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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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nur, ob sie von ihr ausgelöst wird. Sie ist ein Teil des Labyrinths, und das Labyrinth hält nur fremde Energien auf.«
    »Das wird kein Problem sein«, sagte Lenia. »Wenn wir es gemeinsam versuchen …«
    Die Gloriengarde bewegte sich unaufhaltsam voran, mit Beinen und Klauen. Sie warf die Hände an den Blitzschnüren aus wie ein Angler seine Schnur. Die Stahlspitzen griffen in weit entfernte Hecken und zogen den Körper durch die Luft.
    Auf einer Anhöhe, hinter einer Kreuzung, erschienen die drei Ziele. Sie bewegten sich nicht mehr, sondern standen still.
    Die Gloriengarde warf die Krallen aus bis kurz vor die Kreuzung. Die Metallklauen gruben sich in den Boden und zogen den Körper an den Blitzsträngen hinterher, in die Luft.
    Eines der Ziele streckte die Arme aus. Die Blitzschnüre an der linken Hand erloschen plötzlich. Das Gleichgewicht des Körpers ging verloren, und er schwang an der zweiten Blitzschnur herum, in eine der Abzweigungen des Weges hinein. Jetzt streckte das zweite große Ziel die Arme aus. Die Gloriengarde prallte gegen eine unsichtbare Wand. Im gleichen Moment sanken die Hecken neben ihr in den Erdboden. Ein Glänzen von Stahl. Schwerter, Speere und Pfeile. Der Körper sackte nach unten, direkt in die zahlreichen Klingen der Fallgrube hinein. Die ersten prallten ab, verbeulten die silberne Rüstung nur, die nächsten schlugen Schrammen hinein, und die letzten rammten sich mitten hindurch. Irgendwann kam der Körper zur Ruhe …
    Die Gloriengarde hing regungslos in dem Meer aus Metall.
    Nairod näherte sich der blitzenden Klaue, die noch im Boden steckte. Sie griff und kratzte um sich, riss Blätter aus den Hecken und Erde aus dem Boden. Die Rüstung, die den Körper des Wesens ausmachte, hing zwischen den Speeren, hundertmal gepfählt. In den Augenlöchern des Metallschädels zuckten unverändert die Blitze.
    »Lass sie dort«, rief der Gnom. »Es wird dir nicht gelingen, sie endgültig zu vernichten.«
    Nairod kehrte zurück zu Lenia. »Ein Glück, dass dein Zauber die Falle ausgelöst hat.«
    Sie nickte. »Aber du bist verletzt.« Sie holte ein Taschentuch hervor und zeigte auf seine Wange. »Lass mich …«
    »Nein.« Nairod wischte sich Blut aus dem Mundwinkel und von der Wange. Die Verletzung war nicht das Schlimme, sondern die Ohnmacht, die ihn zu Boden ziehen wollte. »Nicht jetzt. Wir müssen weiter. Das mit der Maske ist mir auch egal. Sollen sie doch sehen, wer den Irrgarten und seine Monstren überwunden hat.«
    Lenia steckte das Taschentuch langsam zurück. Sie sah aus, als wollte sie noch etwas sagen.
    Sax unterbrach sie, indem er auf ihre Schulter kletterte. »Kommt weiter. Wir sind bald da.«
    Er führte sie um weitere Ecken und Biegungen, und tatsächlich: Unverhofft endete das gefährliche Labyrinth.
    Die Wolken am Himmel begannen wieder ihren Zug und gaben einen hellen Mond frei. Auch die Hecken senkten sich mit einem leisen Rascheln wieder auf ihre natürliche Größe.
    Vor ihnen erhob sich das Anwesen. Durch Fensterreihen fiel Licht nach draußen, und eine schmale Treppe führte auf eine Terrasse, die im Schatten eines Balkons lag.
    Nairod sah hinauf zum Balkon, dann zu der Tür, die von der Terrasse in das Gebäude hineinführte. »Zu dumm, dass wir das Seil bei dem Abgrund gelassen haben. Die Tür unten wird sicher verschlossen sein.«
    »Nicht auf die Art, an die du denkst.« Sax war von Lenia heruntergeklettert und watschelte auf die Tür zu. »Ich verrate nur so viel: Falls jemals ein Einbrecher ohne magische Begabung es durch den Irrgarten geschafft hätte, wäre er hier gestorben …« Zentimeter vor der Tür hielt der Gnom an. Vor ihm flammten geräuschlos blaue Energiefäden auf, die sich schräg über die Tür spannten. Ein Adergeflecht zwischen ihnen überzog die gesamte Tür. »Er hätte sich nämlich zu Tode geärgert.«
    Nairod lächelte. »Ein Schutzkreis. Darin habe ich Übung bekommen in letzter Zeit.«
    »Sei vorsichtig«, sagte Lenia. Mit ihrer Maske gab sie von ihnen dreien zweifellos das seltsamste Bild ab.
    Nairod konzentrierte die Macht in seinen Händen. Er packte einen Schutzstrang am oberen Ende und riss ihn herunter. Die winzigen Adern zogen sich zurück. Dann griff er den zweiten Strang und riss daran. In seinen Händen lösten sich die magischen Linien und Fäden auf.
    »Weiter?«, fragte er. Für einen Moment drehte sich die Welt. Die Erschöpfung kam und wollte seinen Körper nach unten ziehen wie einen Stein. Aber er war stärker.

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