Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
Vom Netzwerk:
vorsichtige Stimme. Sax’ winzige Gestalt kam unterm Bett hervor.
    Nairod schloss die Augen. Die Wärme umfing ihn wie eine schützende Schicht gegen den Rest der Welt. »Natürlich kommt sie zurück. Sie hat doch selbst gesagt, was sie tun wird. Selbst wenn ich nicht auf ihren Rat höre.«
    »Und hast du vor, auf ihren Rat zu hören?«
    »Sie hat schon einmal mit mir darüber gesprochen. Ich habe schon damals geahnt, was sie wollte.« Durch den warmen Dunst war das Zimmer wie in weiße Schleier gehüllt. »Und schon da bin ich ihrem Rat nicht gefolgt. Es ist egal, glaub mir. Sie wird immer wieder zu mir zurückkommen, weil … Ach, der Ewige weiß, warum.« Nairod hielt einen Schwamm in das warme Wasser und ließ ihn sich vollsaugen. Dann drückte er ihn über seinem Kopf aus, und das Wasser floss in warmen Rinnsalen über sein Gesicht.
    »Das ist gut. Ich dachte schon, du würdest dich von ihren Worten beeinflussen lassen.«
    »Was für eine Witzfigur wäre ich dann?« Er rubbelte sich Dreck, Erde und Blut von Armen und Brust.
    »Oh, viele große Männer sind durch Frauen zu Fall gebracht worden.«
    Nairod wischte sich das Wasser aus dem Gesicht und öffnete die Augen. Sax war eine kleine, dunkle Gestalt hinter den Dämpfen. »Was willst du mir damit sagen?«
    »Vielleicht ist sie nicht gut für dich.«
    »Sie ist ungefährlich. Sie wird nichts tun, was mir schaden könnte. Im Übrigen habe ich das Gefühl, dass du nur ihre Worte wiederholst. Er ist gefährlich – sie ist gefährlich …«
    Der Erl fauchte. »Sie misstraut mir, weil ich ein Erl bin. Weil die Menschen allem misstrauen, das sie nicht kennen. Und dabei habe ich euch geholfen!«
    »Das hast du. Kein Grund, sich aufzuregen. Wäre ich ein schwächerer Mann, würde ich dich wahrscheinlich aus Angst wegschicken. Aber ich habe es schon Lenia gesagt: Du machst mir mit deinen Fähigkeiten keine Angst. Du hilfst mir auf meinem Weg. Das ist das Entscheidende.« Nairod tastete nach dem Stück Seife, das sich neben dem Bottich in einem Schälchen befand. Etwas Wasser schwappte über den Rand, aber schließlich bekam er die Seife zu packen.
    »Genau. Du siehst das genau richtig.«
    »Du führst mich zum Drachen.«
    »Es ist ein weiter Weg, mein Herr. Durch das halbe Land geht es für uns.«
    »Durch das halbe Land, durch das ganze Land, durch die halbe Welt, durch die ganze Welt … Damit kannst du mich nicht schrecken.« Nairod rieb sich mit der Seife ein und legte sie wieder weg.
    »Dein Wille ist beeindruckend. Wir müssen bis zu den Minen von Steinheim.«
    »Das ist am nördlichen Rand des Kontinents. Du hast nicht übertrieben. Wir reisen ab, sobald Lenia sich wieder beruhigt hat.«
    »Und wenn sie sich gar nicht mehr beruhigt?«, fragte Sax mit leiser Stimme, als könne Lenia ihn hören, wenn er zu laut sprach.
    »Sei nicht albern.« Nairod holte tief Luft, hielt sich die Nase zu und tauchte mit dem Kopf unter.

Kapitel 18:
DER ABEND DES DRACHEN
    Raigar war ein ausgemachter Dummkopf. Ich würde einiges geben für deine Geistesstärke. Wenn er gewusst hätte, was es wirklich war, was er da für Geistesstärke hielt … Es war Angst, wie sie schlimmer nicht sein konnte.
    Elarides floh nicht mehr vor den Männern, ihren Worten und Taten, sondern er floh vor der Angst selbst. Er floh aus dieser Welt in eine andere, die er früher für die wirkliche gehalten hatte. Ritter Marduk und seine rechtschaffenen Abenteuer aber gehörten in Gedanken, in Träume. In eine heilere Welt, die es vermutlich nie gegeben hatte. Diese Welt bot Schutz, solange er die Holzschnitzereien von Marduks Kämpfen heraufbeschwören konnte. Sie lagen im Zimmer des Söldneranführers, in der Truhe, in der die Männer Schätze vermuteten. Dort konnte er die Augen schließen und die wirkliche Welt verbannen.
    Er hätte fliehen können, ja, aber dann wäre er allein gewesen. Allein und so fern von daheim wie nie zuvor. Die Schafsritter seines Vaters warteten jenseits der Brücken vielleicht schon darauf, ihn in Empfang zu nehmen und sicher heimwärts zu eskortieren. Vielleicht aber waren sie auch in alle Himmelsrichtungen verstreut, und er würde zu Fuß gehen müssen. Es wären Meilen über Meilen, und schon auf den ersten würden Straßenräuber in den Wäldern lauern. Wenn sie erfuhren, wer er war, würde er wieder eine Geisel werden. Wenn nicht, dann nur eine Leiche am Wegesrand.
    Sein Platz war hier. So wie auch Ritter Marduks Platz immer dort war, wo die größte Gefahr herrschte. Nur

Weitere Kostenlose Bücher