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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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glitten vom Holz ab, und der Speer drehte sich ungünstig.
    Am Ende wusste Elarides nicht, wie es geschehen war, aber die Spitze des Speers steckte dem Mann in der Brust. Entsetzte Augen starrten ihn an. Die Finger des Gardisten zitterten und zuckten wie dicke, fleischige Würmer.
    Kyklons Hand kam von der Seite und zog Elarides vom Sattel. Er ließ es geschehen, dass Kyklon ihn aufrecht hinter seinen Riesenkörper setzte.
    »Das war dumm.«
    Elarides hatte nur Augen für den Körper des Gardisten, der von seinem Pferd noch einige Meter weit durch das Stoppelfeld getragen wurde, bevor er herunterkippte. In seiner Brust steckte der eigene Speer.
    ***
    Sie schlossen sich dem Söldnerzug an, der über die Hauptstraße fegte. Alle, die noch am Leben waren, saßen auf Pferden, zu zweit oder sogar zu dritt. Die Jungen, die mit Kyklon den Angriff geritten hatten, brachten je zwei Pferde mit. Sie ritten zu Vicold, der sofort von dem Tier, das er sich mit zwei Männern teilte, auf das neue wechselte. »Das wurde Zeit«, rief er über das Hufgetrappel hinweg. »Die haben mich einige Messer gekostet.« Nur noch in den Scheiden an seinen Oberschenkeln und an seiner Brust steckten Klingen. An einigen Stellen seiner dunklen Kleidung klebte Blut, und der Stoff hing in Fetzen. »Was ist hier los? Raigar?«
    Keine fünfzig Meter hinter ihnen auf der Straße wirbelte eine ganze Schar Reiter Staub auf. Sie folgte in ihrem Windschatten.
    »Sie haben uns aufgelauert«, sagte der große Mann. »Und ich hätte es kommen sehen müssen. Schon an dem Tag, als sie uns den Flammenbeller geschickt haben. Er kam aus dem Norden. Es ist eine Strategie aus den Eroberungsfeldzügen in den Wüsten. Du führst einen tierischen Späher weit um das Lager des Feindes herum und schickst ihn hinein. Sie sehen an seinen Spuren, woher er gekommen ist. In einem Verteidigungskrieg gehen sie aber nicht den ganzen Weg der Spur zurück, um dich zu finden, sondern sie bereiten sich auf die Abwehr vor. Aus der Richtung, aus der sie den Späher haben kommen sehen.«
    »Ich sehe den taktischen Nutzen.« Vicold ließ sich von einem Kameraden mit einem Tuch die Wunden reinigen. »Aber sie haben ihren Vorteil nicht ausgenutzt. Natürlich, wir haben die falsche Himmelsrichtung bewacht, während ihr Vorräte besorgt habt. Aber wir haben noch nicht viele Männer verloren.«
    »Weil sie sich keine Mühe geben«, sagte Kyklon. »Sieh dir an, wie sie uns folgen.«
    Elarides schaute nach hinten. Die Soldaten ritten ihnen in einer weiten, bogenförmigen Formation nach. Manche ritten im hohen Gras neben der Straße, andere in den Stoppelfeldern. Aber sie hielten ihre Distanz.
    »Ich verstehe das nicht.« Vicold ließ sich einen Wasserschlauch reichen und trank gierig. Er wischte sich den Mund ab und warf das Behältnis zurück. »Sie haben uns auf der Hauptstraße überrascht. Einige haben sie umgeritten, und ein halbes Dutzend Männer liegen mit Armbrustbolzen in der Brust im Staub. Aber jetzt, da wir fliehen, reiten sie uns nur ruhig nach …«
    »Wie eine Eskorte«, sagte Kyklon. »Alles dient nur dazu, uns zu verunsichern. Offenbar haben sie genau das geschafft. Und wir können jetzt nur noch geradeaus reiten.«
    »Aber dorthin wollen wir doch. Das ergibt keinen Sinn«, murmelte Vicold.
    Elarides warf einen Blick auf die Bogenformation. Wenn sie langsamer ritten, würden sie mitten in die Formation fallen, wo der Tod wartete. Wenn sie zur Seite ausbrechen wollten, würde die Formation sich nur etwas weiter aufspannen und sie auffangen.
    »Dann haben sie ihr Ziel erreicht«, sagte er. »Ihr seid verunsichert.«
    »Der Junge spricht?« Vicold fixierte ihn. »Egal. Es freut dich sicher, dass wir niedergemetzelt werden wie die Hunde, die wir sind. Das sind deine Männer, nicht wahr, die den ganzen Weg aus dem Südreich hinter uns hergeritten sind?«
    Elarides duckte sich hinter Kyklons massigen Leib. Von Vicolds Gesicht war jetzt nur noch ein Auge zu sehen.
    »Die Männer tragen das Kaiserwappen«, antwortete Kyklon.
    Vicold fluchte. »Du hättest ihnen den Jungen im Tausch für unser Leben anbieten können! Nur dafür haben wir ihn mitgenommen.«
    »Sie wollten auch mich töten«, sagte Elarides leise. »Weil sie mich für einen von euch gehalten haben.«
    »Selbst wenn sie wüssten, wer der Junge ist – sie könnten seinen Tod vertuschen. Alles, was sich vertuschen lässt, werden sie in Kauf nehmen, um uns zu erwischen. Die Grenze ist unsere einzige Chance.«
    Vicold griff

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