hand an den Kopf, und ein schweres Gewicht schien ihn seitlich vom Pferd zu ziehen. Er stürzte.
Die Heranreitenden schlossen auf. Die beiden kleineren Reiter warfen sich in das Getümmel weiter hinten, der Riese ritt direkt auf ihn zu.
»Hol ihn der Teufel!«, fluchte der Reiter über Elarides. Die Hand des Soldaten ging zu einer Satteltasche, aus der Speere ragten, aber Elarides packte den Verschluss der Tasche und hielt ihn zu. Die Finger des Kriegers tasteten sinnlos herum. »Ratte! Ich hätte dich gleich umbringen sollen!« Er versetzte Elarides eine schmetternde Ohrfeige, dass es in seinem Schädel grollte, und griff dann nach dem Schaft des Speers. Kyklon brauchte nur noch ein paar Meter. Elarides biss die Zähne zusammen und packte den hölzernen Schaft. Er zog und riss daran, drehte und bog. Auch der Mann bog, drehte und riss, aber seine schweißigen Finger
Weitere Kostenlose Bücher