Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
Vom Netzwerk:
sich an den Kopf und strich sich durch das fettige Haar. »Dann sollten wir uns wohl freuen, dass sie uns direkt darauf zutreiben.«
    Es klirrte. Kyklon streifte einen Panzerhandschuh von den Ausmaßen eines Schilds über den Arm. »Es ist Kalkül. Wir können keine richtige Entscheidung mehr treffen. Und wir haben leere Mägen. Er hat es gewusst.«
    »Wer ist er ?«, fragte Vicold. »Dieser Hauptmann, der sie anführt?«
    »Du denkst an den aus Weigrund? Nein, sie haben einen unserer ehemaligen Kampfgefährten gewonnen. Wer weiß, womit sie ihn gelockt oder ihm gedroht haben. Aber er hat nichts anderes im Sinn, als uns zu töten.«
    Elarides sah Kyklon nur von hinten, aber er glaubte, eine Veränderung in seinem Gesicht wahrnehmen zu können.
    Vicold nickte. »Deswegen kennst du die Strategie. Dann weißt du sicher auch, wie es jetzt weitergeht. Was er vorhat.«
    »Nein.« Kyklon richtete sich auf. Er überragte alle Männer, die in ihrem Tross ritten. Und wahrscheinlich auch alle ihre Verfolger. »Ich habe ihn einmal gekannt. Sehr gut sogar. Aber wir wurden getrennt, und ich weiß nicht, was sein kluger Kopf sich in all der Zeit ausgedacht haben mag.«
    Elarides senkte den Blick. Die Straße huschte unter ihm vorbei, und der von den Pferdehufen aufgewirbelte Staub brannte in den Augen. »Raigar?«, flüsterte er.
    Kyklon drehte sich nach ihm um.
    »Du hast gesagt, Flammenbeller sind niemals allein.«
    »Habe ich wohl, ja.«
    »Woher kam dann der, gegen den du gekämpft hast? Denn ich habe dort im Weingut bei den Soldaten keinen gesehen.«
    Kyklons Körper spannte sich an.
    ***
    Die Männer des Kaisers hetzten sie weiter. Aber nicht so schnell, dass die Pferde zuschanden geritten wurden. Nach einer halben Stunde wechselten die Tiere in den Trab. Sie gaben die seltsamste Prozession ab. Elarides dachte an die Festaufmärsche, die er oft genug vom Balkon der Burg hatte bestaunen dürfen. Männer auf Pferden in einem endlosen Zug, oft mit Standarten und Zierrüstungen angetan. Sie nahmen den Weg zu einem unbekannten Ziel. Wenn man sich Standarten und funkelnde Rüstungen dazu dachte, dann hätte man hier auf einige Entfernung einen dieser Ehrenumzüge erblickt. Nur dass diese Männer hier wussten, wohin es ging. Er selbst wusste es. Und es tat weh im Bauch.
    Die Sonne senkte sich langsam. Ein Reiter kippte vor Schwäche vom Pferd, aber sein Hintermann reagierte rechtzeitig und zog ihn wieder auf das Tier. Elarides leckte sich über die trockenen Lippen. Die zwei Jungen, die zusammen mit Kyklon seine Entführer überfallen hatten, lehnten sich schwach auf ihrem Pferd aneinander. Nur Vicold, der Messermann, hielt sich mit Klagen zurück. Auch Kyklon schwieg, also tat Elarides es ihm gleich. Er verstand die Gedanken hinter dieser Strategie. Sie wurden noch immer gejagt von Männern, die ihnen ans Leben wollten, aber ihre Körper zwangen sie, ihre Konzentration auf die eigene Schwäche zu richten.
    Als es dunkelte, sagte Kyklon: »Wir sind bald da. Die Lichter.«
    Elarides spähte nach vorn. Es gab tatsächlich Lichter. Sie strahlten aus der Dunkelheit der Nacht heraus wie ein See aus hellen Sternen im Abenddunkel. Herdfeuer. Viele.
    »Ist das Zweibrück?«, fragte er.
    Vor den Lichtern lag tiefste Dunkelheit, durch die dünne Stränge schwächerer Beleuchtung hinüberführten. Er ahnte es: die zwei Brücken, die über die Schlucht gingen.
    »Oder das Ende der Welt , wie du es freundlich bezeichnet hast.«
    Ein müdes Lächeln trat auf Elarides’ Gesicht.
    Vor der Finsternis der Schlucht erwachten weitere Lichter. Drei, vier, dann fünf. Sie besaßen die Größe von Laternen, aber sie wuchsen und vermehrten sich.
    Elarides’ Lächeln erlosch.
    Sie wuchsen nicht nur, sie kamen näher. Rasend schnell.
    »Brakas«, sagte Kyklon. »Er herrscht über das Feuer. Er will uns in Asche verwandeln.«
    Die Flammen schossen durch die Luft, ohne Nahrung zu benötigen. Sie zogen glühende Schweife hinter sich her, und hinter diesen Schweifen hetzten Kreaturen mit glühenden Augen und glühenden Mäulern durch die Dunkelheit.
    »Diesen Zauber nennt er den Sternenschauer. Ich habe ihn oft genug gesehen.«
    »Dann weißt du, wie wir ihm entgehen können?«, fragte Elarides bang.
    Unter den Männern und Pferden brach Panik aus. Tiere scheuten, Schreie hallten durch die Nacht. Ein irrer Reiter drehte um und steuerte geradewegs in die Formation der Soldaten hinter sich, die nun aufgeholt hatte, und wurde von Schwertern und Äxten

Weitere Kostenlose Bücher